Tarif-Kommentar :
Ran an die Arbeitszeit

Heike Göbel
Ein Kommentar von Heike Göbel
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Der nach wie vor grundsätzlich geltende Acht-Stunden-Tag passt immer schlechter zur modernen Arbeitswelt. Die neue Regierung sollte sich darum kümmern.

Paradox: Während der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes die Jamaika-Sondierer in Berlin vor einer Lockerung des Arbeitszeitgesetzes warnt und von einer „skurrilen Diskussion“ spricht, rückt die mächtigste DGB-Gewerkschaft die Arbeitszeit erstmals seit langem in den Mittelpunkt einer Tarifrunde. Die Arbeitszeit ist also aus Sicht der IG Metall ein Thema, für das es sich sogar wieder zu streiken lohnt.

Unabhängig vom Ausgang dieses Tarifkonflikts sollte sich die nächste Bundesregierung vom DGB-Chef nicht abhalten lassen, das heiße Arbeitszeit-Eisen auch selbst anzupacken. Der nach wie vor grundsätzlich geltende Acht-Stunden-Tag samt Vorgabe elfstündiger Ruhezeit passt immer schlechter zur modernen Arbeits- und Familienwelt.

Versuche, das Recht über Ausnahmen wirklichkeitstauglich zu machen, führen bloß tiefer in die Bürokratiefalle, darunter leiden Unternehmen und Beschäftigte. Alles spricht dafür, das Gesetz maßvoll zu lockern und statt der Tages- nur noch eine schützende Wochenobergrenze von 48 Stunden vorzugeben. Innerhalb dieses Rahmens bliebe übrigens auch Tarifpartnern mehr Freiheit, über Arbeitszeitmodelle zu streiten, die gutes Geschäft und gutes Leben verbinden.