Recycling :
Aus dem Schlamm der Brauerei

Frauke Zbikowski
Ein Kommentar von Frauke Zbikowski
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Bierhefe am Boden eines Becherglases im Labor der Hefebank Weihenstephan. An solchen Hefen haften Metalle aus aufgelöstem Elektroschrott.
Bierhefe eignet sich dazu, Metalle aus Elektroschrott zu extrahieren. Forscher aus Österreich haben das ausprobiert.

Bierhefe gilt als gesund, sie enthält B-Vitamine und soll Haut, Haare und Nägel kräftigen, wie auch das strapazierte Nerven­kostüm und das Muskelgewebe. Zudem wäre Bierbrauen ohne die Pilze nicht möglich. Dennoch ist es schwer, für diese Lebewesen Sympathie zu empfinden. Da hilft es nicht, dass im Vereinigten Königreich aus dem Schlamm, der beim Bierbrauen übrig bleibt, ein Brotaufstrich hergestellt wird: Wer jemals ein Glas Marmite geöffnet hat, ist vermutlich immer noch fassungslos, dass diese an Altöl erinnernde Masse nicht unters das europäische Chemikalienrecht fällt – bekanntlich reguliert die EU das Verwenden und Inverkehrbringen besorgniserregender Substanzen besonders streng.

Nützlicher Rückstand

Vielleicht hat aber diese ganze Unappetitlichkeit Forscher der Universität für Bodenkultur, Wien, inspiriert, mit dem Braurückstand Me­talle aus einer Elektroschrott­lösung zu extrahieren. „Viel ekliger kann es nicht werden“, mögen sie sich gedacht haben, denn aus Elek­troschrott eine Metalllösung zu machen sieht auch nicht schön aus. Die Platinen werden geschreddert und in einer Mischung aus konzentrierter Salpeter- und Salzsäure behandelt.

In der Beschreibung ihrer Experimente bleiben die Forscher aus Wien und Tulln nüchtern und lassen die fiesen Sachen außen vor: Sie stellten mit Salzen eine Lösung her, die solche Metalle enthielt, die auf Computerplatinen üblich sind. Dann rührten sie Bierhefe hinein, kippten Schwefelsäure oder Natronlauge hinzu und stellten fest: Aluminium, Kupfer und Zink bleiben an der Bierhefe hängen. So steht es in den „Frontiers in Bioengineering and Biotechnology“. Das funktioniert wohl auch mit echtem Elektroschrott. Unklar bleibt, was mit der Bierhefe danach geschieht. Vielleicht aber finden sich auch hier Wissenschaftler, die noch Ekligeres sinnvoll nutzen können.