Insektengattung entdeckt :
Ein Punk unter den Käfern

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Excastra albopilosa, der Punk unter den Käfern
Excastra albopilosa wäre fast übersehen worden: Der jüngst entdeckte Käfer hat sich nicht nur als eine bislang unbekannte Art herausgestallt. Er zählt sogar zu einer neuen Gattung.

Es war eine Zufallsentdeckung: Der australische Insektenforscher James Tweed entdeckte einen flauschiges Objekt Ende Dezember 2021 zufällig beim Zelten im Hinterland der Gold Coast. Zunächst habe er an nichts Weiteres gedacht, als er es auf einem Lomandra-Blatt entdeckte. Doch beim zweiten Blick erkannte er, dass es sich offenkundig um einen Käfer handelte, den er noch niemals zuvor gesehen hatte.

„Mit einer Größe von 9,7 Millimetern war er eine auffällige rot-schwarze Schönheit, die mit langen weißen Haaren bedeckt war“, schreibt Tweed auf der Homepage der University of Queensland. Zurück von seiner Reise durchforstete Tweed zahlreiche taxonomische Bücher, wissenschaftliche Abhandlungen und das Internet, um eine Übereinstimmung mit der Art zu finden, aber nichts sah auch nur annähernd ähnlich aus.

Fotos des Käfers, die er in einer Facebook-Gruppe für australische Käfer postete, stießen auf reges Interesse, aber selbst die erfahrensten Bestimmungsexperten gaben ihm keine Antwort. Dann schickte er eine E-Mail an die Australian National Insect Collection (ANIC) in Canberra. Die Experten bestätigten Tweed, dass es sich bei dem Käfer um eine bislang unbekannte neue Art handelt.

Excastra albopilosa ist nur ein Zentimeter lang
Excastra albopilosa ist nur ein Zentimeter langLingzi Zhou, Australian National Insect Collection

Erst als Tweed die ANIC persönlich besuchte, um seine Entdeckung mit deren umfangreicher Sammlung zu vergleichen, wurde allen klar, dass es sich nicht nur um eine neue Art handelt, sondern auch um eine neue Gattung – oder Familie von Arten.

„Wir wählten den Namen Excastra für die Gattung, was lateinisch für 'vom Lager' ist, und für den Artnamen entschieden wir uns für albopilosa, was übersetzt 'weiß und haarig' bedeutet“, sagte Tweed, der seinen Fund zusammen mit Kollegen im „Australien Journal of Taxonomy“ veröffentlicht hat. „Wir wissen noch nicht, wozu diese Haare dienen, aber unsere erste Theorie ist, dass sie das Insekt so aussehen lassen, als sei es von einem insektenabtötenden Pilz getötet worden.“

Dies würde möglicherweise Raubtiere wie Vögel davon abhalten, das Insekt zu fressen. „Aber bis jemand mehr Exemplare findet und diese Art weiter untersucht, können wir nicht mit Sicherheit sagen, warum dieser Käfer so behaart ist.“

Das Gebiet in der Nähe des Lamington-Nationalparks ist seit mehr als 100 Jahren bei Entomologen beliebt, sodass es rätselhaft sei, dass Excastra albopilosa bis dato noch nicht gefunden wurde. „Ich bin selbst mehrmals zurückgekommen, um nach weiteren Exemplaren zu suchen, aber ich hatte kein Glück.“

Solche Zufallsfunde zeigten, wie viele unbekannte Arten es gibt und wie viele von ihnen vom Aussterben bedroht sein könnten. „Wir erleben weltweit einen rapiden Rückgang der biologischen Vielfalt, und es ist schwierig, Arten zu erhalten, von denen wir nicht einmal wissen, dass sie existieren“, so Tweed. Die besten Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit 5,5 Millionen Insektenarten gibt, von denen nur ein Fünftel bislang benannt und beschrieben wurde.