Schutz vor Brustkrebs :
Mammographie-Screening schon ab 45 Jahren sinnvoll

Von Irem Yildirim
Lesezeit: 2 Min.
Medizinisches Personal untersucht bei einem Mammographie-Screening die Brust einer Frau auf Brustkrebs.
Brustkrebs ist die häufigste Krebstodesursache bei Frauen. Bisher werden Untersuchungen zur Erkennung von Brustkrebs Frauen ab 50 Jahren empfohlen. Nun sollen auch jüngere Frauen davon profitieren.

Erst Anfang dieses Monats wurde das Mammographie-Screening ausgeweitet – die obere Altersgrenze wurde von 69 auf 75 Jahren angehoben. Schon damals empfohl Professor Walter Heindel am Universitätsklinikum Münster in einem F.A.Z.-Interview, dass die europäische Brustkrebsleitlinie ein Screening ab 45 Jahre anrät. Eine Ausweitung der Altersgrenzen bis 75 Jahre wurde 2022 vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geprüft und befürwortet – voraussichtlich von Mitte 2024 an können Frauen am Screening teilnehmen.

Zwei Wochen später berichtet nun das BfS, dass medizinische Untersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Brustkrebs nicht ab 50, sondern schon ab 45 Jahren mit mehr Nutzen als Risiken verbunden sind. Bisher würden an dem Screening-Programm Frauen zwischen 50 und 69 Jahren an regelmäßigen Röntgenuntersuchungen zur Brustkrebsfrüherkennung teilnehmen dürfen. Das BfS wertete dabei acht Studien aus vier Ländern aus. Dabei wurden rund 370.000 Frauen im Alter von 39 bis 49 Jahren zwischen 1963 und 1994 zum Mammographie-Screening rekrutiert.

Sterblichkeitsrate durch Brustkrebs senken

Brustkrebs ist die häufigste Krebstodesursache, sowie die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Die Früherkennung durch das Mammographie-Screening kann die Sterblichkeitsrate durch Brustkrebs auch für Frauen unter 50 Jahren um 20 Prozent senken. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 5000 Frauen im Alter zwischen 45 und 50 Jahren. Ein Screening ab 45 Jahren geht zwar mit einem höheren strahlenbedingten Risiko einher, welches jedoch im Vergleich zum Nutzen als insgesamt gering eingeschätzt wird. Die Untersuchungen sollen weiterhin alle zwei Jahre stattfinden. Bei einer regelmäßigen Teilnahme am Screening von 45 bis 69 Jahren beliefe laut dem Bericht das damit verbundene Lebenszeitrisiko für eine strahlenbedingte Blutkrebserkrankung bei 0,04 Prozent. Ob die Röntgenmammographie ab 45 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden wird, entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss.

Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz-(MR)-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen.
Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz-(MR)-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen.dpa

2D-Mammographie als Untersuchungform

Ein Risiko der Untersuchungen seien der hohe Anteil falsch positiver Tests, in denen Brustkrebs diagnostiziert wird, obwohl keiner vorliegt. Es wird nicht davon ausgegangen, dass der Anteil bei einem früheren Screening mehr positive Befunde aufweist. Für die Untersuchung wird eine 2D-Mammographie durchgeführt, bei der ein Röntgenbild der Brust gemacht wird. Mithilfe von niederenergetischer Röntgenstrahlung wird das Brustgewerbe dargestellt, Ärzte können bereits winzige Tumoren in der Brust sehen.

Ein hohes Brustkrebsrisiko besteht bei einer familiären Vorbelastung oder beim Vorliegen bestimmter hormoneller Einflussfaktoren. Auch ein mammographisch dichtes Brustgewebe kann ein Risikofaktor darstellen. Dichteres Brustgewebe liegt vor allem bei jüngeren Frauen häufiger vor, weswegen diese besonders von einem frühen Screening-Beginn profitieren.

Nur in wenigen weiteren europäischen Ländern existieren Mammographie-Screening-Programme für Frauen unter 50 Jahren. In Österreich, Ungarn und der Tschechischen Republik wird ein Screening bereits ab 45 Jahren angeboten. In Schweden ist dies schon für Frauen ab 40 Jahren empfohlen. Ein europäisches Forschungsprojekt der Hochschule Darmstadt arbeitet daran, dass mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) Brustkrebs frühzeitig erkannt wird. KI soll es zukünftig so ermöglichen, Tumore besser zu behandeln.