Zukunft in Ingolstadt :
Audi?

Holger Appel
Ein Kommentar von Holger Appel
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Selbst unter dem Eindruck des Dieselskandals und des Verschleißes etlicher Entwicklungschefs: Wie konnte es passieren, dass Audi mehr als drei Jahre von der Bildfläche verschwindet?

Jedes Autounternehmen hat so seine Themen. Der Produktpipeline von Volkswagen mangelt es am Gewinner-Gen, der neue Chef arbeitet spürbar daran. Mercedes-Benz läuft Gefahr, mit der elek­trischen S-Klasse EQS einen Misserfolg einzufahren, beweist aber Mut. Fast so viel wie BMW, wo der Auftritt des opulenten 7ers polarisiert, technisch aber wiederum ein Ausrufe­zeichen gesetzt wurde. Und Audi? Der Zustand in Ingolstadt ist so un­durchsichtig wie besorgniserregend. Vom Vorsitzenden Markus Duesmann ist kaum mehr in Erinnerung als sein Wunsch, an einem autofreien Sonntag mit dem Rennrad über die Autobahn zu radeln. Von Vertriebsvorstand Hildegard Wortmann ist der Kassandraruf im Gedächtnis, die Überlebenschance von Audi stehe 50:50. Was folgt daraus?

Das letzte neue Modell von Bedeutung ist der A3, dessen Vorstellung datiert auf das Frühjahr 2020. Seither schleppen sich die vier Ringe mit Ablegern aus Zuffenhausen oder Wolfsburg durch die Nische. Und mit Konzeptstudien, die technisch, optisch und digital in eine verheißungsvolle Zukunft weisen sollen. Die scheint ziemlich vage, kommt ohnehin frühestens im kommenden Jahr in Fahrt und wirft Fragen auf. Selbst unter dem Eindruck des Dieselskandals und des Verschleißes etlicher Entwicklungschefs, wie konnte es passieren, dass Audi mehr als drei Jahre von der Bildfläche verschwindet? Werden die Ingolstädter daraus die Kraft ziehen können, an die Spitze um BMW und Mercedes-Benz zurückzukehren? Für den Autostandort Deutschland wäre das sicherlich gut, für Fans der Marke natürlich auch, für die stolzen Audianer sowieso. „Vorsprung durch Technik“ klingt eindeutig besser als „Abgehängt durch Stillstand“.