Skispringer Stephan Leyhe :
„Habe relativ viel liegen gelassen“

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Stephan Leyhe blickt mit gemischten Gefühlen auf die zurückliegende Saison.
Stephan Leyhe blickt mit gemischten Gefühlen auf die Saison zurück. Dem deutschen Vorzeigespringer fehlt es auf so mancher Schanze an der zündelnden Idee.

Die Systeme werden runtergefahren. Das passiert bei den Skispringern stets Ende März, wenn die große Flugshow nach dem Weltcupfinale in Planica beendet ist. Auch Stephan Leyhe, Hessens Vorzeigespringer, geht jetzt nicht mehr in die Anlaufspur, um auf ein Zeichen seines Trainers Stefan Horngacher zu warten, der ihn in die Tiefe schickt. „Ich werde ein paar Tage lang nichts tun“, sagte Leyhe zum Saisonausklang in Slowenien. „Wirklich nichts tun.“ Urlaub? „Daran denke ich noch nicht.“

Im Sommer geht es wieder los. Beim Blick auf den zurückliegenden Winter, der für die Skispringer im Weltcupgeschäft mit den ersten Wettkämpfen im November in Skandinavien startet, ist Leyhe nicht so zufrieden wie sonst. Der Willinger, mittlerweile 32 Jahre alt, fand seine Abschiedsvorstellung auf der riesigen Flugschanze in Planica „leider nicht so gut. 207 Meter nur. Das macht nicht wirklich Spaß“, sagte er, um nach Gründen für das zu suchen, was er eigentlich viel besser kann. „Ich habe keine Idee für die Schanze gefunden.“

Lichtblicke nach holprigem Start

Ja, auch darauf kommt es bei der sensiblen Freiluftsportart Skispringen an. Man muss eine Verbindung aufbauen. Leyhes Mannschaftskollege Andreas Wellinger hatte es unlängst so formuliert: „Man spürt, ob einem eine Schanze liegt und sympathisch ist oder nicht.“ Leyhe sieht dies genauso, und auch er hat Schanzen, die ihm besonders ans Herz gewachsen sind.

Allen voran die Mühlenkopfschanze im Waldecker Upland. Seine Heimat, sein Revier. Dort hat er seinen bis heute einzigen Weltcupsieg erreicht. Stichwort Weltcup: Um in diesem Winter überhaupt dabei gewesen zu sein, musste sich Leyhe über den Umweg Continental Cup mächtig strecken. „Gleich zu Saisonbeginn habe ich mich ins Team zurückgekämpft. „Das war echt gut“, sagte er. „Ich bin gut gestartet. Danach war es ein bisschen holprig. Es hat aber auch ein paar Lichtblicke gegeben.“

Zum Beispiel Mannschaftsbronze bei der Skiflug-WM in Bad Mitterndorf. Wenn man den im Schwarzwald lebenden Willinger bei der Ausübung seiner im Wortsinne sprunghaften Arbeit zuschaut, bekommt man meist einen verlässlichen Athleten zu sehen. Konstanz ist seine Stärke. „Das stimmt“, sagte er. „Das hat mich früher immer ausgemacht.“

Dass es in dieser Saison aber immer wieder mal Wettkämpfe zum Vergessen gegeben hat, in denen es der Nordhesse noch nicht einmal in den zweiten und entscheidenden Durchgang der 30 besten Springer geschafft hat, ärgert ihn selbst am meisten. „Insgesamt war die Saison auf einem ordentlichen Niveau. Aber ich habe doch relativ viel liegen gelassen.“

Bei der zurückliegenden Raw Air in Norwegen, der Härtetour, bei der jeder Sprung zählt, hat Leyhe als 34. von 56 Startern nicht so wie erhofft abgeschnitten. „Das kann ich besser“, sagte er nach dem Finale in Vikersund. Leyhe, das ist neben Pius Paschke der Dauerbrenner im Team der deutschen Skispringer. Einer, der seinen Standort schon vor Jahren gewechselt hat, um im Schwarzwald, wo auch der Bundestrainer lebt, ganz nah an den Schanzen in Titisee-Neustadt und Hinterzarten zu sein. Dort werden im Sommer die Systeme wieder hochgefahren.