Grund für die Trainer-Absage :
Nagelsmann widerspricht Bayern-Sportchef Eberl

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Spürt keinen Stachel: Julian Nagelsmann
Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann übernimmt zur neuen Saison nicht beim FC Bayern, sondern verlängert beim DFB. Münchens Sportvorstand Max Eberl hat dafür eine Erklärung. Nagelsmann selbst sieht das anders.

Julian Nagelsmann hat sich bei seiner Entscheidung für eine Vertragsverlängerung als Bundestrainer und gegen eine Rückkehr zum FC Bayern nach eigener Aussage nicht von Ressentiments gegen den Rekordmeister leiten lassen. „Ich habe gestern meinen Körper abgetastet, da sitzt kein Stachel“, sagte der 36-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview von Magenta TV.

Nagelsmann spielte mit dieser humorvollen Aussage auf Bayern-Sportvorstand Max Eberl an. Dieser hatte die Absage Nagelsmanns für ein zweites Engagement in München auch mit den Erfahrungen der Trennung im März 2023 erklärt. „Und irgendwann hast du halt gemerkt, okay, der Stachel von damals sitzt noch tief. Die Trennung ist noch sehr frisch“, sagte Eberl am vorigen Samstag bei Sky.

Diesem Eindruck wollte Nagelsmann in dem Format „BestBesetzung“ mit Moderator Johannes B. Kerner widersprechen. „Es ist in den meisten Fällen normal, dass derjenige, der entlassen wird, sich eine andere Art wünscht als diejenigen, die einen entlassen. Das ist wahrscheinlich bei einem Spieler, wenn ich ihn nicht nominiere, ähnlich. Demnach sitzt da kein Stachel tief“, sagte Nagelsmann.

„Habe mich bewusst für den DFB entschieden“

Die Entscheidung für den DFB sei wohlüberlegt gewesen. „Ich handhabe es so, wie auch bei allen Spieler-Nominierungen, wenn ich die erste Elf auswähle und überlege, wer für das Spiel der richtige Spieler ist, wie ist die richtige Zusammensetzung – dann entscheide ich mich immer für einen Spieler und nicht gegen einen Spieler. Und so ist es jetzt auch. Ich habe mich bewusst für den DFB entschieden“, sagte der Bundestrainer. Neben der Heim-EM sei auch die Perspektive, die Fußball-Nationalmannschaft zur WM 2026 nach Amerika zu führen, ein großer Reiz.

Nagelsmann hatte in der Vorwoche seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bis zur WM 2026 verlängert. Der Entscheidung waren wochenlange Diskussionen vorausgegangen. Nagelsmann selbst hatte das Thema mit Aussagen vor den März-Länderspielen in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) ins Rollen gebracht.

„Ich hatte nicht nur Bayern München und den DFB – es waren noch ein paar andere Klubs da. Ich habe auch die Pflicht, alles abzuwägen. Ich hatte beim DFB immer ein gutes Gefühl und das war immer einer meiner Favoriten“, sagte der 36-Jährige, der die DFB-Auswahl als jüngster Bundestrainer bei einem Turnier betreuen wird.

Rein ökonomisch hätte die Entscheidung anders ausfallen müssen, wie Nagelsmann erklärte. „Jeder kann sich vorstellen, dass man im Verein mehr verdienen kann. Aber das ist nicht meine Triebfeder. Natürlich sind finanzielle Dinge auch wichtig, weil ich auch eine Verantwortung habe, für meine Familie, für mich selbst, für mein Leben. Aber wenn das meine Haupttriebfeder wäre, wäre ich wahrscheinlich eher beim Verein gelandet“, sagte er.

Nagelsmann: EM-Titel ist das Ziel

Eine Rückkehr zum FC Bayern, der an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) in der Bundesliga auf Eintracht Frankfurt trifft, zu einem späteren Zeitpunkt schloss Nagelsmann ausdrücklich nicht aus. Sein Lebensglück hänge aber nicht von der Arbeit bei bestimmten Vereinen ab.

Der Bundestrainer äußerte sich in diesem Interview auch zur Zielsetzung für die bevorstehende Europameisterschaft in Deutschland. Dabei gab er in bislang nicht geäußerter Deutlichkeit den Titelgewinn mit der Nationalmannschaft als Ziel aus. „Wenn du an einem Turnier teilnimmst, an einem Spiel teilnimmst, sollte die Grundidee sein, selbiges zu gewinnen. Die Grundidee haben wir nochmal versprachlicht beim letzten Lehrgang. Wir werden das auch nochmal verbildlichen, was die Spieler betrifft“, sagte Nagelsmann. „Es ist legitim und gesund, das auch vorzuleben, dass wir als Trainerteam und als Mannschaft antreten, um den Titel zu gewinnen“, fügte der 36-Jährige an.

Bislang hatte Nagelsmann kein konkretes EM-Ziel ausgerufen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte das Erreichen des Halbfinals als Marke genannt. Der Bundestrainer machte nun klar. „Auf jeden Fall sollten wir die Vorrunde überstehen, völlig klar, und dann die eine oder andere K.o.-Runde, um ergebnistechnisch von einer guten EM zu sprechen“, sagte er.