Zum siebten Mal bei Olympia :
Der Bonus von Timo Boll

Von Florian Richter
Lesezeit: 2 Min.
Timo Boll kämpft bei den Olympischen Spielen mit dem Team um eine Medaille.
Die Erfahrung gibt den Ausschlag: Der 43 Jahre alte Timo Boll soll im Mannschaftswettbewerb bei den Olympischen Spielen in Paris um die Medaillen kämpfen. Trotzdem platzt für den Tischtennis-Altmeister ein Traum.

Die erfolgreiche Karriere von Timo Boll wird um ein weiteres bedeutendes Kapitel erweitert: Zum sage und schreibe siebten Mal wird der Tischtennis-Altmeister in diesem Sommer an Olympischen Spielen teilnehmen. Damit würde der 43-Jährige zum Rekord-Olympiateilnehmer in seiner Sportart, gemeinsam mit fünf anderen.

Wie der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) am Dienstag bekannt gab, wird Boll zwar nicht für den Einzelwettbewerb in Paris vorgeschlagen, dafür soll er mit der Mannschaft um eine Medaille spielen. Die endgültige Entscheidung wird letztlich frühestens im Mai vom Nominierungsgremium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vorgenommen.

Rätsel um das deutsche Aufgebot

Im Einzel sollen Deutschlands Nummer eins und Olympia-Debütant Dang Qiu sowie der olympische Rekordmedaillengewinner Dimitrij Ovtcharov an den Start gehen. Patrick Franziska übernimmt dabei die Rolle des Ergänzungsspielers.

Nie zuvor war die Entscheidung Bundestrainer Jörg Roßkopf so schwergefallen, nie zuvor wurde so viel gerätselt um das deutsche Aufgebot. Denn mit Qiu, Ovtcharov, Boll, Franziska und Benedikt Duda kämpften gleich fünf Spieler um die begehrten Startplätze. Dass Boll nicht für den Einzelwettbewerb vorgeschlagen wurde, ist wenig überraschend.

Zwar machte er nach langwieriger Schulterverletzung durch den Gewinn des WTT-Turniers in Doha im Januar und das Erreichen des Viertelfinals in Singapur vor wenigen Wochen wieder durch beeindruckende Leistungen auf sich aufmerksam. Zugleich aber präsentierte sich Qiu in einer zu starken Form; Ovtcharov galt ohnehin als mehr oder weniger gesetzt. Der große Traum, in Paris endlich eine olympische Einzelmedaille zu gewinnen, ist für Boll damit endgültig geplatzt.

Timo Boll kämpft bei den Olympischen Spielen mit dem Team um eine Medaille.
Timo Boll kämpft bei den Olympischen Spielen mit dem Team um eine Medaille.dpa

Letztlich aber kann er sich mit dem Startplatz im Mannschaftsaufgebot mehr als zufriedengeben. Denn der war ihm alles andere als sicher. Während Franziska aktuell auf Platz 16 der Weltrangliste rangiert, befindet sich der 43-Jährige auf Rang 27.

Durch eine Augenentzündung blieb ihm die Teilnahme an der Mannschaftsweltmeisterschaft im Februar verwehrt und damit auch eine wichtige Chance, sich auf großer Bühne zu präsentieren. Zugleich beeindruckte Franziska zuletzt durch sehr starke Leistungen, konnte in Singapur die Tischtennislegende Ma Long aus China und Ov­tcharov schlagen.

„Es ist eine sehr schwierige und sehr harte Entscheidung gewesen“, sagte Roßkopf gegenüber der F.A.Z. Den Ausschlag gegeben hätten letztlich die Siege von Boll im Januar und beim Smash in Singapur gegen Topspieler, die Erfahrung und der Respekt der Gegner. „Aber am Ende ist es eine Entscheidung, die man in beide Richtungen diskutieren kann“, betonte der Bundestrainer. „Wir wissen aber auch, dass wir Patrick unbedingt brauchen, weil wir eine verletzungsanfällige Mannschaft haben.“ Man brauche ihn in der Vorbereitung, in Paris und in der Zukunft sowieso.