Erster Strafprozess :
Nur eine Delle auf Trumps Kerbholz

Andreas Ross
Ein Kommentar von Andreas Ross
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Trump am Montag, bevor er das Gerichtsgebäude in New York betrat.
Gut ein halbes Jahr vor der Wahl beginnt der erste Strafprozess gegen den Republikaner. Eine Verurteilung ist möglich – aber ein Sturz des Kandidaten unwahrscheinlich.

Wie viel Einfluss die Strafverfahren gegen Donald Trump auf die Präsidentenwahl haben, dürfte mehr noch als vom Urteil der Geschworenen von drei Faktoren abhängen: Wie viele der Wähler, die den Republikanern an sich offen gegenüberstehen, glauben den Vorwürfen? Finden sie schlimm, was Trump getan haben soll? Und wie viele sehen in den Prozessen nur die Fortsetzung des Wahlkampfes mit den Mitteln des Strafrechts?

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Trump auf seinem Weg zurück ins Weiße Haus ausgerechnet über das New Yorker Verfahren stolperte.

Die Justiz ist nicht immer so hartnäckig

Dass er Geschäftsunterlagen fälschen ließ, um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin zu vertuschen, dürfte auch für viele Anhänger ins Bild passen. Aber rechtfertigt das in ihren Augen den ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen Präsidenten in der amerikanischen Geschichte? Hätte die Justiz bei anderen auch so hartnäckig nach einer Rechtskonstruktion gesucht, die aus dem Vergehen ein Verbrechen macht?

Trump hat politisch wie strafrechtlich so viel Ärgeres auf dem Kerbholz, dass es einem Trump-müden Land erkennbar schwerfällt, sich über mutmaßliche Dokumentenfälschung zu empören. Die Vorwürfe rund um den putschähnlichen Versuch, nach der Niederlage von 2020 im Amt zu bleiben, wiegen ungleich schwerer. Doch es wirkt immer unwahrscheinlicher, dass einer der beiden darum kreisenden Prozesse vor dem Wahltag in die heiße Phase eintritt.