Flugzeugabsturz in Mali :
Wem gehört die Iljuschin IL-76?

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Eine Transportmaschine vom Typ Iljuschin IL-76 landet auf dem Flugplatz in Malaysia (Archivbild).
Ein russisches Transportflugzeug vom Typ Iljuschin IL-76 ist in Gao abgestürzt. Die Bundeswehr hat in der Nähe noch ein Camp. Niemand will sagen, wem das Flugzeug gehört.

Aus der Ferne ist dunkler Rauch zu sehen, der wie eine große Säule über der Sahara emporsteigt. Als am Samstagvormittag auf der Plattform X, früher Twitter, die ersten Bilder aus Gao im Norden von Mali verbreitet werden, ist von einem Flugzeugwrack noch keine Spur.

Wenig später bestätigt sich die Vermutung: In dem Sahel-Staat in Westafrika ist ein Militärflugzeug abgestürzt. Auf einem Bild ist das Wrack eines weißen Flugzeugs zu sehen. Allem Anschein nach handelt es sich um eine Iljuschin IL-76. Bis zum späten Abend ist jedoch unklar, von wem das Flugzeug gechartert wurde oder wem es gehört.

Zunächst gibt es Spekulationen, es sei ein Transportflugzeug der UN-Friedensmission MINUSMA. Gegenüber der F.A.Z. bestätigt eine Sprecherin der Vereinten Nationen, dass das verunglückte Flugzeug nicht zur Mission gehöre. Auch im Dienste der Bundeswehr, die am Flughafen von Gao noch ein Camp betreibt und bis Jahresende den Abzug vollzogen haben will, steht es offenbar nicht. Die Bundeswehr hat auch Flugzeuge des Bautyps Iljuschin IL-76 für das deutsche Einsatzkontingent MINUSMA gemietet.

Eine F.A.Z.-Anfrage an die Bundeswehr blieb zunächst unbeantwortet. Die Iljuschins, die vom Leipziger Flughafen aus betrieben werden, haben aber ein blau lackiertes Leitwerk. Das abgestürzte Frachtflugzeug ist am Heck weiß.

Zum Absturz sagte ein Bundeswehr-Vertreter in Gao der Nachrichtenagentur AFP: „Nach den uns vorliegenden Informationen muss das Flugzeug über die Landebahn hinausgeschossen sein.“ Auch malische Journalisten gehen davon aus, dass das Transportflugzeug bei der Landung auf der Rollbahn nicht rechtzeitig bremsen konnte, Feuer fing – und kurze Zeit später explodierte. Die Absturzstelle befindet sich kurz hinter dem Flughafen. Über mögliche Opfer gab es keine offiziellen Informationen. An Bord sollen sich jedoch Dutzende Soldaten und Munition befunden haben, sagt eine mit dem Fall vertraute Person der F.A.Z. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig.

Lokale Journalisten berichteten zudem, dass das Flugzeug zur belarussischen Fluggesellschaft Ruby Star mit Hauptsitz in Minsk gehöre, die vier Iljuschin IL-76 in Betrieb habe. Vermutet wird, dass das Flugzeug entweder von der Söldner-Gruppe Wagner oder der malischen Armee genutzt wurde. Der Militärflughafen Gao wird sowohl von der malischen Armee als auch von deren russischen Partnern und MINUSMA angeflogen. Ein Telegram-naher Kanal der russischen Söldner-Gruppe bestritt am Mittag, dass es ein Flugzeug der Miliz sei oder Söldner an Bord gewesen seien. Die malische Armee hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.

Bestätigt ist hingegen, dass der Flughafen Gao nach dem mutmaßlichen Unfall geschlossen wurde. Ein Transportflug aus Leipzig, ebenso durchgeführt mit einer Iljuschin IL-76, die auf dem Weg nach Gao war, landete am Samstag in El Bayadh in Algerien.

Bundeswehr zieht aus Mali bis Ende des Jahres ab

Der Deutsche Bundestag hat im Mai dieses Jahres den Abzug der Bundeswehr aus Mali beschlossen. Die Obergrenze lag bei 1400 Bundeswehrsoldaten, aktuell sind noch 887 Soldatinnen und Soldaten in Mali. Insgesamt waren 13.000 Blauhelmsoldaten und 2000 Polizisten in der UN-Mission aktiv, bei der sich Deutschland seit 2013 beteiligt hat.

In Mali rebellieren seit mehr als zehn Jahren islamistische Extremisten. Ihr Vormarsch begann 2012 im Norden des Landes und griff auch auf die Nachbarländer Niger und Burkina Faso über. Die Mission sollte die Einhaltung eines Abkommens für Frieden und Aussöhnung zwischen ehemaligen Bürgerkriegsparteien absichern. Nach dem Putsch 2021 machte es die malische Junta der UN-Mission jedoch zunehmend schwer, ihren Auftrag zu erfüllen. Bamako setzt zudem auf die Söldner des getöteten Wagner-Anführers Jewgenij Prigoschin.

Malis Militärregierung hatte den Abzug der internationalen Truppen gefordert, woraufhin der UN-Sicherheitsrat im Juni entschieden hat, die Friedensmission in dem Land zum Jahresende zu beenden. Zuletzt hieß es aus dem Bundesverteidigungsministerium, dass der Abzug „auf gutem Weg“ sei.