Mobilmachung in der Ukraine :
„Du musst beschließen, dass du gestorben bist“

Lesezeit: 7 Min.
Erst Streit, dann Entlassung: Der gewesene Chef der ukrainischen Streitkräfte, General Valerij Saluschnyj (links) und Präsident Wolodymyr Selenskyj (rechts).
Die Ukraine will neue Rekruten einziehen, aber für Putins nächste Offensive kommen sie vielleicht zu spät. Die Führung in Kiew steht deshalb vor einer schweren Wahl.

In der Ukraine gibt es einen bitteren Spruch: Jeder schämt sich vor jedem. Die Geflohenen im Ausland vor denen, die zu Hause geblieben sind, die zu Hause vor denen an der Front und die an der Front, welche noch leben, vor denen, die schon tot sind. Zugleich schämen viele sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Die Pädagogische Akademie der Ukraine hat in einer Umfrage jedenfalls herausgefunden, dass in der ersten Märzhälfte 43 Prozent der Befragten sich für die Männer schämten, welche sich vor der Mobilmachung drücken. Zugleich sagten 53 Prozent aber auch, sie hätten Verständnis für diese Leute, denn schließlich wolle ja „niemand sterben“. Im Süden des Landes, wo Krieg und Tod besonders nah sind, waren die Zahlen sogar noch deutlicher: 50 Prozent schämten sich für die Kampfverweigerer, und 71 Prozent hatten trotzdem Verständnis für sie.

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