Höchststand in zehn Jahren :
Fast jeder fünfte Deutsche hat innerlich gekündigt

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Maximal noch Dienst nach Vorschrift: Bei vielen geht das Engagement für ihr Unternehmen nicht mehr besonders weit.
Mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland verspüren keine emotionale Bindung mehr zu ihrem Arbeitgeber, glaubt man der aktuellen Gallup-Studie. Eine gewaltige Zahl – und ein Zehn-Jahres-Hoch.

Mittlerweile sind es schon 19 Prozent: Fast ein Fünftel der Beschäftigten in Deutschland verspürt „keine Bindung“ mehr zu ihrem Arbeitgeber. Das ist ein Prozentpunkt mehr als noch im Vorjahr und der höchste Wert im Rahmen des „Engagement Index“ in den vergangenen zehn Jahren.

Der Index des Beratungsunternehmens Gallup erscheint einmal im Jahr und fühlt der Stimmung unter deutschen Arbeitnehmern auf den Zahn. Hochgerechnet auf die Erwerbsbevölkerung bedeute das aktuelle Ergebnis: „über 7,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland haben innerlich gekündigt“, schreibt Gallup – eine gewaltige Zahl.

Demgegenüber stehen nur 14 Prozent der Arbeitnehmer, die sich „hoch gebunden“ an ihr Unternehmen fühlen. Sie sind diejenigen, die die Ziele ihres Betriebs wirklich verinnerlicht haben und hochmotiviert verfolgen. Dieser Wert bewegt sich – ähnlich wie derjenige der inneren Kündiger – seit Jahren in einer ähnlichen Größenordnung. Im Vorjahr fühlten sich mit 13 Prozent der Beschäftigten sogar noch etwas weniger Menschen emotional stark mit ihrem Arbeitgeber verbunden, in den Jahren 2020 und 2021 waren es hingegen mit 17 Prozent noch etwas mehr.

Schlechte Führung als Unternehmensrisiko

Gleichzeitig ist die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer weiter gestiegen. Nur noch etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) beabsichtigt mit Sicherheit in einem Jahr noch beim selben Unternehmen zu arbeiten. Und wer kennt nicht den Spruch, dass Menschen ihre Chefs verlassen und nicht ihre Unternehmen? Auch dazu passen die Aussagen der Umfrage; nur 22 Prozent äußern sich uneingeschränkt zufrieden mit ihrer direkten Führungskraft.

Konsequent ist da der Schluss von Studienleiter Marco Nink: „Schlechte Führung wird zum Risikofaktor für den Unternehmenserfolg.“ Auch wenn Stellenabbau in etlichen Branchen wieder häufiger Schlagzeilen mache, ändere dies grundsätzlich nichts daran, „dass es schon jetzt zu wenig Arbeitskräfte gibt und sie durch den Eintritt der Babyboomer ins Rentenalter von Tag zu Tag weniger werden.“

Die Gemengelage sei kein rein unternehmerisches, sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem, schreiben die Gallup-Berater weiter. Aufgrund von Produktivitätseinbußen durch demotivierte Mitarbeiter, denen alles egal ist, entstünden hohe Kosten. Die Studienautoren haben diese Kosten mit Hilfe von Zahlen des Statistischen Bundesamtes sogar ausgerechnet und schätzen sie auf eine Höhe von 132,6 bis 167,2 Milliarden Euro.

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Für die Ergebnisse zur emotionalen Mitarbeiterbindung wurden zwischen dem 20. November und 22. Dezember 2023 insgesamt 1500 zufällig ausgewählte Beschäftigte per Telefon befragt, die älter als 18 Jahre waren. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die erwachsene deutsche Arbeitnehmerschaft.