Zahl der Bezieher sinkt :
Das Elterngeld bleibt teuer und erfüllt seinen Zweck nicht

Von Katja Gelinsky, Berlin
Lesezeit: 2 Min.
Junge Familien begegnen sich in Berlin.
Der Väteranteil beim Elterngeld verharrt der neuen Statistik zufolge im niedrigen Bereich. Auch die Bezugsdauer der Männer ist weiterhin deutlich geringer als bei den Müttern.

Das Elterngeld soll die Aufgabenteilung von Müttern und Vätern im Berufs- und Familienleben fördern. Doch wie die neuen, am Mittwoch veröffentlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, bleibt es bei dem bekannten Muster: Elterngeld wurde auch im vergangenen Jahr vor allem von den Müttern bezogen. Der Väteranteil blieb 2023 mit gut einem Viertel (26,2 Prozent) nahezu unverändert.

Auch an der vergleichsweise kurzen Dauer, für die Väter die Leistung in Anspruch nehmen, änderte sich im vergangenen Jahr praktisch nichts: Die angestrebte Bezugsdauer betrug bei den Männern, wie schon in den Jahren 2019 bis 2021, durchschnittlich 3,7 Monate; im Jahr 2022 waren es 3,6 Monate. Hingegen bezogen Frauen im vergangenen Jahr durchschnittlich 14,8 Monate Elterngeld, im Vergleich zu 14,6 Monaten in den Jahren 2022 und 2021 und 14,5 Monaten im Jahr 2020. Unter den Müttern setzt sich damit der Trend fort, für die Kinderbetreuung längere Zeit beruflich zurückzutreten.

Ausgaben für Elterngeld seit 2007 mehr als verdoppelt

Rund 1,77 Millionen Frauen und Männer haben im vergangenen Jahr Elterngeld erhalten. In den vier Jahren zuvor lag die Zahl der Elterngeldbezieher stets über der Grenze von 1,8 Millionen. Im Vergleich zu 2022 ging die Zahl der Mütter und Väter, die Elterngeld bekamen, nach den jüngsten Angaben um 4,3 Prozent zurück. Bei den leistungsbeziehenden Frauen machte sich das mit 4,4 Prozent etwas stärker bemerkbar als bei den Männern mit 4,1 Prozent. Erstmals seit Einführung der Statistik wurden Zahlen zu Alleinerziehenden veröffentlicht, die Elterngeld erhalten. Im Jahr 2023 waren es 50.400 Alleinerziehende (2.8 Prozent). Die allermeisten von ihnen – 97,8 Prozent – sind Frauen.

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Immer stärker nachgefragt wird das sogenannte Elterngeld Plus. Während das Basiselterngeld inklusive Partnermonaten für 14 Monate bezogen werden kann, sind es beim Elterngeld Plus maximal 32 Monate. Dafür ist das Elterngeld Plus auch nur halb so hoch wie das Basiselterngeld, wenn während des Bezugs nicht gearbeitet wird. Insgesamt betrug der Anteil der Mütter und Väter, die 2023 Elterngeld bekamen und Elterngeld Plus einplanten 34,8 Prozent. Im Vorjahr waren es 32,8 Prozent.

Da im Bundeshaushalt gespart werden muss, wird der Bezug von Elterngeld für die Angehörigen der oberen Einkommensgruppen, die nach dem 1. April Kinder bekommen, weiter gekappt. Die bisherige Grenze des zu versteuernden Einkommens, ab der kein Anspruch auf Elterngeld mehr besteht, sinkt von 300.000 Euro beziehungsweise 250.000 Euro für Alleinerziehende auf zunächst 200.000 Euro in diesem Jahr und dann in 2025 auf 175.000 Euro. Mütter und Väter können künftig auch nur noch maximal für einen Monat parallel Basiselterngeld beziehen. Diese Änderung greift nicht beim Elterngeld Plus, beim Partnerschaftsbonus, bei Mehrlingen und Frühchen.

Die Staatsausgaben für das Elterngeld haben sich seit seiner Einführung im Jahr 2007 mehr als verdoppelt. Im laufenden Haushaltsjahr sind dafür knapp 8 Milliarden Euro eingeplant – zwei Drittel des gesamten Familienetats. Im vergangenen Jahr waren es knapp 8,3 Milliarden Euro.