Frühere Premierministerin :
Liz Truss: Habe nicht auf den Rat der Königin gehört

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Das letzte offizielle Foto von Elisabeth: Am 6. September 2022 ernannte sie Liz Truss formal zur Premierministerin.
Liz Truss hatte als Regierungschefin die kürzeste Amtszeit in der britischen Geschichte – und eine ungleich große Aufgabe zu bewältigen: den Tod von Königin Elisabeth. Darüber schreibt Truss nun in ihren Memoiren.

Erst zwei Tage war Liz Truss britische Premierministerin, als Königin Elisabeth II. starb. Sie habe gedacht: „Warum ich, warum jetzt?“, schreibt Truss, die als Regierungschefin mit der kürzesten Amtszeit in die britische Geschichte eingegangen ist, in ihren Memoiren, aus denen die Zeitung „Daily Mail“ zitierte. Sie sei in einem „Schockzustand“ gewesen.

Truss war am 6. September 2022 auf Schloss Balmoral in Schottland von Königin Elisabeth formal zur Premierministerin ernannt worden. Ein Foto der Begegnung gilt als letztes offizielles Bild der Königin, die am 8. September im Alter von 96 Jahren starb.

20 Minuten habe sie damals mit der Königin über Politik gesprochen, erinnert sich Truss. Die Monarchin habe dabei gebrechlicher gewirkt als sonst, sei aber gut informiert und gewohnt „scharf und witzig“ gewesen. Bei der Audienz habe sie nicht geahnt, „dass das Ende so schnell kommen würde“, schreibt die 48 Jahre alte Truss. Die Königin habe sie gewarnt, dass man als Regierungschef unglaublich schnell altere und ihr geraten, ihre Kräfte gut einzuteilen. „Vielleicht hätte ich auf sie hören sollen.“

„Gefühl von Kameradschaft“ mit König Charles

Sie habe nicht damit gerechnet, dass Land durch die Trauer um die Köngin zu führen, die seit 70 Jahren auf dem Thron saß. Einige ihrer Vorgänger hätten dem Land in dieser Situation besser gedient als sie, schreibt Truss laut dem „Guardian“ weiter. Namen nannte sie nicht. Das Protokoll und die Staatszeremonie hätten außerhalb ihrer „natürlichen Komfortzone“ gelegen.

Truss beschreibt in ihrem Buch auch die erste Audienz bei Elisabeths Sohn, König Charles III. Sie habe „ein bizarres Gefühl von Kameradschaft“ zwischen ihnen beiden gespürt, so Truss. Schließlich mussten sie sich beide in einer neuen Rolle und auf unbekannten Terrain zurecht finden.

Wegen des Tods der Monarchin galt im Vereinigten Königreich eine zehntägige Staatstrauer, während der das politische und gesellschaftliche Leben zum Erliegen kam. Anschließend kündigte Truss gemeinsam mit ihrem Finanzminister Kwasi Kwarteng radikale Änderungen in der Wirtschaftspolitik wie Steuererleichterungen auf Pump an. Die Märkte brachen ein. Truss musste zurückrudern und trat nach nur 49 Tagen im Amt zurück.

Die konservative Politikerin macht liberale Marktkräfte für ihr Aus verantwortlich und verteidigt ihre radikalen Ansätze. Zuletzt fiel Truss mit äußerst rechten und verschwörungstheoretischen Aussagen auf. Sie sitzt weiterhin im britischen Parlament.