Ein Date am Obststand? Geschäftsführer Marko Jungnickel mit dem Körbchen zum Glück

Dating im Supermarkt :
Der Liebe einen Korb geben

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Supermärkte sind ja ohnehin ein Spektakel. Allein die Emotionen an der Kasse kurz nach Feierabend! Das Feuer der ­Gestressten, der vom Arbeitsalltag ­Geplagten, die sich in zischenden Tönen beschweren, wenn der Kassierer aufstehen muss, um nach dem Preis für die Bananen zu schauen. Dann der klebrige Boden, der Geruch des runtergefallenen Biers in der Ecke mit den Getränken, irgendwann wird’s vielleicht weggewischt, all die Farben, die Auswahl, die Werbung, die Marken. Alles ist möglich im Supermarkt, zum Greifen nah. Warum nicht auch die Liebe?

In vier Edeka-Schomacker-Filialen in und nahe Bremen haben liebesbedürftige Kunden die Chance auf eine romantische Zukunft. Sie können ihre Bereitschaft zumindest wortlos signalisieren, und zwar mit pinkfarbenen Einkaufskörben. Wer sich am Eingang einen solchen Korb statt des normalen nimmt, der sagt: Ich bin auf der Suche. Nach einem Austausch, einem Date oder nach den ganz großen Gefühlen – in jedem Fall nach weitergehenden Gesprächen mit anderen Kunden als jene mit bedrückt-ratlosen Touristen, welches Wasser im Regal ohne Sprudel sei.

Marko Jungnickel ist der Mann, der ­Dating zumindest in seinen Geschäften zurück ins reale Leben verlegt hat. „Wer braucht noch Parship, Elitepartner, Tinder & Co.?“, lesen Jungnickels Kunden am Eingang. Und können dann einen Korb bekommen, nur eben im besten Sinne – dieser Witz musste natürlich sein. Die Idee dazu habe kein von Dating-Apps frustrierter Mitarbeiter gehabt, sagt der Geschäftsführer, sondern er selbst. Und das ganz ­ohne Anekdote.

Zunächst nur „sehr zaghaft“ genutzt

„Wir haben einfach überlegt, was man für die Kunden tun kann“, sagt Jungnickel. „Es muss ja auch nicht alles eine Riesengeschichte sein.“ Mit dem medialen Inter­esse habe er nicht gerechnet. „Es ist einfach nur eine lustige Idee.“ Früher seien Supermärkte Treffpunkte gewesen, „da kannte man sich, da hat man sich unterhalten, da hat man mal schön Schnack gemacht“. Jetzt kommuniziere jeder viel seltener offline als online, außerdem hetze man nur so durch den Supermarkt oder streite sich, was man denn abends kochen wolle. Gegen solchen Griesgram habe er einen kleinen Anreiz setzen wollen. Schön sei das natürlich auch für seine Marke, na klar.

Jungnickel spricht viel über die „Eigendynamik“, die das Korbtreiben entfacht habe. Eine Dynamik, die er weder aufhalten könne noch wolle. Am Anfang sei das Angebot „sehr zaghaft“ genutzt worden, dann hätten immer mehr Kunden danach gegriffen. Beschwerden gebe es nicht, „die Resonanzen sind durchaus sehr positiv belegt“. Er könne nur darüber spekulieren, ob und wie viele Kunden ungeachtet ihrer Bedeutung zu den pinkfarbenen Körben greifen. Von Pannen wie fehlgeleiteten Flirtversuchen wisse er nichts. „Ich glaube, wenn man diesen Korb ganz gezielt nimmt, ist man selbstbewusst genug, auch Nein zu sagen.“

Andere Supermärkte setzen ganz andere Maßstäbe

Nach drei Wochen pinkfarbener Hilfe habe er aber noch von niemandem gehört, der sich per oder durch den Korb verliebt oder gar verlobt hätte. „Das wäre zu viel verlangt“, sagt er. „Aber wenn sich wirklich mal jemand kennenlernt über die ­Körbe, wäre das natürlich der Hammer.“

Nun ist es im Leben ja bekanntlich so: Wie groß die Brötchen sind, die man backt, das kommt darauf an, mit wem man sich vergleicht. Geschäftsführer und In­haber manch anderer Supermärkte mögen neidisch auf Jungnickels Idee blicken. Doch ein Markt in Bayern hat schon vor Wochen die ganz großen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Geschütze auf­gefahren und Liebe als Bedingung schon vorausgesetzt.

In einem Edeka im Kreis Neu-Ulm hat sich ein Paar am 29. Februar dieses Jahres das Jawort gegeben. Sie hatten ein Gewinnspiel des Supermarktes gewonnen: eine Hochzeit im Wert von 7000 Euro, inklusive Dekoration, Traurednerin, Kleid, Torte und so weiter, aber eben zwischen Gemüse und Müsli. Will Jungnickel da auch hin? „Also wir hatten nicht vor, eine Kontaktbörse zu sein“, sagt er und lacht. Wie lange er die Körbe bereitstelle, sei noch nicht klar. Aber wenn jemand heiraten würde wegen seiner Körbe – „dass wir dann unterstützend helfen würden bei dieser Hochzeit, das ist ja klar“.