In Frankreich :
28 Personen wegen Cybermobbings von Influencer-Agentin verurteilt

Von Michaela Wiegel, Paris
Lesezeit: 2 Min.
Bekommt Geld: Magali Berdah
Hohe Haft- und Geldstrafen für 28 Angeklagte: Sie hatten der französischen Unternehmerin Magali Berdah unter anderem wochenlang Todesdrohungen und antisemitische Nachrichten geschickt.

In Frankreich sind 28 Angeklagte wegen Cybermobbings zu Geld- und Haftstrafen verurteilt worden. Der Fall erregt Aufsehen, weil er ein Schlaglicht auf die fragwürdigen Praktiken in den sozialen Medien zwischen sogenannten Influencern, prominenten Künstlern und ihrer Markenwerbung richtete. Das Pariser Strafgericht verurteilte 14 Angeklagte im Alter von 20 bis 49 Jahren wegen hasserfüllter und beleidigender Nachrichten in den sozialen Netzwerken zu Haftstrafen von bis zu 18 Monaten sowie 14 weitere zu Geldstrafen in Höhe von insgesamt 54.000 Euro. Den Betrag erhält die ­Influencer-Agentin Magali Berdah als Schadenersatz.

Die 42 Jahre alte Französin gilt als „Päpstin der Influencer“ an der Spitze der Agentur Shauna Event. Das 2017 gegründete Unternehmen hat sich auf kommerzielle Partnerschaften zwischen Marken und Prominenten, meist aus dem Reality-Fernsehen, spezialisiert. Erstere bezahlen Letztere dafür, dass sie ihre Produkte ihrem Publikum in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, anpreisen. Berdah hatte Anzeige erstattet, weil sie wochenlang Todes­drohungen und sexistische und anti­semitische Nachrichten erhielt. Die Anwältin Berdahs sprach von einem „Online-Lynchmord“.

Die Hetzkampagne gegen Berdah im Netz begann im Mai 2022. Der Rapper Booba, der mit bürgerlichem Namen Élie Yaffa heißt, bezichtigte Berdah auf der Plattform X, sie betrüge seine Fans. Mit zehn Alben und mehr als drei Millionen verkauften Tonträgern gilt Booba als einer der erfolgreichsten französischen Rap-Musiker. Auf der Plattform X hat Booba 5,7 Millionen Abonnenten, auf Instagram hatte er bis zur gerichtlich angeordneten Löschung seines Accounts über eine Million.

„Ich und meine Kinder hassen dich!“

Booba überzog Berdah auf seinem X-Account mit Spott, Vorwürfen der Islamophobie und Drohungen. Vor Gericht versicherte Berdah, sie habe versucht, die Wogen zu glätten. „Was für eine Schande! Du bist ein Vater, ich habe Kinder wie du“, schrieb sie an ihn gerichtet im vergangenen Juli auf X. Der Rapper antwortete: „Ich und meine Kinder hassen dich.“

Boobas Anwalt Patrick Klugman sagte, sein Mandant habe sich „nie direkt geäußert“ und nur Nachrichten von Dritten weitergeleitet. Der Rapper sei schockiert gewesen, als er die Auswüchse des Influencer-Marketings entdeckt habe, die besonders junge Leute ansprechen. „Wir haben es hier mit etwas Systemischen zu tun.

Es handelt sich um falsche Stars, die falsche Konten unterhalten, um falsche Produkte zu verkaufen. Das einzig Wahre ist der Schaden für den Verbraucher“, sagte der ­Anwalt. Gegen den Rapper läuft seit ­Oktober 2023 ein Strafverfahren wegen schweren Online-Mobbings. Booba steht unter gerichtlicher Aufsicht, ein Termin für die Gerichtsverhandlung ist nicht bekannt.