Insgesamt 180.000 Briefe :
RKI verschickt fünf Euro mit Bitte um Studienteilnahme – „gängige Praxis“

Von Isabel Schönfelder
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Fünf Euro im Umschlag zur Motivation. Das RKI setzt nun auf finanzielle Anreize, um möglichst viele Studienteilnehmer zu gewinnen.
Eine Behörde, die Geld in Umschläge steckt, um für eine Studie zu werben? Klingt dubios – ist in der Wissenschaft aber normal, erklärt das Robert-Koch-Institut, das derzeit solche Briefe verschickt.

Ein Fünf-Euro-Schein im Briefumschlag als Motivation, um an einer Studie teilzunehmen – das ist die aktuelle Strategie des Robert-Koch-Instituts (RKI), um Teilnehmer für eine neue Studienreihe zu gewinnen. Insgesamt 180.000 Briefe mit jeweils fünf Euro will das Bundesinstitut verschicken, viele sind bereits versandt. Das Geld soll laut RKI ein Anreiz sein, bei der Studienreihe „Gesundheit für Deutschland“ mitzumachen. Was für einige kurios wirkt, ist laut RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher „gängige Praxis“ in der Branche. Demnach sind die Teilnahmequoten von Gesundheitsbefragungen stetig schlechter geworden, auch international.

Nun die Menschen mit Geld zu motivieren sei kein Akt der Verzweiflung, sondern „ein Akt der Hoffnung“, sagte Glasmacher der F.A.Z. Auch andere Studienreihen verwendeten die Methode, das RKI testet die Vorabmotivation nun zum ersten Mal. Das RKI habe vorab geprüft, bei welchen Anreizen die meisten Menschen mitmachen würden: Geld, Gutscheine oder gar keine Entschädigung. Geld habe am besten abgeschnitten, die Teilnehmerzahl habe sich unter dieser Bedingung um 13 Prozentpunkte gesteigert.

Das Prinzip, schon vor der Studienteilnahme Geld auszuzahlen, nennt man in der Wissenschaft „Prepaid-Incentives“ (vorab gezahlte Anreize). Laut einem Bericht des Statistischen Bundesamts ist in Studien belegt, dass solche Anreize „als vertrauensbildende Maßnahme einen positiven Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft haben“. Die Macher der RKI-Studie erwarten, dadurch bis Ende April 30.000 Teilnehmer zu gewinnen. Die restlichen 150.000 Adressierten könnten das Geld behalten. Der Bund der Steuerzahler kritisiert auf seiner Internetseite, dass mit der Aktion Steuergelder verschwendet würden.

Bargeld ist am einfachsten

RKI-Sprecherin Glasmacher sagte mit Blick auf die 30.000 angestrebten Teilnehmer: „Das lohnt sich. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das sinnvoll investiertes Geld.“ Das Institut habe mit der angestrebten Teilnehmeranzahl einen festen Kreis an Personen, der regelmäßig, schnell und auch in Krisensituationen – wie zum Beispiel bei der Corona-Pandemie – befragt werden könne. Wer an der Studie teilnimmt, erhält weitere zehn Euro als Aufwandsentschädigung. Auch die werden bar und per Post verschickt.

Die Barzahlung sei die pragmatischste Lösung, sagte Glasmacher. „Logistisch ist das unmöglich, dafür von 180.000 Leuten die Bankverbindungen abzufragen. Das geht auch datenschutztechnisch nicht.“ Außerdem wolle das RKI damit Menschen aus der breiten Gesellschaft motivieren, die sonst nicht bei einer solchen Studie mitmachen würden.

In der Studie „Gesundheit für Deutschland“ befragt das RKI nach dem Zufallsprinzip Menschen, die älter als 16 Jahre sind. Die Studie soll nach Angaben der Behörde die breite „gesundheitliche Lage“ von Menschen in Deutschland abbilden. Darunter fallen die körperliche sowie psychische Gesundheit, die soziale Lage, Ernährung und Alkoholkonsum, die gesundheitliche Versorgung, wie die Einnahme von Medikamenten oder Impfungen. Damit soll laut RKI geprüft werden, ob „von der Politik formulierte Gesundheitsziele tatsächlich erreicht wurden“. Von Mai an bekommen die Studienteilnehmer alle drei Monate einen Fragebogen.