Weltweite Premiere :
Erstmals Schweineniere in Menschen transplantiert

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Schweineniere vor der Operation
In Amerika ist zum ersten Mal überhaupt einem Menschen erfolgreich eine Schweineniere als Ersatzorgan eingesetzt worden. Der „wahre Held“ sei der Patient, heißt es von der Klinik.

Im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts ist zum ersten Mal einem Menschen erfolgreich eine Schweineniere als Ersatzorgan eingesetzt worden. Der an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit leidende Mann habe das genetisch veränderte Organ am Samstag eingepflanzt bekommen, teilte das Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston am Donnerstag mit. Die Operation habe vier Stunden gedauert, der Patient erhole sich gut und werde wohl bald entlassen werden.

„Der Erfolg dieser Transplantation ist der Höhepunkt der Bemühungen Tausender Wissenschaftler und Ärzte über mehrere Jahrzehnte“, sagte der Chirurg Tatsuo Kawai nach Angaben der Klinik. Er hoffe, dass dieser Transplantationsansatz für Millionen Patien­ten auf der Welt „ein Rettungsanker“ sein könne. Als den „wahren Helden“ bezeichnete Joren C. Madsen, der ­Direktor des MGH-Trans­plan­tations­­zentrums, den 62 Jahre ­alten Patienten Richard Slayman: Der Erfolg dieser Operation wäre „ohne seinen Mut“ nicht möglich gewesen.

Patient will „Tausenden Menschen Hoffnung geben“

Slayman selbst sagte über die Operation: „Ich sah darin nicht nur eine Möglichkeit, mir zu helfen, sondern den Tausenden von Menschen, die eine Transplantation zum Überleben brauchen, Hoffnung zu geben.“ Slayman leidet an Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck und hatte 2018 nach sieben Jahren an der Dialyse zunächst eine menschliche Spenderniere transplantiert bekommen, die nach fünf Jahren nicht mehr richtig funktionierte. Deswegen musste er zurück an die Dialyse und alle zwei Wochen zur Gerinnselentfernung und zu chirurgischen Eingriffen ins Krankenhaus.

Die erste erfolgreiche Nierentransplantation mit einem menschlichen Ersatzorgan wurde 1954 ebenfalls in Boston durchgeführt. Der Operateur Joseph Murray bekam 1990 den Nobelpreis für Medizin.

Das Verpflanzen von tierischen Geweben und Organen, die Xenotransplantation, wird seit den Achtzigerjahren erforscht. Schweine sind als Spender besonders geeignet, weil ihr Stoffwechsel dem der Menschen ähnelt. Damit eine Transplantation möglich ist, muss allerdings unter anderem das Erbgut der Spendertiere verändert werden. Ohne genetische Anpassung käme es bei der Übertragung auf den Menschen zu schweren Abstoßungsreaktionen.

Zuletzt waren in den vergangenen Jahren an der Universitätsklinik in Baltimore (Maryland) zwei Patienten Schweineherzen als Ersatzorgane eingepflanzt worden. Beide waren jedoch nur Wochen nach der Operation gestorben. Auch in Deutschland sind ähnliche Eingriffe geplant.