Stiftung Warentest :
Olivenöl verliert an Qualität und wird teurer

Lesezeit: 3 Min.
In den vergangenen zwei Jahren war die Olivenernte in der Mittelmeerregion eingebrochen.
Stiftung Warentest hat 23 Olivenöle unter die Lupe genommen. Ihre Ergebnisse zeigen: Für gutes Olivenöl muss man immer mehr zahlen. Schuld daran ist der Klimawandel.

Was wäre das Leben ohne Olivenöl? In vielen Küchen ist das „flüssige Gold“ absolut unverzichtbar. Egal ob zum Kochen, Braten, Backen – Olivenöl ist ein Alleskönner. Und sehr gesund. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und besitzt entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Olivenöl ist gut für die Leber, gut für das Herz-Kreislauf-System und kann dabei helfen, den Cholesterinspiegel zu senken.

Jetzt die schlechte Nachricht: Um das Olivenöl steht es nicht gut. Das zeigt sich vor allem im Prüflabor. Die Qualität von Olivenöl sei in den vergangenen zwei Jahren deutlich schlechter geworden, urteilt die Stiftung Warentest in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Olivenöltest.

Die Qualitätseinbußen sind laut Stiftung Warentest vor allem auf eines zurückzuführen: den Klimawandel. „Zum ersten Mal haben wir den Eindruck, dass sich die Klimakrise in einem Lebensmitteltest niederschlägt“, sagte Lebensmittelchemiker Jochen Wettach, Projektleiter für den Olivenöltest. Hitzewellen, Dürren, Wassermangel und Schädlinge hätten in den vergangenen Jahren im Mittelmeerraum zu Ernteausfällen und Knappheit in der EU geführt. Nach Angaben von Stiftung Warentest sank die Produktion in der EU in der Saison 2022/2023 schätzungsweise um 40 Prozent.

Viele Öle schmecken „ranzig oder stichig“

Von den nun von Stiftung Warentest getesteten 23 Ölen – 19 davon aus der hochwertigsten Güteklasse „nativ extra“ und vier Brat-Olivenöle – schnitten lediglich vier mit der Gesamtbewertung „gut“ ab. Sechs Produkte fielen ganz durch. Zum Vergleich: Noch vor zwei Jahren schnitten zwei Drittel der getesteten Öle mit der Note „gut“ ab.

In der höchsten Güteklasse „nativ extra“ überzeugten die Tester lediglich zwei Produkte: „Cosmo di Russo Caieta“ aus Italien (online erhältlich für 46 Euro je Liter) und das Bioöl von Rapunzel aus Kreta für 34 Euro. „Beide ragen geschmacklich hervor“, heißt es von Stiftung Warentest. Ebenfalls gute Bewertungen erhalten die beiden Bratöle der Biomarken Alnatura (18,70 Euro) und Byodo (20 Euro).

Sechs Öle der höchsten Güteklasse schmeckten dagegen „öfter ranzig oder stichig“ und erhielten deshalb von den Testern die Note „mangelhaft“. Laut Stiftung Warentest hätten diese Öle gar nicht erst als „nativ extra“ verkauft werden dürfen. So besage die EU-Olivenöl-Verordnung, dass Olivenöl dieser Güteklasse keinen einzigen „sensorischen Fehler“ aufweisen dürfe. Ranzige Noten in dem Öl würden auf Sauerstoffkontakt zurückgehen, „teils schon auf angegriffene Rohware wie beschädigte Oliven“, heißt es in dem Bericht.

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Starker Preisanstieg

In drei Supermarktölen fanden die Tester außerdem auffällig viele Schadstoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Stiftung Warentest vergab deshalb die Schadstoffnote „ausreichend“.

Gleichzeitig zu dem beobachteten Qualitätsabfall sind die Preise laut Stiftung Warentest immer weiter nach oben gegangen. Kaum ein Lebensmittel habe sich in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren so verteuert wie Olivenöl. Lag der Durchschnittspreis für einen Liter Olivenöl vor zwei Jahren noch bei 10,30 Euro, sind es im aktuellen Test 15,70 Euro.

Als Umwelttipp empfiehlt der Warentester grundsätzlich Bioöle zu kaufen, da man dadurch die nachhaltige Landwirtschaft unterstütze. Da beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat demnach das Olivenöl nativ extra von Rewe Ja für 10,70 Euro pro Liter (Note Befriedigend).

Durch den Klimawandel könnten sich schlechte Olivenernten laut Stiftung Warentest künftig weiter häufen. Dadurch wiederum könne der Anteil an hoch­wertigen Ölen weiter sinken, wodurch mehr Öl als Bratöl verwertet würde.

Seinem Spitznamen „Flüssiges Gold“ macht Olivenöl also alle Ehre. Allein in Spanien – eine der Hochburgen der Olivenproduktion – ist der Jahresertrag an Oliven in der vergangenen Erntesaison auf weniger als die Hälfte (665.000 Tonnen) eingebrochen. Die Folge? In Spanien nimmt der Diebstahl von Olivenöl zu.

Wie laufen die Tests der Stiftung Warentest ab?

Die 23 getesteten Öle wurden im Zeitraum September bis November 2023 gekauft. Neun der Öle tragen ein Biosiegel. Die Preise ermittelte die Stiftung Warentest durch eine Anbieterbefragung im Januar und Februar 2024. Details zur Methodik der Stiftung Warentest lesen Sie hier – sowie alle weiteren Informationen zum Thema und den genauen Ergebnissen.