Der Rennfahrer und Halter mehrerer Geschwindigkeitsrekorde – Bob Burman, circa 1910Bain News Service/Library of Congress
Welche Nachrichten wirklich interessieren, wusste George Grantham Bain bereits vor über 100 Jahren: die, zu denen es spektakuläre Fotos gibt. Und er hatte verstanden, wie man damit Geld macht.
Während seines Chemiestudiums hatte der 1865 geborene George Grantham Bain die Grundlagen der Fotografie gelernt. Nachdem er noch ein Jurastudium draufgesattelt hatte, arbeitete er zunächst als Reporter für Zeitungen und entdeckte dabei schnell, dass seine Texte umso gefragter waren, wenn er die passenden Bilder dazu gleich mitlieferte.
1898, im Alter von 33 Jahren, gründete er in New York seine eigene Agentur, den Bain News Service, die heute als erste Presseagentur der Welt gilt. Zunächst allein, später mit mehreren Angestellten, lieferte er Geschichten und Bilder und verkaufte sie im Abonnement an Zeitungen und Magazine.
Seine Agentur war spezialisiert auf alles, was interessierte: berühmte Persönlichkeiten, Politik und Sport, Unfälle, Feiern, Verbrechen und Ereignisse der Zeitgeschichte. Bei ihm findet man inszenierte Porträts, die vom heutigen Standpunkt aus pittoresk anmuten, amüsante Alltagsszenen sowie nachrichtliche Fotografien, wie etwa die einer Brandkatastrophe, die sich von heutiger dokumentarischer Fotografie kaum unterscheiden. Bemerkenswert ist zudem die hohe Anzahl von Motiven aus der Frauenbewegung.
Die meisten Fotos entstanden in New York, aber seine Fotografen und Fotografinnen berichteten aus der ganzen Welt: Bain verkaufte Bilder aus Nord- und Südamerika, Europa und Asien bis in den Pazifikraum. Als die Agenturräume 1905 mitsamt den Negativen abbrannten, hatte er angeblich bereits eine Million Bilder im Vertrieb. Die Produktion ging danach weiter, und die Agentur hatte sich bald von dem Schaden erholt.
Heute sind davon über 40.000 Glasplattennegative und rund 50.000 Abzüge in der Library of Congress erhalten, die Mehrzahl davon digitalisiert und öffentlich zugänglich. Sie geben ein lebhaftes Zeugnis, insbesondere der „vermischten“ Themen der Zeit zwischen 1900 und Mitte der 1920er Jahre.