Urteil gefällt :
25 Jahre Gefängnis für Sam Bankman-Fried

Von Roland Lindner, New York
Lesezeit: 3 Min.
Der Gründer der Kryptowährungsplattform FTX Sam Bankman-Fried muss für 25 Jahre ins Gefängnis.
Der gefallene Kryptounternehmer bekommt eine lange Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für einen der größten Finanzbetrüger in der amerikanischen Geschichte.

Samuel Bankman-Fried muss für mehrere Jahrzehnte ins Gefängnis. Der gefallene Kryptounternehmer wurde am Donnerstag von einem New Yorker Richter zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt. Er war im November in einem Prozess von den Geschworenen in allen sieben Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die maximale Gefängnisstrafe für diese Punkte wäre zusammengerechnet 110 Jahre gewesen. Bankman-Fried, der heute 32 Jahre alt ist, hat in dem Prozess selbst ausgesagt und dabei seine Unschuld beteuert. Der zuständige Richter Lewis Kaplan sagte jetzt bei der Verurteilung, Bankman-Fried habe wiederholt unter Eid gelogen. Das Strafmaß begründete er mit „dem enormen Schaden, den er angerichtet hat, der Dreistigkeit seiner Handlungen, seiner außergewöhnlichen Flexibilität mit der Wahrheit und seinem offensichtlichen Mangel an echter Reue.“

Der Richter bewegte sich mit seinem Urteil zwischen den Vorstellungen von Anklage und Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von 40 bis 50 Jahren gefordert. Sie sagte, Bankman-Fried habe „einen der größten Finanzbetrugsfälle in der amerikanischen Geschichte“ begangen und er habe sich damit zum „Kryptokönig“ machen wollen. Sie verglich ihn mit Bernard Madoff, dem berüchtigten Anlagebetrüger, der zu einer Haftstrafe von 150 Jahren verurteilt wurde und 2021 im Gefängnis starb. Bankman-Frieds Verteidiger hatten dafür plädiert, eine mögliche Haftstrafe auf sechseinhalb Jahre zu begrenzen. Sie sagten, der Unternehmer sei nicht der „Superschurke“, als der er dargestellt worden sei. In der Hoffnung auf eine milde Strafe verwiesen sie auch darauf, dass er unter Autismus leide. 

Bankman-Fried galt einmal als Vorzeigeunternehmer. 2019 gründete er die Kryptoplattform FTX und bewarb sie als besonders sichere Anlageplattform. Er stieg damit schnell zu einem Star in der Kryptoszene auf, und er umgab sich mit Prominenten wie Bill Clinton und Gisele Bündchen. Mit seinem Wuschelkopf und seiner betont nachlässigen Kleidung wurde er als schrulliges Unternehmergenie wahrgenommen, und er wurde weithin nur „SBF“ genannt. Anfang 2022 erreichte FTX auf dem Höhepunkt eine Bewertung von 32 Milliarden Dollar.

In allen Anklagepunkten schuldig gesprochen

Aber die Erfolgsgeschichte fand ein jähes Ende, als FTX im November 2022 Insolvenz anmelden musste. Bankman-Fried wurde auf den Bahamas, dem Sitz von FTX und seinem persönlichen Wohnort, festgenommen und in die USA ausgeliefert. Innerhalb weniger Wochen wurde eine strafrechtliche Klage gegen ihn eingereicht. 

Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, seit der Gründung von FTX systematisch betrogen zu haben. Er habe Milliardenbeträge von Kunden abgezweigt und für seine persönlichen Zwecke genutzt, etwa um es als Wagniskapital in andere Unternehmen zu investieren, es an Politiker zu spenden oder teure Immobilien zu kaufen. Ein Vehikel dafür sei der ebenfalls von ihm gegründete Hedgefonds Alameda Research gewesen, an den Geld von FTX geschleust worden sei. 

Bankman-Fried hat von sich gewiesen, absichtlich betrogen zu haben. Er beschrieb sich als überforderten Unternehmer, der Fehler gemacht habe. Seine Ausgangslage in dem Rechtsstreit wurde aber dadurch erschwert, dass einige seiner engsten Kollegen in der Führung seiner Unternehmen Geständnisse abgelegt haben. Die Geschworenen des Prozesses im November brauchten nur fünf Stunden für ihre Beratungen, bevor sie ihn in allen Anklagepunkten schuldig sprachen. 

Bei einer Anhörung vor der Verkündung des Strafmaßes am Donnerstag kamen die Anwälte beider Seiten zu Wort. Auch Bankman-Fried sprach und gab Fehler zu. Verteidiger Marc Mukasey sagte, sein Mandant sei „kein skrupelloser finanzieller Serienmörder“. Er fügte hinzu: „Sam Bankman-Fried trifft seine Entscheidungen nicht mit Bösartigkeit in seinem Herzen. Er trifft sie mit Mathematik in seinem Kopf.“ Es wird damit gerechnet, dass Bankman-Fried Berufung gegen das Urteil einlegt.