Schweizer Großbank :
Beißhemmung gegenüber der UBS

Johannes Ritter
Ein Kommentar von Johannes Ritter
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Die größte Bank der Schweiz: die UBS
Die Schweizer Regierung will die letzte verbliebene Großbank im Land nicht vergraulen. Das erklärt ihre Zurückhaltung in Sachen Regulierung.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätte Sergio Ermotti ganze Arbeit geleistet. Der Vorstandsvorsitzende der UBS war in den vergangenen Monaten unermüdlich in Bern unterwegs, um Politiker aller Couleur davon zu überzeugen, dass sein um die Credit Suisse vergrößerter Geldriese keine Monsterbank ist, vor der die kleine Schweiz mit allen Mitteln zu schützen sei. Tatsächlich ist die UBS kaum noch mit jenem aggressiven Finanzmulti zu vergleichen, den der Schweizer Staat während der Finanzkrise 2008 vor dem Kollaps bewahren musste.

Anders als die Credit Suisse zog die UBS seinerzeit die richtigen Konsequenzen: Sie dampfte das riskante Investmentbanking ein und konzentrierte sich auf die Vermögensverwaltung. Also zugegeben: Das Geschäftsmodell des Zürcher Finanzriesen hat sich bisher bewährt. Eine Garantie für eine sichere Zukunft ist das freilich nicht. Durch die mithilfe von Notrecht, Bundesgarantien und Liquiditätshilfen der Schweizerischen Nationalbank erwirkte Übernahme der Credit Suisse ist die UBS zu einem gewaltigen Klumpenrisiko für die Schweiz geworden.

Daher ist es richtig und gut, dass die Regierung nun eine ganze Fülle von Maßnahmen ergreifen will, um dieses Risiko wenigstens halbwegs in den Griff zu bekommen. Ermotti fürchtete wohl nichts mehr, als verschärfte Vorgaben für die Eigenkapitalquote seines Konzerns. Dass es diese nun nicht geben soll, könnte als Erfolg seiner Charmeoffensive in Bern gewertet werden – wenn da nicht die Forderung wäre, die ausländischen Tochtergesellschaften mit deutlich mehr Kapital zu unterlegen. Das kann sich zu einigen Milliarden summieren und die Bank tatsächlich etwas sicherer machen.

Mit verwalteten Kundenvermögen von 5,7 Billionen Dollar ist die UBS ein echter Global Player, der erklärtermaßen weiter wachsen will. Daran ist per se nichts auszusetzen; betriebswirtschaftlich ist das sogar sehr verständlich. Aber mit der zunehmenden Größe der Bank wächst zwangsläufig auch das Risiko für die Schweiz. Eine elegante Art, darauf zu reagieren, wäre, die schon bestehende Progression noch weiter zu erhöhen. Will heißen: Je größer die Bank wird, umso mehr Eigenkapital sollte sie in Relation zur Bilanzsumme vorhalten.

Doch so weit will die Regierung offenkundig nicht gehen. Man will die letzte verbliebene Großbank im Land nicht über Gebühr bremsen und damit womöglich vergraulen. Hoffentlich fällt der Schweiz diese von Ermotti geschickt geschürte Beißhemmung nicht eines Tages auf die Füße. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Stärkung der Finanzmarktaufsicht (Finma) weisen in die richtige Richtung. Es ist sinnvoll und längst überfällig, die Verantwortlichkeiten im Management von Banken fortan klar zuzuordnen. Leider unternimmt die Regierung keinen Anlauf, auch die Ressourcen der Finma zu stärken.