Krypto-Anlagen :
Abermals kriselt ein Stablecoin

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Im Handel an Binance geriet der TrueUSD in die krise.
Der Stablecoin True-USD kämpft weiter darum, seine Bindung an den Dollar zu halten. Die Lage hat sich wieder etwas entspannt, doch Zweifel bleiben.

Stablecoins spielen in der Krypto-Szene eine zentrale Rolle. Sie dienen unter anderem dazu, Kryptogelder in dem Sinne wertstabil zu parken, als sie den Wert einer konventionellen Währung, in der Regel des amerikanischen Dollar, abbilden sollen. Aufgrund dieser zentralen Bedeutung erfahren sie viel Aufmerksamkeit. Regulatoren in den USA befürchten unter anderem, dass Stablecoins das Geldsystem unterminieren könnten.

Nun kriselt der True-USD, der fünftgrößte Stablecoin der Branche. Am Donnerstag fiel der Kurs bis auf 97 US-Cent, bevor er sich zuletzt wieder bei 99 Cent stabilisieren konnte. Seit Beginn des Jahres ist der Druck auf den Coin größer geworden. 1 Dollar wurde dafür zuletzt am Samstag bezahlt, zu Wochenbeginn wurde offensichtlich, dass die 1:1-Parität nicht mehr hielt. Grund sind massive Verkäufe an der Kryptobörse Binance. Dort überstiegen zeitweilig die Verkaufsaufträge die Kaufaufträge um 50 Prozent. Zuvor war der Kurs an der kleineren Börsen Poloniex, die mit True-USD in Verbindung gebracht wird, schon auf bis zu 92 Cent gefallen, hatte sich aber an Binance noch stabil gehalten.

Unruhe um Reserven

Die Verkäufe sind offenbar eine Reaktion darauf, dass die Echtzeit-Bestätigungen des Werts der Reserven, mit denen der Stablecoin besichert ist, um dessen Kurs stabil zu halten, seit dem 10. Januar ausgesetzt erschienen. Laut dem dahinter stehenden Unternehmen Techteryx hatten technische Fehler dazu geführt, dass True-USD unterbesichert erschien, weil einige Reservekonten keine automatischen Wertmeldungen generierten. Dies sei behoben worden.

Für mehr Unruhe schien das Unternehmen aber dadurch zu sorgen, dass es unvermutet in Hongkong den Prüfer austauschte und Knall auf Fall zum Wirtschaftsprüfungsunternehmen Moore Hong Kong wechselte. Der ursprüngliche Prüfer war „The Network Firm“, die unter dem Namen Armanino seinerzeit Prüfer der Skandalbörse FTX.US gewesen sein soll.

Generell gibt es immer wieder Gerüchte um True-USD. So hieß es im vergangenen März, 40 Prozent der Reserven seien bei der seinerzeit insolventen Signature Bank geparkt. Als heimlicher Herausgeber des Stablecoins gilt Justin Sun, ehemals das Gesicht von Ripple Labs, Gründer der Krypto-Plattform Tron, die ihrerseits seit November mit Terrorismusfinanzierung in Verbindung gebracht wird. Sun ist Eigentümer von Poloniex und gehört zu den schillernden Persönlichkeiten der Szene. Er bestreitet allerdings die Urheberschaft für True-USD, ebenso wie Techteryx.

True-USD war eine Zeitlang bedeutsamer als die weltgrößte Krypto-Börse Binance, die diesen für Handelsaktivitäten nutzte. Nachdem Binance aber den Fokus verlagerte, sank der Marktwert von 3,7 Milliarden Dollar im Oktober vergangenen Jahres auf zuletzt 1,9 Milliarden.

Schwache Noten

Dass Stablecoins sich vom 1:1-Kurs entfernen, kommt indes öfter vor. Auch der Kurs des USD-Coin, mit mehr als 25 Milliarden Dollar Kapitalisierung deutlich bedeutender als True-USD, war während der Bankenkrise im vergangenen März bis auf 0,998 Dollar gefallen. Der Zusammenbruch des Terra-USD-Stablecoins im Jahr 2022 gilt als einer der Auslöser der Marktkrise.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte Ende des vergangenen Jahres erstmals die Stabilität von Stablecoins bewertet. In einem Notensystem von 1 (sehr stark) bis 5 (schwach), erhielt keiner der acht analysierten Coins die Note 1. Die Fähigkeit von True-USD seine Bindung zum Dollar zu halten, bewertet S&P mit der Note 5, die Gesamtnote ist 4. Man habe keine Informationen über die Art der Besicherungsreserven und die Kreditwürdigkeit der Institutionen, bei der diese gehalten würden. Vor allem gebe es zu wenig Informationen über die Trennung der Vermögenswerte und ihre Sicherheit im Fall einer Insolvenz von Techteryx, über das hinaus, was im Bericht der Wirtschaftsprüfer enthalten sei.