Kreissparkasse Köln :
Girocard statt Payback-Karte

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Geldautomaten der Kölner Sparkasse. Deren Karten dienen bald nicht mehr nur dem Geldabheben.
Die Kreissparkasse Köln macht mit beim Bonusprogramm. Das Institut investiert außerdem viel Geld in seine Filialen – und hofft auf Impulse im Wohnungsbau.

Vom kommenden Jahr an können Kunden der Kreissparkasse Köln (KSK) direkt mit ihrer Karte vom Girokonto Payback-Punkte sammeln. Die mit 29,4 Milliarden Euro Bilanzsumme größte kommunale Sparkasse in Deutschland wird damit Teil der Vereinbarung der Sparkassen-Finanzgruppe mit dem Anbieter dieses Bonusprogramms. „Das ist ein attraktiver Mehrwert unserer Girokarte“, sagte Alexander Wüerst, Vorstandsvorsitzender der KSK, im Gespräch mit der F.A.Z.: „Und auch ein strategisch bedeutender Schritt.“

In der Branche ist der Kampf um das Girokonto groß, ist es doch häufig das Ankerprodukt, an dem weiteres Finanzielles wie etwa Geldanlage oder Immobilienfinanzierung anknüpfen. Wüerst sieht in der Kooperation mit dem Bonusprogramm daher ein weiteres Kundenbindungsprojekt. Zur Einführung im Jahr 2025 werde die KSK allerdings auch versuchen, dies zur Neukundengewinnung einzusetzen. Im Herbst hatte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband bestätigt, dass der mit 47 Millionen ausgegebenen Karten größte Girocard-Emittent mit Payback zusammenarbeiten wird. Es ist dies die erste Kooperation rund um das Thema Girokarten.

App-Nutzung steigt

Die Besonderheit dabei ist, dass für die Zahlung etwa bei teilnehmenden Tankstellen, Drogerien oder Supermärkten nicht noch extra die Payback-Karte benötigt wird. Freilich müssen Sparkassen-Kunden dem Service nicht nur zustimmen, sie müssen ihn auch selbst aktivieren. Daten zu sammeln sei für die Sparkassen – anders als beim Payback-Geschäftsmodell – nicht der Fokus, sagte Wüerst: „Wir sind sehr eingeschränkt in der Nutzung der Daten.“ Von der Sparkasse werde dies nur zur Bonitätsprüfung benutzt. Wie viel der Sparkassen-Dachverband für die Kooperation zahlt, vermochte Wüerst am Donnerstag nicht zu sagen. Die Gebühr werde wohl auf die teilnehmenden Sparkassen umgelegt.

Grundsätzlich spürt die Kreissparkasse Köln einen Zuwachs an Interesse vor allem an digitalen Dienstleistungen. Die KSK zählt rund 600.000 Girokonten. Die Finanzapp nutzen 281.000 Kunden – im vergangenen Jahr gab es dort einen Zuwachs um 17 Prozent. „Das historische Bild der Sparkasse als verschlafene Filialbank, das stimmt nicht“, sagt Wüerst. Gleichwohl versuchen sich die Sparkassen von den reinen Onlinebanken abzugrenzen.

So investiert auch die KSK in ihr Filialnetz. Dabei geht es vor allem um Umbauten, Modernisierung und energetische Sanierung. Rund 100 Millionen Euro sind für dieses Jahr eingeplant. Möglich ist dies, weil sich die Ertragslage des Finanzinstituts durch den Wegfall der Negativzinsen deutlich verbessert hat. So hat sich das Ergebnis vor Steuern von 165 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 347 Millionen Euro in 2023 mehr als verdoppelt.

Sparkassen-Mobil häufiger unterwegs

Gleichwohl wird auch die KSK in diesem Jahr 23 Filialen mit Nachbarfilialen zusammenlegen. Allerdings sind das heute schon sehr kleine Filialen – in 16 davon arbeitet nur ein Mitarbeiter, in 20 weniger als vier. Wo die Beratung wegfällt, sollen SB-Filialen entstehen. Außerdem baut die KSK ihre mobilen Sparkassenbusse aus. Sechs Busse bedienen derzeit 56 Standorte, dies wird auf 65 erhöht. „Das klingt altmodisch, aber das ist ein Riesenerfolg“, sagt Wüerst. Gerade in den ländlichen Gebieten, welche die KSK abdeckt, freuten sich die Kunden darüber, dass es so noch persönlichen Bankkontakt gebe, selbst wenn keine direkten Vor-Ort-Filialen mehr existierten. Insgesamt kommt die KSK auf 243 Standorte, davon 92 Filialen.

Im Umland präsent: Filiale der Kreissparkasse Köln in Siegburg
Im Umland präsent: Filiale der Kreissparkasse Köln in SiegburgUllstein

Der Name Kreissparkasse Köln mag mitunter verwirren. Um das Stadtgebiet kümmert sich nämlich die Sparkasse Köln/Bonn, deren Zentrale unweit der KSK liegt und die eine ähnlich große Bilanzsumme vorweisen kann. Die vor 101 Jahren gegründete KSK ist als Zweckverband der damaligen Landkreise Köln und „Mülheim am Rhein“ gegründet worden und mit ihren Sparkassen in den umliegenden Kreisen, etwa im Bergischen Land, tätig. Ihr Vorstandsvorsitzender Wüerst hat 1981 als Lehrling dort angefangen, sitzt seit 2002 im Vorstand und führt die KSK inzwischen seit 18 Jahren. In der Region ist die Kreissparkasse vor allem als Finanzierer bekannt: „Wir sind eine sehr kreditaktive Sparkasse“, sagt Wüerst. Die 23,5 Milliarden Euro im Kreditbestand machen mehr als 80 Prozent der Bilanzsumme aus. Die KSK unterhält Geschäftsbeziehungen zu 45 Kommunen, ist aber auch in der privaten Wohnungsfinanzierung tätig. Während die Jahre 2021 und 2022 wegen der niedrigen Zinsen absolute Rekordjahre im Kreditgeschäft waren, flaute das Neugeschäft 2023 deutlich ab. Dabei spielte vor allem die Zinswende eine Rolle.

Krise im Wohnungsbau belastet Kreditvergabe

Besonders spürbar ist die Krise im Wohnungsbau. Der Rückgang im Kreditneugeschäft ist fast gänzlich auf diesen Bereich zurückzuführen. Um mehr als 800 Millionen Euro ist es gesunken. „Das ist ein Markt, der nicht gut läuft im Moment“, sagte Wüerst: „Für viele Menschen ist der Erwerb einer Immobilie zu teuer geworden.“ Steigende Baukosten und anziehende Mieten im Zusammenspiel mit der Inflation seien Hemmnisse.

Von der Politik wünscht sich Wüerst Unterstützung für planbaren und bezahlbaren Wohnraum. Früher habe es mehr Förderung für privat genutzten Wohnungsbau gegeben. „Das ist heute sehr eingeschränkt, das verstehe ich nicht“, sagte Wüerst. Gleichwohl sei in diesem Jahr eine leichte Stabilisierung zu erkennen, eine Trendwende will der KSK-Vorstandschef aber noch nicht prophezeien. Gleichzeitig werde aber die sogenannte Transformationsfinanzierung wichtiger – also etwa in der Gebäuderenovierung und der energetischen Sanierung im Bestand. „Ich mache mir um die Kreditvergabe ehrlich gesagt keine Sorge“, sagte Wüerst.