Tokenisierung :
Erste E-Aktie in Deutschland

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Daniel Wernicke, einer von zwei Vorstandschefs der Nyala Digital Asset AG
Die Nyala Digital Asset AG, ein Spezialist für die Verbriefung von Fondsanteilen über die Blockchain, hat als erstes Unternehmen in Deutschland tokenisierte Aktien an ihre Anteilseigner ausgegeben.

Der Blockchain-Technik, auch bekannt als Technik der verteilten oder dezentralen Register, kurz DLT, wird zugebilligt, die Welt der Wertpapiere drastisch zu verändern - sozusagen das „Papier“ aus dem Wertpapier endgültig herauszunehmen und Inhaberschuldverschreibungen oder Aktien vollkommen elektronisch zu stückeln und zu registrieren, ein Prozess, der auch als Tokenisierung bezeichnet wird.

Noch kommt die Technik schrittweise voran. Einen weiteren Schritt hat nun die Nyala Digital Asset AG gemacht. Der Spezialist für die Verbriefung von Fondsanteilen über die Blockchain, also digitale Fondsanteile, die nicht mehr auf Papier beurkundet werden müssen, hat als erstes Unternehmen in Deutschland tokenisierte Aktien an seine Anteilseigner ausgegeben, insgesamt 64.046 Stück Stammaktien, die von 17 Aktionären gehalten werden.

Nyala nutzt damit die erst Mitte Dezember mit Verabschiedung des Zukunftsfinanzierungsgesetzes geschaffene Möglichkeit, nach Schuldverschreibungen und Fondsanteilen nunmehr auch Namensaktien volldigital auf Basis einer Blockchain zu begeben. Inhaberaktien können dagegen nur tokenisiert begeben werden, wenn sie in einem zentralen Register eingetragen sind.

Das Gesetz zur Einführung von elektronischen Wertpapieren (eWpG) schuf im Jahr 2021 die Verpflichtung zur Ausstellung einer Urkunde in Papierform und einer zentralen Registrierung ab und etablierte die Möglichkeit, Wertpapiere auch in dezentralen Registern zu führen. Bezog sich das eWpG zunächst nur auf Inhaberschuldverschreibungen, wurden die Bestimmungen im Sommer 2022 durch die Kryptofondsanteileverordnung (KryptoFAV) auf Fondsanteile ausgedehnt, jetzt kamen Aktien dazu.

Als Aktiengesellschaft mit einem lizenzierten Registerführer im Konzern, der Smart Registry GmbH, habe es nahegelegen, „den Beweis der Umsetzung am lebenden Objekt zu erbringen und nicht an einer künstlichen Projektgesellschaft“, sagte Daniel Wernicke, einer der beiden Vorstandschefs von Nyala. Man zeige damit, dass operativ tätige Gesellschaften hervorragend für elektronische Aktien geeignet seien. Nyala geht davon aus, dass E-Aktien im Jahr 2025 auf einem Marktplatz gehandelt werden können, an dem man derzeit arbeite.

Sekundärmarkt noch in Vorbereitung

Nyala ist nicht das einzige Unternehmen, das an einem solchen digitalen Marktplatz arbeitet. Im Rahmen des europäischen DLT-Pilotregime für blockchain-basierte Handelsplätze arbeiten auch etwa die ursprünglich liechtensteinische 21finance unter dem Namen „21X“ oder die Hamburger Finexity an entsprechenden Marktplätzen. Das Pilotregime ist eine sogenannte „Sandbox“, also ein auf einige Jahre befristeter, abgesteckter Rechtsraum. Für das deutsche Rechtsverständnis eher ungewöhnlich, können in deren Rahmen der Handel und die Abwicklung digitaler Vermögenswerte auf DLT-Basis in der Realität getestet werden.

Mit der digitalen Aktie schaffe man eine weitere elektronische Vermögensklasse, was vor allem für Fondsgesellschaften eine spannende Entwicklung sei, sagt Wernicke. Elektronische Fondsanteile könnten in der unter Kostendruck stehenden Branche ein großes Geschäft für Tokenisierungsspezialisten werden. Bisher hat die Nyala-Tochtergesellschaft Smart Registry etwa 20 Anleihen im Gesamtvolumen von rund 10 Millionen Euro tokenisiert, zu denen jetzt noch die Stammaktien von Nyala sowie Vorzugsaktien im Volumen von 3 Millionen Euro kommen.

Aktuell besteht bei tokenisierten Aktien im Internet noch etwas begriffliche Verwirrung. Denn als tokenisierte Aktien werden auch Coins angeboten, bei denen es sich nicht wirklich um tokenisierte Aktien handelt, sondern vielmehr um digitale Zertifikate auf klassische börsennotierte Aktien, etwa von Tesla oder Nvidia. Im Unterschied zur digitalen Nyala-Aktie sind diese jedoch nicht mit Eigentum an den Unternehmen verbunden.