Finanzmärkte :
Übersehene Gefahren

Martin Hock
Ein Kommentar von Martin Hock
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Die Europäische Zentralbank in Frankfurt.
Die Märkte sind fröhlich. Risikoanlagen sind gefragt, die Zukunft wird besser. Doch diese Sichtweise resultiert aus erlerntem Denken und zu wenig Weitsicht.

Märkte werden von unterschiedlich wirkenden Kräften bewegt. Manche wirken unmittelbar und kurz, wie eine einzelne Zinssenkung. Andere wirken etwas länger, wie die geldpolitische Richtung.

Und dann gibt es noch langfristige Faktoren, die das sogenannte Marktregime auf Jahre bestimmen. Mit diesen tun sich Anleger am schwersten. Zum einen, weil entgegen der Sonntagsrede vom Langfristinvestment doch kürzer gedacht und gehandelt wird. Faktoren wie Demographie oder Deglobalisierung sind zwar langfristig bestimmender, aber punktuell weniger spürbar – immer erst ein Thema für morgen. Und morgen heißt morgen – niemals heute

Zum anderen gilt Kurzfristigkeit auch im Rückspiegel. Es war immer so. Ne, eben nicht. Erlerntes Denken kann zu Trugschlüssen führen. Eine Rezession dauert immer mindestens drei Quartale in Folge. Was aber, wenn die Wirtschaft mal wächst und mal nicht? Oder die Inflation Sprünge macht? Dann sieht es vielleicht noch gut aus, aber es passt was nicht zusammen.

Fatal kann es sein, darauf zu bauen, dass die Notenbanken alles im Griff haben. Hatten sie doch immer. Ne, eben nicht. Die Fehler der Fed in den 30er- und 60er-Jahren geschahen nicht aus Blödheit, sondern wegen veränderter Rahmenbedingungen. Überrascht stellen die Märkte irgendwann fest: Es kommt anders. Das verheißt mehr Volatilität. Ähnlich wie in den Siebzigern, nur anders. Und nicht, wie es immer war. Oder ja nicht war.