Führung des Britischen Museums :
Nicholas Cullinan wird neuer Direktor

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Ab Somnmer mit seinem neuen Direktor Nicholas Cullinan: das Britische Museum in London
Der Kunsthistoriker Nicholas Cullinan soll im Sommer die Führung des Britischen Museums übernehmen. Er wird ein Haus leiten, dessen Ruf nicht zuletzt unter dem jüngsten Skandal um interne Diebstähle zu leiden hatte.

Das Britische Museum in London hat Nicholas Cullinan zum neuen Direktor ernannt. Der 46 Jahre alte Kunsthistoriker wechselt im Sommer von der National Portrait Gallery auf seinen neuen Posten. Dort fällt ihm die Aufgabe zu, den durch einen Skandal um interne Diebstähle in der Antikensammlung beschädigten Ruf der Institution wieder aufzupolieren. Cullinan sagte, er freue sich darauf, das British Museum „kollektiv für das breitmöglichste Publikum und künftige Generationen neu zu gestalten“. Sein Vorgänger Hartwig Fischer hatte die Leitung 2016 mit der Mission angetreten, einen Masterplan für die Erneuerung des Museums zu entwickeln, der sowohl das Gebäude als auch die Präsentation der Sammlung „tauglich für das 21. Jahrhundert“ machen soll. Als Fischer im vergangenen August wegen seines umstrittenen Umgangs mit dem Skandal zum Rücktritt gezwungen wurde, lag der Masterplan immer nocht nicht vor. Das Britische Museum, das nach dem Weggang von Fischer übergangsweise von Mark Jones geleitet wird, kündigte im Dezember an, in diesem Frühjahr einen internationalen Architekturwettbewerb für die Renovierung ausrufen zu wollen.

Cullinan hat sich an der Spitze der National Portrait Gallery, deren Führung er 2015 übernahm, als dynamischer und gewandter Akteur erwiesen. Vor allem stellte er mit einer überaus gelungenen Generalüberholung die Fähigkeit unter Beweis, einen Stab zu führen und ein kohärentes, lebendiges Konzept zu entwickeln, das modernen Ansprüchen entsprach, ohne dem Zeitgeist zu verfallen. Am Britischen Museum gilt es nicht nur, das Vertrauen wiederherzustellen, sondern auch heikle Fragen über Restitution und Kolonialismus in Angriff zu nehmen, die zudem eine frische Repräsentation der Weltkulturen im Museum erfordern. Zu den Herausforderungen gehört ferner der leidvolle Streit über die Parthenon Skulpturen, deren Rückgabe an Griechenland dort mit immer Nachdruck gefordert wird, sowie die im Zusammenhang mit der Klimadebatte ebenso umstrittene Förderung durch den Ölkonzern BP, die jüngst mit der Zusage erneuert wurde, im Laufe der nächtsen zehn Jahre fünfzig Millionen Pfund zur Erneuerung beizutragen.

In den Vereinigten Staaten geboren, in England aufgewachsen, bringt Cullinan einige Erfahrungen aus britischen und internationalen Museen mit. An der Londoner Tate war er Kurator für die internationale Moderne, bevor das Metropolitan Museum in New York ihn für seine Abteilung für moderne und zeitgenössische Kunst engagierte. In dieser Zeit war er mit dem damaligen Tate-Direktor Nicholas Serota verantwortlich für die Ausstellung der Scherenschnitte von Matisse, die sich mit mehr als 500 000 Besuchern des größten Zulaufes seit dem Bestehen der Tate Modern erfreute.

Im Zusammenhang mit den Diebstählen hat das British Museum vor zwei Tagen in einer Zivilklage am Obersten Gericht die Anordnung erwirkt, dass Peter Higgs, der entlassene Kurator der Antikensammlung, der beschuldigt wird, mehr als 1800 Gegenstände gestohlen oder beschädigt zu haben, dem Gericht sämtliche Unterlagen über den Online-Verkauf von Objekten aus dem Museumsbestand vorlegen muss. Die Richterin forderte außerdem, dass der Online-Marktplatz eBay und der Bezahldienst PayPal ihr alle Unterlagen über Verkäufe und Zahlungen innerhalb von vier Wochen vorlegen müssen. Dem Gericht wurde mitgeteilt, dass Higgs, der aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Anhörung zugegen war, die Beschuldigungen bestreiten werde. Unabhängig davon laufen die Polizeiermittlungen weiter.