„Holy Spider“ im Kino :
Ein Frauenmörder im Dienst Allahs

Lesezeit: 4 Min.
Auf der Jagd nach dem Täter riskiert sie ihr Leben: Zar Amir Ebrahimi in „Holy Spider“
Ali Abbasis Film „Holy Spider“ erzählt die ­wahre Geschichte eines Serienkillers in der iranischen Pilgerstadt Maschhad. Dass er sich daran am Ende verhebt, macht ihn nicht weniger interessant.

Am Anfang dieses Films gibt es einen Dialog, der wie ein Kommentar zu den aktuellen Massenprotesten in Iran wirkt. Er findet zwischen der Reporterin Arezu und einem Hotelangestellten statt: „Bitte bedecken Sie Ihr Haar.“ – „Das geht Sie nichts an.“ – „Aber die Sittenpolizei . . .“ – „Kümmern Sie sich um Ih­ren eigenen Kram.“ Die iranische Kurdin Mahsa Amini, deren Tod in den Händen der Sittenpolizei im September die Proteste ausgelöst hat, war angeblich ebenfalls nicht korrekt verschleiert. Trotzdem wäre es übertrieben, dem Film „Holy Spider“, der im Sommer zuvor entstanden ist, die Gabe der Prophetie zuzuschreiben. In Iran liegt das Unrecht, ge­gen das sich die Protestbewegung richtet, auf der Straße, es gehört zur Textur der Gesellschaft, die der Film beschreibt.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.