Art & Antique in Salzburg :
Festspielzeit für Kunstbegeisterte

Von Brita Sachs, Salzburg
Lesezeit: 3 Min.
Nicht nur Musikenthusiasten kommen derzeit in Salzburg auf ihre Kosten: Die Kunstmesse Art & Antique bietet in der Residenz wieder Kunst und Kunsthandwerk für Sammler mit großem und kleinerem Budget auf.

Körbe voller Straußeneier säumen die Stufen zu den fürstbischöflichen Räumen der Salzburger Residenz, wo die Messe Art & Antique zum 47. Mal während der Osterfestspiele gastiert. Gingen die Veranstalter davon aus, dass die größten Eier der Welt, auch wenn sie bekanntlich gar nichts mit Ostern zu tun haben, das internationale Publikum mehr beeindrucken als die kleinen Dinger vom Huhn? Die Messe selbst prunkt dann nicht nur mit großen Kalibern, hat vielmehr auch Angebote für kleinere Budgets parat, zum Beispiel beim Volkskunstangebot, das hier noch immer sorgsam gepflegt wird.

Der Rundgang führt kunst- und musikaffiene Besucher durch Räumlichkeiten, die nicht nur 40 Kunsthandelsständen einen festlichen Rahmen geben sondern wo früher auch große Musikgeschichte stattfand: Im Carabinierisaal wurde 1614 Monteverdis „Orfeo“ als erste Oper nördlich der Alpen aufgeführt und im Konferenzsaal gab das siebenjährige „Wunderkind“ Mozart 1763 sein erstes Hofkonzert. Was in jener Zeit Möbelkunst vermochte, zeigt das Beispiel einer kleinen Louis-XV.-Kommode, die Abraham Nicolas Couleru in Mömpelgard baute. Das Möbel mit üppigen versilberten Muschelwerkbeschlägen, einst Eigentum des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, bietet Christian Eduard Franke für 88.000 Euro an. Mit Tabatièren hat der auf alte Kunst spezialisierte Generalist aus Bamberg auch Artikel im Sortiment, wie sie damals in höchsten Kreisen gern verschenkt wurden, ein goldgefasstes, brillant- und malereiverziertes Meissendöschen liegt bei 87.000 Euro.

Vorzugsweise aus dem eigenen Land

Das Gros der Aussteller kommt aus Österreich und viele konzentrieren sich auf das Kunstschaffen des eigenen Landes, da ist Dorothea Apovnik aus Wien schon fast eine Ausnahme. Zu Altmeistergemälden etwa aus den Niederlanden stellt sie eine Florentiner Cassone, also eine Hochzeitstruhe, mit allegorischen, wohl das Thema Weisheit ansprechenden Malereien der Zeit um 1400 und dem Allianzwappen neapolitanischer Familien (90.000). Wiener Jugendstil und Klassische Moderne Österreichs breitet die Galerie bei der Albertina-Zetter aus, mitten darin ein Spiegel mit Frauenköpfen, den die Keramikerin Vally Wieselthier um 1926 für die Wiener Werkstätten entwarf (28.000). Florian Kolhammer (Wien) hat eine ganze Wand mit Bronzereliefs von Georg Klimt behängt, dem Bruder Gustav Klimts, und ausgreifende Regale mit irisierendem Glas von Loetz und von Hans Bolek bestückt. Den Wiener Werkstätten frönt auch Susannne Bauer (Wien) mit Dagobert Peches Designklassiker seines von einer dicken Schicht stilisierter Palmblätter gerahmten Wandspiegels (45.000).

Überall treten die großen Maler des Landes in Erscheinung. Egon Schieles Zeichnung einer Sitzenden mit hochgestecktem Haar von 1917 begeistert bei Sylvia Kovacek aus Wien (620.000). Wienerroither & Kohlbacher, ebenfalls aus Wien, zeigt den eine ganze Generation prägende Franz West mit der hintergründig witzigen Gouache „Beides Burschen vor Ecke“ von 1982 (75.000). Außerdem hängen hier Alfred Kubins unheimliche, an Goya erinnernde Tuschezeichnung „Überfall“ (95.000) oder Egon Schieles Kreideporträt des Sammlers Hugo Koller von 1918 (380.000). Dessen Ehefrau Broncia Koller-Pinell, eine fast vergessene Malerin, widmet gerade das Wiener Belvedere eine Ausstellung.

Die Kunsthandlung Hieke (Wien) gibt erste Ausblicke auf ihre demnächst eröffnende Schau zu Koller-Pinell. Viel Interesse erregt hier auch Kokoschkas „Lissaboner Straßenszene“ von 1925, ein Gemälde mit langer Ausstellungshistorie (Preis auf Anfrage). Eine große Wand braucht der Käufer von Herbert Brandls 2011 entstandener unbetitelter Allusion auf tief verschneite Berggipfel bei Kolhammer & Mahringer (69.000.) Schnee lieben die Fans der Tiroler-Bergwelt-Bilder von Alfons Walde, der vermutlich den Bildmengenrekord der Veranstaltung hält. Da gerät dann auch das eine oder andere Sommersujet dazwischen: Bei Lilys Art (Wien) wäre das eine kräftige „Bauernmutter“ im Grünen (450.000). Der wohl ungewollt lustige „Kapellmeister“ in voller Montur posiert dann schon wieder vor dem tief verschneiten Kitzbühel (bei Freller, Linz).

Sehr selten dürften Frühwerke von Maria Lassnig zu haben sein, wie ihr von der Schütz Art Society aus Engelhartszell präsentiertes pastoses Porträt des Kunstkritikers Heimo Kuchling aus dem Jahr 1946 (95.000). „Hohe Weisheit“, ein aquarelliertes Selbstbildnis mit Eule dieser Grande Dame der österreichischen Kunst, kostet bei Runge (Eferding) 98.000 Euro. Ein gefragtes Segment der Art & Antique stellen die Händler für Schmuck und Juwelen, alte und neugefertigte Pretiosen. Man sollte den Blick in die Vitrinen von Ulf Englich (Salzburg) versenken, denn dort ist ein winziger Osterhase zu finden, an einer Krawattennadel der Jahrhundertwende (1600).

Art & Antique, Salzburg, Residenz, bis 1. April, Eintritt 15 Euro