Brief aus Istanbul :
Der Sultan speist all jene mit Angst, für die er kein Brot hat

Von Bülent Mumay
Lesezeit: 5 Min.
Ein Anhänger Erdogans feiert den Wahlsieg vor dem Präsidentenpalast in Ankara mit dem Gruß der Grauen Wölfe.
Erdogans Wahlerfolg könnte ein Pyrrhussieg sein. Er spaltet die Gesellschaft gnadenlos. Ob sich das bei den Kommunalwahlen rächt? Wir gehen jedenfalls noch härteren Zeiten entgegen.

Wir, die Befürworter von Demokratie in der Türkei, gleichen dem von Zeus bestraften Sisyphos. Ständig mühen wir uns ab, einen Felsbrocken auf den Berggipfel zu schaffen, genau wie Camus es im „Mythos des Sisyphos“ beschreibt. Jedes Mal schaffen wir es ein Stückchen höher, doch kurz vor dem Gipfel entgleitet uns der Fels und rollt hinunter. Das ist die Strafe, die wir seit Jahren für die Rebellion verbüßen. Seit den Gezi-Protesten von 2013 endet weder unsere Rebellion noch unsere Strafe. Bei den ersten allgemeinen Wahlen nach diesem ersten starken Widerstand gegen Erdogan verlor er 2015 die absolute Mehrheit. Jäh flammte erneut Terror auf, und aus den Wahlen, die er fünf Monate später wiederholen ließ, ging er doch wieder als Alleinherrscher hervor.

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