Börse am Montag :
Finanzmärkte reagieren wenig beeindruckt auf Eskalation in Nahost

Lesezeit: 3 Min.
Öltanker in der Straße von Hormus
Der Dax legt am Montag zunächst zu, der Ölpreis gibt nach. Nur der Dollar reagiert auf die höheren Risiken. Doch seine Stärke hat weniger mit der Lage in Nahost als mit Inflations- und Zinserwartungen zu tun.

Trotz der weit verbreiteten Angst vor einer Eskalation der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten sind die europäischen Aktienmärkte am Montag mit Gewinnen gestartet. Der Dax legte in Frankfurt nach einer Stunde 0,7 Prozent auf 18.060 Punkte zu, der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 gewann in gleichem Ausmaß. Zuvor hatten in Asien die wichtigsten Indizes, der japanische Nikkei und der Hang-Seng in Hongkong, jeweils 0,7 Prozent tiefer den Handel beendet.

Der Dax hat die vergangenen zwei Wochen seinen zuvor seit fünf Monaten währenden Anstieg leicht korrigiert. Am Montag setzte sich nun Adidas an die Spitze der Dax-Gewinner, nachdem Morgan Stanley die Aktie des Sportartikelherstellers wegen steigender Schuhnachfrage zum Kauf empfohlen hat. Der Rüstungshersteller Rheinmetall legte am Montag um mehr als 1 Prozent auf 549 Euro zu und näherte sich seinem vor wenigen Tagen erreichten Rekordkurs von rund 561 Euro an.

Die Branchenrotation – raus aus den lange gut gelaufenen Technologiewerten wie SAP und Siemens, rein in Unternehmen der Grundstoffindustrie wie BASF oder Lanxess, die in den vergangenen Tagen zu beobachten war, setzte sich am Montag zunächst nicht fort. Allerdings hatte am Freitag in den USA der Technologieaktienindex Nasdaq mit einem Abschlag von 1,6 Prozent stärker verloren als die Standardaktienindizes Dow Jones und S&P 500 mit 1,3 und 1,4 Prozent.

Neben Aktien nahmen die Börsianer wegen der Lage in Nahost auch den Ölpreis und den Dollar stärker in den Blick. Doch auch beim Rohölpreis tat sich am Montag zunächst nicht allzu viel. Am Freitag war der Preis für 159 Liter (1 Barrel) Rohöl der Sorte Brent angesichts der zunehmenden Spannungen in Nahost auf gut 92 Dollar geklettert und war damit so teuer wie seit Oktober 2023 nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht mehr. Am Montag allerdings kostete der Barrel Brent wieder weniger als 90 Dollar.

Holger Schmieding, der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, betonte in einem Kommentar, der eskalierte Konflikt zwischen Iran und Israel habe eher geringe Auswirkungen auf die Weltwirtschaft ähnlich wie der Konflikt im Gaza-Streifen und die Attacken der Huthi-Rebellen im Roten Meer. Entscheidend für den Ölpreis ist nach Ansicht von Schmieding, ob die Schifffahrt durch die Straße von Hormus beeinträchtigt werde. Am Freitag hatten iranische Streitkräfte ein Container-Schiff gefangen genommen.

Auf den Währungsmärkten gewann der US-Dollar zum Euro und anderen Devisen an Wert. Dies ist in Phasen steigender Risikoaversion an den Finanzmärkten typisch. Nach Ansicht von Ulrich Leuchtmann, Devisenanalyst der Commerzbank, fußt die Dollar-Stärke vor allem auf unterschiedlichen Inflations- und daraus resultierenden Leitzinserwartungen zwischen USA und dem Euroraum.

Während die Inflationsraten im Euroraum von in der Spitze gut 10 Prozent im Jahr 2022 auf weniger als 2,5 Prozent gefallen sind und damit sich dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent annähern, erweist sich die Inflation in den USA als deutlich hartnäckiger.

Deshalb rechnen mehr und mehr Analysten damit, dass die amerikanische Notenbank Fed ihren Leitzins frühestens im Juli senken wird. Zum Jahresanfang 2024 hatte die herrschende Meinung an den Finanzmärkten mit einer ersten Zinssenkung durch die Fed schon im März gerechnet. Auch die Anzahl der erwarteten Zinssenkungen in den USA hat sich von sechs bis sieben zu Jahresbeginn auf zwei in diesem Jahr verringert.

Für den Dollar bedeutet dies, dass er seinen Zinsvorteil gegenüber dem Euro behalten, wenn nicht sogar ausbauen wird. In den USA liegen die kurzfristigen Leitzinsen etwa doppelt so hoch wie im Euroraum, die US-Staatsanleihen rentieren derzeit mit 4,5 Prozent, während Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit nur eine Rendite von 2,4 Prozent abwerfen.

Dieser Zinsaufschlag in den USA gegenüber Anleihen in Euro veranlasst weltweit anlegende Investoren, tendenziell  ihr Geld in den Dollar-Raum umzulenken, was den Dollar stützt. Am Freitag zahlten Anleger erstmals seit November 2023 weniger als 1,07 Dollar für einen Euro. Am Montag kostete der Euro fast unverändert 1,066 Dollar.