Lauterbachs Entwurf :
Verformte Praxisreform

Christian Geinitz
Ein Kommentar von Christian Geinitz
Lesezeit: 1 Min.
Ein Hausarzt misst bei einer Patientin den Blutdruck.
Der Ansatz des Gesundheitsministers ist richtig. Doch er sollte über höhere Eigenbeteiligungen und Verzichtanreize wie in den Privatversicherungen nachdenken – und auch über Studiengebühren.

Besetzte Telefone, volle Wartezimmer, gestresstes Personal – Alltag in Arztpraxen. Der Ansatz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Effizienzsteigerung ist richtig: Telemedizin, E-Rezept, E-Patientenakte, keine vierteljährliche Vorstellung von Chronikern nur aus Abrechnungsgründen, Bagatellgrenzen für Regresse anheben.

Aber all das gelingt nur, wenn die Praxen dafür keinen zusätzlichen Aufwand treiben müssen. Die Konzentration auf den Hausarzt zu belohnen ist sinnvoll, die Budgets abzuschaffen birgt indes die Gefahr von Fehlanreizen. Wie die Klinikreform droht auch die Praxisreform finanziell aus dem Ruder zu laufen.

Statt zu sparen, fließt mehr Geld, etwa in die sozialpolitisch motivierten Gesundheitskioske. Die Beitragszahler sollen jetzt auch noch Medizinstudienplätze finanzieren, eigentlich eine Aufgabe der Länder. Es ist an der Zeit, die Eigenverantwortung zu stärken. „Corona“ hat gezeigt, dass nicht jeder Arztbesuch nötig ist. Man sollte über höhere Eigenbeteiligungen und Verzichtanreize wie in den Privatversicherungen nachdenken – und über Studiengebühren.