Fotos Ulf von Rauchhaupt

Im Tempel der Kolosse

Von ULF VON RAUCHHAUPT
Fotos Ulf von Rauchhaupt

7. September 2023 · Von dem größten Herrschertempel, den sich je ein Pharao errichten ließ, waren drei Jahrtausende hindurch nur zwei riesige Sitzstatuen zu sehen. Doch nun kommt immer mehr zum Vorschein.

Trümmer sind selten ein fröhlicher Anblick. Der geborstene Sandsteinquader aber, der da inmitten des weitläufigen Grabungsgeländes westlich des Nils gegenüber Luxor im Morgenlicht liegt, macht fast etwas melancholisch. Er ist mit Hieroglyphen bedeckt. Eine zeigt einen knienden Mann, der jubelnd die Arme erhebt. Es ist das Zeichen für „heh“ (Millionen) und hier Teil der Bezeichnung des Gebäudes: „Tempel der Millionen an Jahren“.

So lange sollte die gewaltige Anlage mit ihren drei Pylonen und dem prächtigen Säulenhof den Grabkult seines Erbauers eigentlich sicherstellen: Seiner Majestät Amenhotep III., Sohn der Sonne, König von Ober- und Unterägypten. Er war einer der bedeutendsten Herrscher der Bronzezeit und regierte im 14. Jahrhundert vor Christus 38 Jahre lang.

„Das war der Höhepunkt der ägyptischen Zivilisation“, sagt die Ägyptologin und Kunsthistorikerin Hourig Sourouzian, Leiterin des Amenhotep III Temple Conservation Project. Die freundliche Frau hat es vor 24 Jahren mitinitiiert. Geboren wurde Sourouzian in Bagdad als Kind armenischer Eltern, die vor dem Völkermord in der Türkei hatten fliehen können. Sie spricht fünf Sprachen fließend, darunter Deutsch und Arabisch. Als wir darüber reden, stehen wir noch am Ostende des mehr als 500 Meter langen Grabungsgeländes, das auf arabisch Kom el-Hettan (Hügel der Mauern) heißt – vor den beiden 17 und 18 Meter hohen Sitzstatuen Amenhoteps III.

Der Tempel Amenhoteps III. lag im Fruchtland (grün). Sein Architekt Amenhotep sa Hapu durfte sich einen eigenen Tempel hinter dem seines Königs bauen. „Golden Lost City“ wird eine erst kürzlich entdeckte Siedlung für Handwerker des Pharao genannt.
Der Tempel Amenhoteps III. lag im Fruchtland (grün). Sein Architekt Amenhotep sa Hapu durfte sich einen eigenen Tempel hinter dem seines Königs bauen. „Golden Lost City“ wird eine erst kürzlich entdeckte Siedlung für Handwerker des Pharao genannt.
Fotos Ulf von Rauchhaupt

Memnons Morgengruß

Von ULF VON RAUCHHAUPT
Fotos Ulf von Rauchhaupt

6. September 2023 · Wie ein seltsamer Ton zur Römerzeit Touristen nach Theben lockte

Memnon, den Ägypter, vom Sonnenlicht erwärmt, hört ich sprechen aus thebanischem Stein, als er Hadrian sah, den König von allem, und ihn vor Sonnenaufgang grüßte, so gut er es vermochte.“ So beginnen zwölf Zeilen auf dem linken Schienbein des nördlichen der beiden Memnonkolosse westlich von Luxor, dem antiken Theben. Es ist keine Kritzelei, sondern ein formvollendetes Epigramm in klassischem äolischem Griechisch, dem Dialekt der Sappho – und wir wissen genau, wer es wann hier hinterlassen hat: „Von Iulia Balbilla: Als der Augustus Hadrian den Memnon hörte“ steht darüber. Das war am 20. November 130 n. Chr., der Tag, an dem Kaiser Hadrian auf seiner Ägyptenreise die Statue besichtigte und seine Hofdichterin Julia Balbilla das Ereignis in diesem und zwei weiteren Epigrammen feierte.

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