Honor Magic 6 Pro :
Bereit für Olympia

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Die Hauptkamera löst wie üblich mit 50 Megapixel auf und schafft eine Blende von f/1.4 bis f/2.0.

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Neben Xiaomi ist Honor auf dem MWC ein weiterer chinesischer Hersteller, der mit seinem Topmodell ganz oben mitspielen und Samsung verdrängen will. Das Magic 6 Pro hat das Zeug dazu.

Wer als Zuschauer in einer Keynote des Herstellers Honor sitzt und in der Tasche etwa das Topmodell iPhone 15 Pro Max von Apple oder S 24 Ultra von Samsung stecken hat, bekommt ständig das Gefühl vermittelt, dass er längst nicht das Beste gekauft hat. Denn das Beste ist das Magic 6 Pro von Honor. Sagt Honor. Dass Hersteller von ihren Produkten überzeugt sind und sie als das Nonplusultra anpreisen, ist normal. Aber dass ständig die Konkurrenz zum Vergleich herangezogen wird, um zu zeigen, dass das eigene Smartphone in allen Belangen besser sei, ist nicht (mehr) üblich. Es wirkte irgendwie sehr chinesisch, wie Honor in Barcelona auftrat. Im Übrigen wurde zu keinem Zeitpunkt Xiaomi erwähnt, die direkte Konkurrenz aus China, die fast zur gleichen Zeit an einem anderen Ort in Barcelona ihr Flaggschiff 14 Ultra vorstellten.

Dabei ist die Strategie von Honor für die Märkte in Europa und insbesondere Deutschland eher zurückhaltend. Die Marketingabteilung geht sparsam vor. Dennoch wird die Marke immer bekannter und liefert jedes Jahr mit ihrem Topmodell ein Smartphone, das mit denen der Konkurrenz gut mithalten kann – und mit manchen Eigenschaften noch mehr überzeugt. Nach Barcelona hatte Honor nun das neue Magic 6 Pro mitgebracht. Es spielt in der Oberklasse wie die Topmodelle der Konkurrenz von Apple, Samsung oder Xiaomi. Selbstverständlich ist die neueste Prozessorgeneration eingebaut, also übernimmt die Arbeit hier der Snapdragon 8 Gen 3 von Qualcomm. Damit kann man nicht mehr punkten als Hersteller, weil der Nutzer im Alltag den Unterschied zum Vorgänger eh nicht bemerkt. Dann schon eher mit einem Mega-Akku. Die Batterie des Magic 6 Pro kommt auf eine Kapazität von 5600 Milliamperestunden. Es dürfte niemand schaffen, dieses Smartphone an einem Tag zu leeren.

Es lohnt sich ein Blick auf den Bildschirm

Bevor wir zur Kamera, der beliebten Vorzeigefunktion der Hersteller kommen, lohnt sich bei Honor noch ein Blick auf den 6,8 Zoll großen Bildschirm mit einer Auflösung von 2800 x 1280 Pixeln. Der hat natürlich wie die Displays der Mitbewerber auch knackige Farben, starke Kontraste, eine variable Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 Hertz und mit 5000 Nits eine enorme Helligkeit. Aber Honor hat zudem eine eigene Displayoberfläche namens Nanocrystal Shield entwickelt, die besonders kratzfest und flexibel sein soll. Angeblich hält das Glas mehr aus als das der Konkurrenz. Am Messestand dürfen Besucher mit Schleifpapier versuchen, die Oberfläche zu zerkratzen. Ebenso ist der Bildschirm laut Honor weniger anfällig bei Stürzen auf harte Böden. Sollte der Bildschirm diese Eigenschaften im Alltag wirklich unter Beweis stellen, wäre das für manche Nutzer sicherlich eine interessante Funktion.

Schaut man sich die Spezifikationen der Kamera an, fällt auf, dass Honor im Vergleich zu Xiaomis 14 Ultra „nur“ drei Objektive hat. Dafür löst das Teleobjektiv, das mit Periskoptechnik arbeitet, mit 180 Megapixel auf, sodass alle Aufnahmen die mit mehr als dem zweieinhalbfachen optischen Zoom gemacht wurden, mit ordentlich Ressourcen digital vergrößert werden können. Dennoch wird auch am Magic 6 Pro der hundertfache digitale Zoom eine Spielerei bleiben. Die Hauptkamera löst wie üblich mit 50 Megapixel auf und schafft eine Blende von f/1.4 bis f/2.0.

Auffällig und erfrischend war der Fokus von Honor auf neue Funktionen der Kamera, die nicht auf bloßer Nennung von Pixelzahlen basierte. So haben die Chinesen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz die Software so trainiert, dass sie im Sport-Modus automatisch erkennt, ob der zu Fotografierende gerade eine spektakuläre Aktion macht. Die KI hat sich an verschiedenen Sportarten abgearbeitet, unter anderem Fechten. Nicht auf der Bühne, dafür im Gespräch am Messestand war dann auf einmal die Verbindung zu den Olympischen Spielen im Sommer da. Nun ja.

Abkürzungen gefunden

Natürlich hat Honor im Magic 6 Pro noch mehr Künstliche Intelligenz eingesetzt. Eine Anwendung ist noch nicht ganz fertig und kommt erst in den nächsten Monaten per Softwareupdate aufs Gerät. Dann können Nutzer ein honoreigene Alternative zu ChatGPT ausprobieren, die auf dem Smartphone gespeichert ist und keine Onlineverbindung braucht. Eine Anwendung, die jetzt schon läuft und wenn sie im Alltag gut funktionieren sollte, die zukunftsweisendste auf dem Magic 6 Pro ist, spart dem Nutzer einige Klicks und somit Zeit.

Die Idee: Man markiert ein Bild oder wählt einen Textschnipsel aus Nachrichten, Texten oder von einer Webseite aus. Hält man den Finger länger auf das Markierte, macht das Betriebssystem Magic OS in einer Seitenleiste Vorschläge für Apps, in denen man das Ausgewählte verwerten kann. Zieht man etwa eine Adresse auf Google Maps, öffnet sich nicht nur die App, sondern aktiviert sofort den Routenplaner zu dieser Adresse. Markiert man einen Turnschuh etwa in Whatsapp und zieht ihn in die Ebay-App, zeigt diese an, wo man ihn kaufen kann. Die Beispiele, die Honor zeigt, sind zwar erwartbar. Aber sollten die Chinesen es hinkriegen, dass übliche Wege dadurch auf dem Smartphone abgekürzt werden, wäre das sicherlich ein alltagstauglicher Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Das Magic 6 Pro ist mit 1300 Euro auch im Preis Oberklasse. Vergleicht man es mit dem direkten Konkurrenten Xiaomi 14 Ultra, ist es zweihundert Euro günstiger. Die technischen Daten sind ähnlich, also Bildschirm, Prozessor, Kamera, Gehäuse und anderes sind top. Das Magic 6 Pro wirkt in seiner Erscheinung etwas technischer und nicht so elegant wie das Xiaomi 14 Ultra, das zudem mit einem Leica-Label punkten kann. Wer mal Abwechslung zu Samsungs S-Reihe sucht und in der Androidwelt bleiben will, kommt an Honor und Xiaomi als Marken nicht vorbei, wenn es ein Gerät aus der absoluten Oberklasse sein soll.