Möbel

Mal was Neues

Von PETER-PHILIPP SCHMITT (Text) und DANIEL CHIMAL (Illustrationen)
13. April 2024 · Es muss nicht immer ein Foto sein. Unser Zeichner hat sich ein eigenes Bild von den Möbelneuheiten des Frühjahrs gemacht. Vorgestellt werden sie nächste Woche auf der Möbelmesse in Mailand.

Kein großes rundes Jubiläum, aber immerhin den 90. Geburtstag feiert in diesem Jahr die traditionsreiche italienische Marke Molteni & C. Verantwortlich fürs Design ist schon seit mehreren Jahren ein Belgier, Vincent Van Duysen. Auch den Sessel Petalo für draußen mit einer Bespannung aus Polypropylenfasern hat er entworfen.


Nach oben ist diesem Beisteller keine Grenze gesetzt. Er lässt sich beliebig erweitern, dafür hat der Mailänder Designer Giacomo Moor für den Hersteller Living Divani verschiedene Module entwickelt. In seiner einfachsten Version ist Halfsquare ein Nachttisch mit Schublade, aus dem aber auch ein deckenhohes Regal werden kann.


Eine Platte auf zwei Böcken, einfacher lässt sich ein Tisch nicht zusammenbauen. Darauf spielt der Italiener Roberto Lazzeroni mit seinem Tisch August (Lema) an. Seine Böcke sind aber nicht nur fest mit der dünnen Tischplatte verbunden, die aus verschiedenen Materialien sein kann, darunter Holz und Marmor. Eine von ihm eingefügte Querstange gibt dem Ganzen noch zusätzlichen Halt.


Ein wenig könnte man an das Geschirrservice denken, das Jean-Marie Massaud für Air France entworfen hat. Auch da lassen sich Schalen beliebig miteinander kombinieren und ergänzen. Aus Modulen besteht auch sein Sofa Ernest, das der Franzose für das italienische Unternehmen Poliform entwickelt hat. Bezogen sind sie entweder mit Stoff oder Leder, die Bezüge lassen sich bequem abnehmen und bei Bedarf auch ersetzen.


Gut 70 Jahre alt ist der Stuhl Mosquito, der wie das Insekt abgewinkelte Beine hat und eine Sitzfläche, die aus zwei Flügeln zu bestehen scheint. Entworfen hat ihn der Slowene Niko Kralj (1920 bis 2013). Von ihm und seiner Arbeit hat sich der Niederländer Bart Schilder inspirieren lassen - zu diesem Barhocker Mosquito (Very Wood).


Jørn Utzon ist vor allem durch ein Werk berühmt geworden: das Opernhaus in Sydney. Etwa zur selben Zeit, Mitte der Fünfzigerjahre, entstand die Idee zu diesem Hocker. Sieben abgeflachte Kugeln bilden die Sitzfläche und lassen an Pilze denken, die aus dem Boden sprießen. Fritz Hansen stellt den Utzon-Hocker aus geöltem Buchenholz her.


Bei dieser Bank hat sich die japanische Designerin Nao Tamura von der Kimonoherstellung inspirieren lassen. Dabei wird der Stoff so gefaltet, geschnitten und zusammengenäht, dass kaum Ausschuss entsteht. Dasselbe Prinzip wendet Tamura, die in New York lebt und arbeitet, bei ihrer Bank Origata (Porro) an, die aus Aluminium besteht.


Das Original dieser Keramikplatte befindet sich im Archiv der Bottega Gatti, jener Manufaktur in Faenza, die Riccardo Gatti 1928 gründete. Daraus entwickelte Andrea Anastasio für Foscarini die leuchtende Skulptur Intervallo, bei der das Licht als Material Schatten wirft und mal mehr, mal weniger durch das Bildnis der Madonna hindurchscheint.


Wie in die Knie gegangen wirkt der Sessel der Möbelserie Volkshaus (Classicon), benannt nach dem gleichnamigen Boutiquehotel in Basel, das ebenfalls von Herzog & de Meuron gestaltet wurde. Doch das Holzkonstrukt besticht mit seinen Stummelbeinen, die sich kreuzen und ineinandergreifen. Bespannt ist der Stuhl mit einer strapazierfähigen, leicht elastischen Kordel.


Nur ein Stein hält die Vase im Gleichgewicht, die sich am anderen Ende der Stange befindet und ständig in Bewegung zu sein scheint. Sie ist das Werk des Briten Umut Yamac. Mit Libra, Teil der Ausstellung Solidified in Mailand, will er darauf hinweisen, wie leicht die Natur aus dem Gleichgewicht geraten kann, durch unser Zutun.


The Ritz-Carlton, Four Seasons, Waldorf Astoria: Seit 1965 ist HBA (Hirsch Bedner Associates) auf Hoteldesign spezialisiert. Zur Ausstattung gehören auch Möbel, die nicht immer in größerer Stückzahl hergestellt werden. Diesen Barschrank aber, Hikari genannt, hat die italienische Marke Giorgetti ins Programm aufgenommen.


Ein Regal für drinnen und draußen ist Rocky. Das Rechteck, 80 mal 26 mal 70 Zentimeter groß, lässt sich drehen und wenden und auf- wie nebeneinander stapeln. Gestaltet hat es der junge italienische Designer Luca Roccadadria für Cantori. Zusätzliche Dynamik bekommt das Regal durch Trennwände, die mal nach links, mal nach rechts zeigen.