Stadtplanung :
Was ein Manager für Klimaanpassung macht

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Fachmann für Hitzeschutz: Klimaanpassungsmanager Oliver Jenschke
Oliver Jenschke unterstützt die Planer von Bad Nauheim, um die Kurstadt fit für den Klimawandel zu machen. Zudem will der Umweltwissenschaftler mit Gewerbebetrieben und Kliniken ins Gespräch kommen.

Kurpark und Goldsteinpark, Südpark und Waldpark, dazu der Rosengarten – gerade an heißen Tagen gibt es schlechtere Orte als Bad Nauheim. Oliver Jenschke preist die Parks als Oasen zum Schutz vor Hitze. Zumal sich Durstige zum Beispiel am Trinkbrunnen im Gesundheitsgarten erfrischen können. Die Gradierwerke nicht zu vergessen: In ihrer Nähe ist es aufgrund der fließenden und verwirbelten Sole stets ein paar Grad kühler als anderswo. Gleichwohl will die Stadt mehr für ein gutes Klima am Ort unternehmen. Aus diesem Grund hat sie Jenschke unter anderem angestellt.

Der 31 Jahre alte Gießener zeichnet als Klimaanpassungsmanager und bringt eine Menge Vorwissen mit. In Offenbach aufgewachsen, studierte er an der Justus-Liebig-Universität Gießen zunächst Umweltmanagement und machte nach dem Bachelor den Master in Umweltmanagement. Im Studium hatte er mit Bodenkunde und Mikrobiologie ebenso zu tun wie mit Raumplanung und Datenverarbeitung. Das passt gut zu seinem Arbeitsalltag, denn seine vom Bund geförderte Stelle ist bei den Stadtplanern angesiedelt. Dagegen gehören Klimaschutzmanagerin Anea Lang und Nachhaltigkeitsreferentin Yuge Lei dem Innovations-Team an. Während sich Lang um die Frage kümmert, wie die Menschen in der Kurstadt weniger Energie verbrauchen und weniger Kohlendioxid erzeugen können, geht es bei Jenschkes Arbeit um naturnahen Hitzeschutz.

Wo sind besonders versiegelte Flächen an der Usa?

Diesem Ziel soll ein Konzept dienen. Darin wird es zum Beispiel um Luftzirkulation gehen, um besonders versiegelte Flächen, Liegenschaften, auf denen viel Wasser verdunsten kann, und die Frage, wo Asphalt und Beton weichen sollten, damit der Grund den Regen besser aufnehmen kann. Dies wird wiederum mit der Starkregenkarte abgeglichen, wie Jenschke berichtet. Dabei helfen ihm Ingenieure – die Ausschreibung der Arbeiten sei auf dem Weg. Das Konzept solle auch aufzeigen, was die Stadt schon unternehme. „Es ist nicht so bekannt, wie viele Leute sich Mühe geben, die Stadt fit für den Klimawandel zu machen“, meint Jenschke.

So sorgten die Kollegen vom Tiefbau im Rahmen von Arbeiten an Straßen dafür, dass Regenwasser anders als bisher in die Beete geleitet werde statt in den Kanal. Dies bedeute ebenso wie größere Baumgruben letztlich keinen großen Mehraufwand, müsse aber für anstehende Arbeiten eingeplant werden. Dies sei etwa in der Alicestraße geschehen. Gleiches könnte im Grießbreiviertel geschehen – Anwohner haben der Stadt eine Reihe von Fotos geschickt, wo sich nach ihrer Meinung das Mikroklima verbessern ließe. Diesem Ziel will die Stadt schon dienen, indem sie Zisternen an privaten Immobilien fördert. Bis zu 1000 Euro schießt sie für den Erwerb zu. Solche Anlagen fangen Regenwasser auf und haben gleich einen dreifachen Nutzen, wie Jenschke sagt. Indem Hausbesitzer ihren Garten mit Wasser aus der Zisterne gießen, zapften sie kein Trinkwasser, schonten ihren Geldbeutel und sorgten für Kühle am Platz.

Angetan zeigt sich der junge Mann, der im linken Ohrläppchen einen Ring trägt und im rechten einen Stecker, wie die Stadt moderne Sensor-Technik für den Klimaschutz einsetzt. Solche digitalen Fühler erfassen im Stadtgebiet nicht nur zugeparkte Feuerwehr-Zufahrten – sie messen auch die Luftfeuchtigkeit, den Niederschlag oder auch die Bodenfeuchte. Anhand solcher Daten lasse sich die Wasserversorgung von Straßenbäumen abschätzen.

Über Streuobstwiesen und Schäfer-Dasein

Um sich bekannt zu machen bei städtischen Bediensteten außerhalb seines Teams und in der Stadtgesellschaft, hat sich der Klimaanpassungsmanager etwa bei den Grünanlagenpflegern einerseits und Naturschutzgruppen andererseits vorgestellt. Für sein Vorhaben begeistern will er noch Gewerbebetriebe und Kliniken, die traditionell eine wichtige Rolle in der Stadt spielen. Und die beachtliche Flächen besitzen.

Nicht ganz so groß wie ein Klinikgelände ist die Liegenschaft, auf der sich Jenschke gern in seiner Freizeit aufhält. Er bewirtschaftet eine Parzelle in einer Gießener Kleingartensiedlung am Rande eines Naherholungsgebiets mit Teichen und einem Gemeinschaftsgarten. Dieses Areal für Urban Gardening hat er mit aufgebaut, wie er berichtet. Außerdem habe er im nahen Lumdatal einiges über Streuobst gelernt und einer Schäferin geholfen. Auch sonst darf es für ihn gern naturnah sein: Jenschke schätzt Kajakfahren auf der Lahn. Auch in Bad Nauheim hat er eine Art Lieblingsplatz im Grünen: Er lobt den Südpark mit Wasserspielplatz, Gradierwerk, Wiesen und Fitness-Parcours als vorbildlich.