Auf den Spuren der Kelten :
Im Land der wilden Gallier

Von Jochen Müssig
Lesezeit: 4 Min.
Hier lohnt ein Spaziergang: Der Wald rund um den Hunnenring
Der Bostalsee im Saarland ist der ideale Ausgangspunkt, um die keltische Kultur zu erkunden. Schnell erkennt der Besucher: Was in „Asterix und Obelix“ steht, stimmt – zumindest meistens.

Schade, dass der Bostalsee nicht Bostalix heißt. Dann würde wohl fast jeder wissen: Dieser See liegt im Land der Gallier. Comic-Autor Albert Uderzo hat diese mit „Asterix und Obelix“ nicht nur unschlagbar, sondern unvergessen gemacht – jenseits langweiliger Geschichtsbücher, in denen die Griechen der Antike zuerst den Namen Celtae vergaben und später die Römer von Galli, den Galliern, schrieben. Heute ist man wieder zurück bei den Griechen und spricht übergreifend von keltischer Kultur.

Im Gegensatz zu den Kelten, die ihre Blütezeit weit vor Christus hatten, ist der Bostalix gerade mal rund fünfzig Jahre alt. Den Rückgang der Landwirtschaft durch Fremdenverkehr zu er­setzen war der Grund für das Anlegen des größten Freizeitsees in Südwestdeutschland. Schon die Kelten betrieben Ackerbau und Viehzucht und waren anders als die Germanen sesshaft. Die Germanen zogen umher und plünderten.

Zauberhaft: Der keltische Ringwald ist ein Teil der Skulpturenstraße.
Zauberhaft: Der keltische Ringwald ist ein Teil der Skulpturenstraße.Picture Alliance

„In den umliegenden Wäldern gab es ganz sicher Druiden“, sagt Jürgen Barth, Wanderführer aus dem nahen Braunshausen. „Natürlich gab es keinen Miraculix mit Zaubertrank wie im Comic. Aber ein Druide war der Gebildete, der Doktor, Apotheker und der Rechtssprecher im Dorf.“ Uderzo wusste schließlich, wovon er erzählte. In den Aufzeichnungen des römischen Kaisers Caesar findet sich folgende Beschreibung: „Die Druiden nehmen in der Regel nicht am Krieg teil und zahlen auch nicht wie die übrigen Steuern. Diese großen Vergünstigungen veranlassen viele, sich aus freien Stücken in ihre Lehre einweihen zu lassen, oder ihre Eltern und Verwandte schicken sie zu den Druiden, wo sie 20 Jahre lernen“. Die Kelten hatten tatsächlich nichts Geschriebenes, alles wurde mündlich vermittelt.

Auch von ihren Bauten aus Holz, das schnell verrottet, blieb nur wenig erhalten. In den rund 150 Hügelgräbern in der Bostalsee-Gegend fand man nicht einmal Knochen, weil die Kelten die Leichname verbrannten. Trotzdem trifft man immer wieder auf Funde, etwa als zuletzt ein Bauer beim Pflügen ein Fürstengrab entdeckte. Eine Bronzeamphore als Grabbeilage legte den Schluss nahe, dass es sich um einen Adeligen gehandelt hat.

Wichtige Handelsstraße

Mit dem Dorf von Asterix hat das Dorf, das der Keltische Ringwall umschloss, allerdings nicht allzu viel gemein. Die Gallische Mauer war und ist bis zu zehn Meter hoch, gebaut aus großen Steinen, Sand und Baumstämmen, die quer und hoch eingesetzt wurden, sowie mit heute nicht mehr existierenden Wachtürmen. Vom Mauergrat blickt man bis heute tief in den Hunsrück hinein. Wall und Dorf lagen an der wichtigen Handelsstraße zwischen Trier und Straßburg. Die Ringmauer war drei Kilometer lang und diente dem Schutz gegen die Römer. „Man geht von zehn Jahren Bauzeit aus und rechnet mit, bildlich gesprochen, ungefähr 30.000 Eisenbahnwagons voller Steine, die verbaut wurden“, sagt Barth.

Der Wall gehört zu den wichtigsten keltischen Monumenten in Europa. In der Mitte war das Dorf für 500 bis maximal tausend Leute angelegt, vorwiegend für Druiden, Häuptlinge und Krieger. Das gemeine Volk lebte in den Dörfern außerhalb. „Der zwischen dem 4. Jahrhundert und etwa 60 vor Christus errichtete Wall ist bis heute nicht bewachsen, so dicht sind Stein an Stein gelegt“, sagt Barth.

Aus römischen Überlieferungen weiß man, dass die Kelten gutes Essen schätzten: Schnell fallen einem die Abschlussfeiern sämtlicher „Asterix“-Bänden ein, wenn allein Obelix ein ganzes Wildschwein verzehrt, während der Sänger Troubadix außer Gefecht gesetzt wurde, weil er so grauenvoll singt. Auch die Kelten hatten zwar gute Werkzeuge und Waffen, wurden aber trotzdem von den Römern zwischen 200 vor Christus und dem Jahr Null besiegt. Nur jenes unbeugsame Dorf von Asterix und Obelix konnte sich zumindest im Comic Band für Band behaupten.

Ein kleiner, weißer Terrier

Ein kleiner Spaziergang führt nach Otzenhausen, wo man Vergleiche zum Asterix-Dorf ziehen kann. Im Keltenpark am Fuß des Ringwalls wurden zehn Wohn-, Handwerks- und Speichergebäude rekonstruiert. So könnten sie also gelebt haben: Asterix, Obelix und Miraculix. Beinahe wie bestellt, tollt ein kleiner weißer Terrier umher: Auf den Namen Idefix hört er allerdings nicht, und auch das Herrchen sieht ganz und gar nicht aus wie Obelix.

Mit den Figuren von Albert Uderzo hat Kathrin Sersch nichts am Hut, dafür umso mehr mit dem Keltischen: „Ich habe diesen Kraftort sofort gespürt! Da war eine enorme Energie“, sagt Kathrin Sersch, die sich mit ihrem Mann und Geldern der Familie einen Traum erfüllt hat: Ein Resort, das die Brücke von keltischen Traditionen zum heutigen Luxus schlägt. Kathrin Sersch sagt Lodge zu ihrem Traum, denn „das Wort Lodge bringt Kultur und Natur in Einklang“. Oberhalb vom See wurde ihre „Seezeitlodge“, auf die Sonnwend­achsen ausgerichtet, erbaut.

Ein Blick auf den Boden in der Lobby lohnt sich, dort zeichnen Messinglinien die Achsen nach – und durchs Restaurant verläuft die Sommersonnwendachse. Die Wintersonnwendachse endet an der Feu­erstelle auf der Terrasse. Auch das keltische Saunadorf wurde durch einen Wünschelroutengänger nach Kraftorten aufgebaut, und im Spa nutzen die Therapeuten keltische Stempelsteine aus Basalt, um die Energieströme des Körpers zu vitalisieren.

Das heutige Saarland war eines der nördlichsten besiedelten Gebiete der Kelten auf Europas Festland. Sie waren nie ein zusammengehöriges Volk, aber ab dem 6. Jahrhundert vor Christus besiedelten sie weitflächig Gebiete von den heutigen britischen Inseln über Frankreich bis nach Griechenland. Schade, dass Uderzo die Gegend nicht in eine seiner Geschichten eingebaut oder einen eigenen Band dazu gemacht hat. Es wäre sicherlich ein toller Comic geworden, mit dem großen Ringwall, aber natürlich auch mit bemitleidenswerten Römern, die verprügelt werden, und dem obligatorischen Fest mit Wildschweinen und einem gefesselten Troubadix.

Weitere Informationen: keltenpark-otzen­hausen.de. Übernachten können Gäste der Region in der Seezeitlodge, seezeitlodge-bostalsee.de.