Reiseland Albanien

Hinter jedem Strauch ein Geheimnis für Genießer

JESSICA JUNGBAUER (Text und Fotos)
18. April 2024 · Albanien wird als Reiseziel immer beliebter. Das Land überrascht mit einer jahrhundertealten Weintradition und einer exzellenten, nachhaltigen Farm-to-Table-Bewegung.
Mrizi I Zanave im Norden: Tomaten werden in der Sonne getrocknet

Gewagte Überholmanöver, tiefe Schlaglöcher, vereinzelt Kühe auf der Straße. Feierabendverkehr in Albaniens Hauptstadt Tirana, ein heißer Sommerabend Mitte August – schließlich erreichen wir unser Ziel: Hinter einem meterhohen Holztor erstreckt sich ein grünes Paradies. Der Straßenlärm weicht dem Zirpen der Grillen in den Hecken, der Duft feuchter Erde erfüllt die Luft. Magnolienbäume spenden Schatten, die Temperatur ist gefühlte fünf Grad geringer. Willkommen auf der „Uka Farm“, einem der renommiertesten Restaurants und Weingüter Albaniens.

Albanien ist bei Reisenden beliebter denn je, insbesondere die albanische Riviera. Uns  zieht es jedoch ins Hinterland, um die besten Farm-to-Table-Restaurants des Landes zu besuchen, um so in die Kultur und Tradition der albanischen Küche einzutauchen. Auf den Straßen Männer auf Eseln, Ziegen springen zur Seite, Kühe suchen Abkühlung in der Vjosa, dem letzten wilden Fluss Europas.

Pionierprojekt „Uka Farm“: Winzer Flori Uka hat alte albanische Rebsorten wiederentdeckt.

„Unsere Farm ist zwei Hektar groß. Hier gibt es rund 250 verschiedene Pflanzen, von denen wir einige gezielt anpflanzen, den Rest lassen wir natürlich wachsen“, begrüßt uns Flori Uka bei einer Tour über die Farm. Der 38-Jährige im lässig hochgekrempelten weißen Leinenhemd, in beiger Cargohose und Ledersandalen gilt als bekanntester Winzer Albaniens. Immer wieder zeigt er auf Pflanzen am Wegesrand. „Das ist ‚Comfrey‘, eine Heilpflanze, die bei Hautallergien eingesetzt wird. Aber wir nutzen sie als Gründüngung.“ Die Farm setzt auf nachhaltige Landwirtschaft ohne künstliche Pestizide, Uka bevorzugt den Begriff „Forest Farming“: „Weil niemand in den Wald geht, um die Pflanzen zu bewässern oder zu düngen. Stattdessen leben dort Tausende von Tieren, Insekten und Pflanzen in Harmonie miteinander.“ So auch auf der „Uka Farm“.

Die 1996 gegründete Farm gilt als Pionierprojekt in Albanien. Flori Ukas Vater, Rexhep Uka, war der erste Landwirtschaftsminister Albaniens, Insektenforscher und war Professor an der Landwirtschaft­lichen Universität Tirana. Er wollte zeigen, wie nachhaltige Landwirtschaft funktionieren kann. „Diese Farm sollte ein natürliches Labor für seine Studenten sein“, so Flori Uka. Es dauerte zum Beispiel 26 Jahre, bis die richtige Tomatensorte für den Standort gefunden war – 25 verschiedene waren ausprobiert worden. Auf dem Grundstück stehen überall Insektenfallen, die durch Licht, die Farbe Gelb oder einen Duft Insekten anlocken. Eine Erfindung seines Vaters. „Wir können immer messen, welche Insekten auf dem Feld sind. Nicht um sie etwa zu töten, sondern um sie zu beobachten“, sagt Uka.

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