Die Deutschen und ihr Brot, das ist eine besondere, eine lange und innige Beziehung. Die Deutschen und ihre Butter, diese gehört zwangsläufig dazu. Kein anderes Volk in Europa isst mehr Brot, und kein anderes Volk in der Welt rühmt sich einer größeren Vielfalt. Wie schmeckt es noch besser? Mit Butter, na klar.

Guter Butter. Ein Begriff, der uns von unseren Müttern und Großmüttern in den Ohren klingt. Für die Nachkriegsgeneration, die Butter lange entbehrte, ist sie Inbegriff von Wohlstand. Von Versorgtsein, von: Mach dir keine Sorgen. Alles in Butter: Es geht uns gut.

Nicht nur zahlreichen älteren Menschen, denen bis heute kein Olivenöl in die Pfanne kommt, gilt Butter dabei auch als Prädikat, ein Indiz für Qualität. War eine Weile alles Fett als ungesunder Dickmacher in Verruf geraten, ist die Ära der Light-Produkte nun vorbei. Genuss ist wieder angesagt: "Mit 24 Prozent Butter" steht auf der Packung Käse-Gebäck- Stangen bei Deutschlands führendem Supermarkt. Noch vor ein paar Jahren hätten viele das als Drohung gelesen. Jetzt soll es ein Versprechen sein.

Palmfett macht sich nicht mehr gut als Inhaltsstoff

Und es ist Teil des Problems. Denn auch, weil die verarbeitende Lebensmittelindustrie plötzlich wieder voll auf Butter setzt, ist deren Preis auf Rekordhoch geklettert. Das umstrittene Palmfett macht sich nicht mehr gut in der Inhaltsangabe – also steigt der Butter-Bedarf. Auch die Chinesen sind auf den Geschmack gekommen, das Land hat sich zum größten Butterimporteur schlechthin entwickelt. Ein ungünstiges Zusammentreffen, dass zur selben Zeit das Angebot gesunken ist.

Nicht an allem ist die Politik Schuld. Aber daran: Noch vor einem Jahr sah die Situation ganz anders aus. Nach der Aufhebung der Milchquote in der EU 2015 war viel zu viel Milch produziert worden, die Preise stürzten ab. Aus Protest kippten Bauern ihre Milch medienwirksam in den Gulli. Manche mussten aufgeben. Um gegenzusteuern, gab es Fördergelder mit der Auflage, dass die Produktion zurückgefahren wird.

Genau das ist geschehen. Hinzu kommt: An den Rand ihrer Existenz gedrängt, kauften Landwirte billigeres, minderwertigeres Futter, das weniger gehaltvoll ist. Im Ergebnis produzieren die Kühe weniger gehaltvolle Milch. Das ist wieder schlecht für den Butterpreis, weil mehr Milch benötigt wird, um Butter herzustellen. Auch für andere fetthaltige Produkte müssen Verbraucher in diesen Tagen viel Geld hinlegen, wie Ludwig Börner, Milchexperte des Bauernverbands, bestätigt. Sahne, Quark, Käse: je höher der Fettgehalt, desto größer der Preissprung.

Die Folgen des kalten Frühlings

Zu allem Überfluss hat das kalte Frühjahr seinen Teil dazu beigetragen, dass die Kühe nicht so recht auf Wohlfühltemperatur kamen. Am anderen Ende der Welt war es dagegen zu heiß. Deswegen lieferten auch australische Kühe nicht die erwartete Menge. Das Angebot auf dem Weltmarkt sinkt.

All diese Gründe führen dazu, dass selbst beim Discounter das Paket Butter zurzeit nicht unter 1,99 Euro zu haben ist. Am Tiefpunkt waren es im vergangenen Sommer 79 Cent. Mitunter wird die traditionell luxuriösere irische Butter günstiger angeboten als heimische. Was sie so exklusiv macht, ist letztlich die begrenzte Verfügbarkeit. Die Firma Kerrygold wirbt in Videospots damit, dass Irlands Kühe pro Tier im Durchschnitt merklich weniger Milch geben als andere, die oft auf Hochleistung getrimmt sind: Etwas über 5.000 Liter im Jahr. Die Botschaft: Hier gibt es die geballte Ladung Nährstoffe aus würzigen irischen Bergwiesen. In Dänemark bringt es eine Kuh auf fast 9.000 Liter, in Deutschland immerhin auf über 7.000.