Einen solchen Börsenstart würden deutsche Anleger wohl auch gern mal wieder erleben. Dem 3D-Druck-Unternehmen Voxeljet ist in New York ein sensationelles Debüt gelungen. Die Aktien, für die ein Ausgabepreis von 13 Dollar festgesetzt worden war, schossen zum Einstieg auf 27 Dollar, knapp 20 Euro – also mehr als das Doppelte. In Bayern wird man sich freuen. Dort hat die High-Tech-Firma ihren Sitz. Im beschaulichen Friedberg, rund zehn Kilometer südöstlich von Augsburg entfernt.

Dort aber war am Montag niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Firma, die 1999 als Start-up unter dem Namen Generis GmbH gegründet wurde, beschäftigt aktuell knapp 70 Mitarbeiter. Weshalb sich der Hersteller gegen einen Gang an die heimische Börse entschieden hat, ist die Frage. Die Antwort lautet: Alle nennenswerten Wettbewerber kommen aus den USA. 3D-Druck ist ein großes Thema, Aktien von Firmen wie 3D-Systems und Stratasys zählen zu den Top-Performern im laufenden Jahr. Auch Titel des 3D-Druckers Ex One haben ihren Wert seit der Erstnotiz im Februar an der New Yorker Nyse verdoppelt.

Beim 3D-Druck fertigen computergesteuerte Maschinen mittels chemischer Schmelzprozesse dreidimensionale Gebilde. Kenner sind überzeugt, dass die Technik die Produktionsabläufe ganzer Industrien in den kommenden Jahren revolutionieren wird. Prototypen für Autobauer etwa, für die bislang eigene Maschinen gebaut werden mussten, lassen sich per 3D- Druck schnell und einfach konstruieren. Für den James-Bond-Film Skyfall erschuf Voxeljet drei Modelle des Sportwagens Aston Martin DBS mit einem einzigen Knopfdruck. Konzerne wie Daimler, BMW und Porsche oder der für Klebeprodukte bekannte Technologiekonzern 3M aus Minnesota zählen zu den Kunden. Die Preise für Voxeljet-Drucker reichen von 125.000 bis 1,6 Millionen Euro.

Und schon ohne das Spitzen-Ergebnis wäre der Börsengang der Bayern ungewöhnlich gewesen. Zuletzt hat aus Deutschland der Messtechnik-Hersteller Elster den Sprung nach New York geschafft – das ist mehr als drei Jahre her. Die Dresdner Firma Novaled, Hersteller organischer Leuchtdioden, hatte ebenfalls mit einer Börsennotiz in Amerika geliebäugelt, war aber vorher vom Elektronikkonzern Samsung aufgekauft worden.

Die Entscheidung von Vorstandschef Ingo Ederer und Finanzvorstand Rudolf Franz hat Voxeljet einen Emissionserlös von 84,5 Millionen Euro beschert. Die sollen in erster Linie für die Expansion eingesetzt werden. An der Börse wurde das Unternehmen am Freitag mit bis zu 420 Millionen Dollar bewertet. Dabei hat Voxeljet im ersten Halbjahr gerademal 5,8 Millionen Dollar umgesetzt – und fast eine halbe Million Dollar Verlust erwirtschaftet. "Die Firma hat die größte 3D-Druckkapazität der Branche und damit großes Wachstumspotenzial", sagt ein Börsenexperte. Ob sich ein Einstieg jetzt noch lohne, sei trotzdem fraglich.

Erschienen im Tagesspiegel