„Mutmaßliche Explosion“ aufgezeichnet: Schon wieder Sabotage an Ostsee-Pipeline?

Finnlands Präsident Sauli Niinistö (75)

Finnlands Präsident Sauli Niinistö (75)

Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Von: Robert Becker

An der Pipeline, die Gas von Estland nach Finnland transportiert, ist nach Angaben Helsinkis wahrscheinlich durch „äußere Einwirkung“ ein Schaden entstanden.

„Es ist wahrscheinlich, dass der Schaden sowohl an der Gaspipeline als auch an dem Telekommunikationskabel das Ergebnis äußerer Einwirkung ist“, erklärte der finnische Präsident Sauli Niinistö am Dienstag. Die Pipeline transportiert Gas von Estland nach Finnland.

Später meldete das seismologische Institut Norwegens (Norsar), man habe in der Nacht zum Sonntag eine „mutmaßliche Explosion“ registriert.

„Norsar hat am 8. Oktober 2023 um 01.20 Uhr (Ortszeit, 00.20 Uhr MESZ) eine mutmaßliche Explosion vor der finnischen Ostseeküste festgestellt“, erklärte das unabhängige seismologische Institut am Dienstag auf seiner Website.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte im Onlinedienst X (vormals Twitter), er habe mit Niinistö gesprochen. Die Allianz sei bereit, den von dem Fall betroffenen Mitgliedstaaten zur Seite zu stehen.

Die Zeitung „Iltalehti“ berichtete gar, Regierung und Militär vermuteten, dass Russland die Leitung angegriffen habe.

Die Betreibergesellschaften von Balticconnector, Gasgrid aus Finnland und Elering aus Estland, hatten am frühen Sonntagmorgen einen plötzlichen Druckabfall in der Pipeline bemerkt. Der Gastransport zwischen den beiden EU-Ländern wurde daraufhin eingestellt.

Die Betreiber kündigten Untersuchungen an. Berichten zufolge wurden bei den Ermittlungen auch das Militär und der Geheimdienst hinzugezogen.

„Aufgrund des ungewöhnlichen Druckabfalls liegt die begründete Vermutung nahe, dass die Ursache des Vorfalls eine Beschädigung der Offshore-Gas-Pipeline und ein daraus resultierendes Leck waren“, teilte Gasgrid am Dienstag mit. Das Gasleck sei durch die Isolierung des Teilabschnitts gestoppt worden.

Der Vorfall habe keine Auswirkung auf die Gasversorgung der beiden an Russland grenzenden Länder im Nordosten Europas, hieß es.

Die Gaspipeline Balticconnector wurde Anfang 2020 in Betrieb genommen

Die Gaspipeline Balticconnector wurde Anfang 2020 in Betrieb genommen

Foto: LEHTIKUVA/via REUTERS

Balticconnector war Anfang 2020 in Betrieb genommen worden. Die rund 150 Kilometer lange Pipeline verläuft vom finnischen Inkoo über den Finnischen Meerbusen bis ins estnische Paldiski, der betroffene Offshore-Abschnitt im Meer ist gut 77 Kilometer lang. Sie ist deutlich kürzer als die Gasleitungen Nord Stream 1 und 2, die vor rund einem Jahr bei Sabotageakten in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm schwerbeschädigt wurden. Wer hinter den Nord-Stream-Anschlägen steckt, ist bis heute unklar.

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