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Das große DFB-Beben

Flick zum Bierhoff-Aus: In diesem Statement steckt eine Botschaft

Oliver Bierhoff und Hansi Flick
Oliver Bierhoff und Hansi Flick
fg, dpa, Federico Gambarini

DFB-Direktor Oliver Bierhoff übernimmt Verantwortung für die sportliche Misere der Nationalmannschaft und gibt seinen Posten ab. Direkt betroffen von dieser Entscheidung ist Bundestrainer Hansi Flick, der bald mit einem neuen Manager zusammenarbeiten muss. Wenn er dann überhaupt noch im Amt ist. Sein Statement zum Bierhoff-Aus lässt seine Zukunft als Nationaltrainer offen.

"Erster Ansprechpartner und Freund" weg

Der Job-K.o. seines "ersten Ansprechpartners und Freundes“ hat Flick hart getroffen. Der 57-Jährige reagierte mit großem Bedauern auf die Entscheidung.

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"Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann", sagte der Bundestrainer in einer Stellungnahme.

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Flick bezeichnet Bierhoff als „ersten Ansprechpartner und Freund“. Die Zusammenarbeit sei „immer von Loyalität, Teamgeist, Vertrauen und Zuverlässigkeit“ geprägt gewesen. „Zusammenhalt war die DNA unseres Teams.“

Beide hatten unmittelbar nach dem Ausscheiden einen Rücktritt noch ausgeschlossen und schon das Projekt Heim-EM 2024 in den Blick genommen. Nun bricht Flick der wichtige Vertraute für das Großprojekt weg.

"Die letzten Tage waren nicht einfach", bekannte der Bundestrainer. Ob nun auch Flick einknickt und das Handtuch wirft oder sogar vom DFB vor die Tür gesetzt wird, ist offen. Seine eigene Zukunft thematisierte er im Statement nicht. Ein Blick in Flicks Karriere zeigt, dass er nicht unbedingt an seinen Posten „klebt“. Bei der TSG Hoffenheim endete seine Arbeit als „Geschäftsführer Sport“ 2018 wegen unterschiedlicher Auffassungen schon nach acht Monaten. Bei den Bayern beendete er die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit (u.a. Champions League-Titel, Meisterschaft, Pokal-Sieg) nach dem Zerwürfnis mit Sportvorstand Hasan Salidamidzic. Sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst.

Dass Flick in seinem Statement das Vertrauen zu Bierhoff betont, lässt die Interpretation zu: Lieber DFB, den Job als Bundestrainer mache ich gerne, aber nicht um jeden Preis.

Am Mittwoch soll der Krisengipfel mit DFB-Boss Bernd Neuendorf und DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke steigen. Eigentlich hätte auch Bierhoff an diesem Termin dabei sein sollen. Zusammen mit Flick sollte er eine erste Analyse des erneuten WM-Desasters präsentieren. Diesen Job muss Flick nun wohl alleine machen.

Das Statement im Wortlaut

Oliver Bierhoff arbeitet seit 2004 an oberster Stelle des deutschen Fußballs und hat fachlich wie menschlich Maßstäbe gesetzt: Von der Professionalisierung der Nationalmannschaft und ihres Umfelds über die zahlreichen Erfolge mit dem WM-Titel 2014 an der Spitze bis zur DFB-Akademie als zentrales Projekt für die Zukunft des deutschen Fußballs und dem DFB-Campus als neue Fußball-Heimat. All dies hat er mit größtem persönlichen Engagement und gegen viele Widerstände vorangetrieben.

Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann. Unsere Zusammenarbeit war immer von Loyalität, Teamgeist, Vertrauen und Zuverlässigkeit geprägt. Zusammenhalt war die DNA unseres Teams.

Für mich persönlich war Oliver innerhalb des Teams mein erster Ansprechpartner und Freund. Wir hatten als gemeinsames Ziel das Projekt EM 2024 in Deutschland. Dabei stand für Oliver immer und ausschließlich das Wohl der Nationalmannschaft, des DFB und des deutschen Fußballs im Mittelpunkt. Ich danke ihm persönlich und als Bundestrainer für diese lange Zusammenarbeit und das dabei entstandene unschätzbar hohe Vertrauen. Dieses Vertrauen ist und bleibt im Fußball das höchste Gut.

Die letzten Tage waren nicht einfach und ich wünsche Oliver und seiner Familie von Herzen das Allerbeste. Der deutsche Fußball und insbesondere die Nationalmannschaft haben ihm unglaublich viel zu verdanken. (msc)

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