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Hauptschlagader Heinz Hoenig braucht eine neue Aorta: Wie so eine OP abläuft – und warum sie riskant ist

Aorta-Operation (Symbolbild): Eine Chirurgenhand arbeitet im OP mit einer Pinzette am geöffneten Brustkorb
OPs an der Aorta können Leben retten (Symbolbild): Bei einem Aneurysma, einem Riss oder einer Infektion der Hauptschlagader wird oft eine Gefäßprothese eingepflanzt
© Dreamstime / Imago Images
Die Aorta ist das wichtigste Blutgefäß, das wir haben. Bei dem Schauspieler Heinz Hoenig ist sie offenbar schwer infiziert und muss nun ersetzt werden. Wie Aorten-Prothesen Leben retten, warum die OPs so aufwendig sind und was es danach zu beachten gilt.

Inhaltsverzeichnis

Warum ist die Aorta so wichtig? 

Ohne die Aorta läuft buchstäblich nichts im Körper: Die etwa 30 Zentimeter lange Hauptschlagader versorgt praktisch jedes Organ im Körper mit Blut – also mit Sauerstoff, Nährstoffen und Flüssigkeit. Die gartenschlauchdicke Aorta steigt kurz aus der linken Herzkammer auf und zieht sich dann nach einem Bogen wie ein Krückstock lang abwärts bis in den Bauchraum.

Oben vom Aortenbogen zweigen die Arterien für Hals, Kopf und Arme ab, weiter unten die Gefäße, die Bauchraum, Nieren oder Beine versorgen. Mithilfe empfindlicher Rezeptoren kann die Aorta sogar im Körper "Blutdruck messen" und ist so elastisch, dass sie sich schnell weiten oder verengen kann, um je nach Bedarf mehr oder weniger Blut durchzulassen. Aufgrund ihres komplexen Aufbaus und ihrer Bedeutung für den ganzen Körper gilt die Aorta in den Behandlungsleitlinien für Chirurgen seit Anfang 2024 als eigenständiges Organ. 

Wann braucht man eine Aorten-Prothese? 

Manchmal wird schon vorsorglich bei einem in Ruhe geplanten Eingriff ein Teil der Aorta durch ein eingesetztes Röhrchen – einen Stent – gestützt oder aber ein Abschnitt herausgeschnitten und durch ein künstliches Blutgefäß ersetzt. Das ist etwa bei einem Aorten-Aneurysma der Fall, einer krankhaften Aussackung der Aorta, die irgendwann reißen kann. 

Ein absoluter Notfall dagegen ist ein Einriss der Aorta (Aortendissektion), bei der sich Innen- und Außenschicht der Hauptschlagader voneinander trennen und so eine Art blutgefüllte "Tasche" entsteht, die sehr schnell platzen kann. Auch bei einer Infektion der Aorta – wie offenbar im Falle von Heinz Hoenig – muss schnell operiert werden, denn eine Infektion kann nicht nur eine Sepsis (Blutvergiftung) verursachen, sondern auch die Gefäßwände so sehr schwächen, dass sie sich dehnen oder reißen können.

Was sind das für Prothesen?

Ist nur ein Teil der Aorta krankhaft geweitet (etwa bei einem Aneurysma) oder eingerissen, kommen oft Prothesen aus medizinischem Kunststoff (PET: Polyethylen-Terephthalat) zum Einsatz. Solche schlauch- oder rohrförmigen Ersatzgefäße sind gefaltet wie eine Ziehharmonika (ähnlich wie das Knickgelenk eines Plastiktrinkhalms), um die Flexibilität der Aorta nachzubilden. Außerdem sind an den Prothesen oft noch Anschlüsse für die zahlreichen abzweigenden Blutgefäße vorhanden.

Es gibt unterschiedliche "Rohrstücke", etwa für den aufsteigenden und relativ kurzen Teil der Aorta oder für den gehstockartigen Aortenbogen. Manchmal werden auch mehrere Prothesenstücke aneinandergesetzt und mit dem lebenden Gewebe der noch gesunden Aorten-Abschnitte vernäht. 

Schwieriger wird es, wenn die gesamte Aorta geschädigt ist – etwa wegen einer Infektion im Körper. Oder wenn eine bereits eingesetzte Gefäßprothese mit hartnäckigen Keimen besiedelt ist. Das scheint bei Heinz Hoenig nun auch das Problem zu sein. Dann kann eine durchgehende Prothese für die gesamte Aorta nötig werden, oft sogar inklusive der Aortenklappe, die das Herz mit der Aorta verbindet. Solche Prothesen sind in der Regel Gewebespenden von Toten. Chirurgen können dazu entweder eine ganze Aorta verwenden oder aus mehreren gespendeten Blutgefäßen eine Aorten-Prothese zusammennähen. 

Wie läuft so eine Operation ab? 

Oft müssen die Patientinnen und Patienten schon vor der OP Medikamente nehmen, um den Blutdruck optimal einzustellen. Je nachdem, wie groß der Schaden an der Aorta ist und in welchem Abschnitt er sitzt, wird am offenen Brustkorb oder minimalinvasiv operiert. Ein Ersatz der gesamten Aorta ist aber immer ein großer Eingriff unter Vollnarkose, der sich über viele Stunden zieht.

Eingriffe an der Aorta sind ohnehin oft sehr aufwendig: Man kann das unter hohem Druck stehende große Blutgefäß nicht einfach anschneiden, sondern muss zunächst einen Teil des Kreislaufs unterbrechen und überbrücken. Sogar Herz und Lunge werden kurzfristig "abgeklemmt". Ihre Arbeit übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine, die das sauerstoffarme Blut schon vor dem Herzen aus den großen Hohlvenen absaugt, die ins Herz münden. In der Maschine wird das Blut dann mit Sauerstoff angereichert und zurück in den Kreislauf gepumpt. So wird die Aorta umgangen und überbrückt, während die Chirurginnen oder Chirurgen das große Gefäß oder Teile davon herausschneiden und durch Prothesen ersetzen. 

Besonders anspruchsvoll sind Eingriffe am Aortenbogen: Hier entspringen die Gefäße fürs Gehirn, das ohne Blutzufluss schnell Schaden nimmt. Um das Hirn zu schützen, wird das Blut in der Herz-Lungen-Maschine stark heruntergekühlt, auf etwa 18 Grad Celsius. Dadurch wird das Gehirn in eine Art Kälteschlaf versetzt und reagiert nicht mehr so empfindlich auf kurzzeitige Durchblutungsengpässe. 

Wie hoch ist das Risiko bei einer Aorten-OP?

Der Ersatz großer Teile oder gar der gesamten Hauptschlagader ist eine große, lebensgefährliche Operation mit hohem Risiko – insbesondere für Patienten, die bereits durch ein Herzleiden, eine Infektion oder eine Kombination aus beidem geschwächt sind. 

Wie viele Jahre man durch den Einsatz einer Aorten-Prothese gewinnt, hängt stark davon ab, ob man es nach der OP schafft, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dabei sollte man sein Risiko für Herz und Gefäße möglichst minimieren, aufs Rauchen verzichten, sich ausgewogen ernähren, Blutdruck und andere Werte mit Medikamenten gut einstellen und sich viel bewegen.

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