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Paralympics kompakt Sensationsrennen: Vier Paralympics-Läufer schneller als der Olympiasieger

In Rio de Janeiro laufen die Paralympischen Wettbewerbe. Elf Tage lang geht es in über 500 Wettbewerben um Gold, Silber und Bronze. Aktuelle Ereignisse und Randnotizen finden sich in der Rubrik "Paralympics kompakt".

"Um mundo novo - Eine neue Welt": Unter diesem Motto laufen in Rio de Janeiro elf Tage lang die Paralympischen Spiele. 4298 Athleten aus 159 Mannschaften nehmen an den ersten Weltspielen der Menschen mit Behinderungen auf dem südamerikanischen Kontinent teil. In 528 Wettbewerben, verteilt auf 22 Sportarten, geht es um Gold, Silber und Bronze. Alles Wichtige zu den Paralympics sowie Randnotizen von den Spielen findet sich in unserer Rubrik "kompakt".

+++ 12. September: Deutsche Sprint-Staffel holt Gold mit Weltrekord +++

Die deutsche Sprint-Staffel mit Leichtathletik-Star Markus Rehm gewinnt bei den Paralympics nachträglich die Goldmedaille. Das ursprünglich siegreiche US-Team wird am Montagabend wenige Minuten nach dem Endlauf wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Die als Welt- und Europameister in dieses Rennen gegangene deutsche 4 x 100-Meter-Staffel mit Rehm, David Behre, Felix Streng und Schlussläufer Johannes Floors siegt damit in 40,82 Sekunden vor Gastgeber Brasilien (42,04).

Die Amerikaner hatten zunächst in 40,61 Sekunden einen Weltrekord aufgestellt. Seine zweite Goldmedaille in Rio will Rehm nun am kommenden Samstag in seiner Paradedisziplin Weitsprung gewinnen. 

+++ 12. September: Vier Paralympics-Läufer liefern historisches Rennen +++

Ein Leichtathletik-Rennen für Sehbehinderte sorgt für große Aufregung. In der Startklasse T13 laufen die ersten Vier des 1500-Meter-Finals am Sonntagabend schneller als der Amerikaner Mathew Centrowitz bei seinem Olympiasieg am 20. August an gleicher Stelle.

Centrowitz reichte bei den Nicht-Behinderten eine Zeit von 3:50,00 Minuten, um olympisches Gold zu holen. Der Algerier Fouad Baka dagegen wird in 3:49,84 Minuten nur Vierter bei den Paralympics. Sein Bruder Abdellatif Baka gewinnt dieses denkwürdige Rennen in der Weltrekord-Zeit von 3:48,29 Minuten.

Zweiter wird der Äthiopier Tamiru Demisse (3:48,49), der beim Überqueren der Ziellinie demonstrativ beide Arme über seinem Kopf kreuzte. Das ist in seiner Heimat ein Zeichen des Protests gegen die autoritäre äthiopische Regierung. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) verwarnt Demisse dafür.

In der Startklasse T13 sind die Athleten in ihrem Sehvermögen stark eingeschränkt, aber nicht blind. Sie können ihre Rennen zum Beispiel ohne einen Begleitläufer bestreiten.

+++ 12. September: Sterbehilfe-Papiere liegen bereit +++

Silbermedaillengewinnerin Marieke Vervoort aus Belgien weist Berichte zurück, nach denen sie unmittelbar nach den Spielen Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. "Ich habe alle Papiere griffbereit, aber ich genieße nach wie vor jeden kleinen Moment", sagt die 37-jährige Belgierin vor Journalisten in Rio de Janeiro. "Sollte der Zeitpunkt gekommen sein, an dem ich mehr schlechte als gute Tage habe, dann habe ich meine Papiere - aber die Zeit ist noch nicht gekommen".

Vervoort leidet an einer degenerativen Muskelerkrankung, die ständige Schmerzen hervorruft und sie kaum schlafen lässt. Mit der Silbermedaille im Rollstuhlrennen über 400 Meter am Samstag endete die Sportkarriere der mehrfachen Medaillensiegerin, die Paralympics 2016 waren ihr letzter Wettbewerb, wie sie nun bestätigte. Interviews im August, in denen Vervoort den Wunsch nach Sterbehilfe erstmals angesprochen und den Sport als ihren einzigen Grund zum Leben bezeichnet hatte, hatten für einige Spekulationen gesorgt. Es seien einige falsche Sachen über sie berichtet worden, sagte sie nun. Diese wolle sie nun klarstellen. Die Behindertensportlerin ist bereits seit 2008 im Besitz der erforderlichen Papiere. Die Möglichkeit der legalen Sterbehilfe in Belgien habe ihr den Mut gegeben, so lange es geht weiterzuleben. "Sie gibt den Leuten Ruhe. Ohne die Papiere hätte ich, glaube ich, schon längst Suizid begangen, denn es ist sehr hart, mit so vielen Schmerzen und der Ungewissheit zu leben."

+++ 12. September: Gewichtheber für acht Jahre gesperrt +++

Der saudi-arabische Gewichtheber Mashal Alkhazai wird bei den Paralympics in Rio de Janeiro des Dopings überführt und für acht Jahre gesperrt. Das teilt das Internationale Paralympische Komitee (IPC) mit. Bei Alkhazai seien in Rio bei einer Trainingskontrolle kurz vor Beginn der Spiele Spuren der verbotenen Substanz Metenolon im Urin gefunden worden. Da der 36-Jährige bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere positiv getestet wird, verhängt das IPC umgehend eine harte Strafe.
Ursprünglich sollte Alkhazai bei den Paralympics an diesem Mittwoch im Superschwergewicht der Klasse über 107 Kilogramm starten.

+++ 12. September: Scorpions besuchen Paralympics-Team +++

+++ 9. September: Erster Wettkampftag, erstes Gold +++

Gleich bei seinen ersten Paralympics hat Kugelstoßer Niko Kappel in Rio de Janeiro die Goldmedaille gewonnen. Der 21-Jährige aus Sindelfingen siegte in der Startklasse F41 der Kleinwüchsigen mit der persönlichen Bestleistung von 13,57 Metern und nur einem Zentimeter Vorsprung vor dem Weltmeister Bartosz Tyszkowski aus Polen (13,56). "Das ist wahnsinnig geil", sagte Kappel, der wegen seiner Körpergröße den Spitznamen "Bonsai" hat. Erst im vorletzten Durchgang zog er an dem großen Favoriten Tyszkowski vorbei. Bislang waren seine größten Erfolge jeweils die Silbermedaille bei der WM 2016 und der EM 2015 gewesen.

+++ 9. September: Zwillingsschwestern Brussig sichern sich jeweils Judo-Silber +++

Die Zwillinge Carmen und Ramona Brussig hatten zuvor mit jeweils Silber im Judo die ersten deutschen Medaillen bei diesen Paralympics gewonnen. Nach Doppel-Gold 2012 in London war das bereits der zweite spektakuläre "Sister Act" ihrer Karriere.

Carmen Brussig unterlag in Finale der Klasse bis 48 Kilogramm der Chinesin Liqing Li. Nach dem Paralympics-Sieg 2012 und Bronze 2008 in Peking hat die 39-Jährige damit ihren Medaillensatz komplettiert. "Ich bin überglücklich über die Silbermedaille und bin froh, dass ich die jetzt habe", sagte sie. Anschließend verlor ihre Schwester Ramona im Limit bis 52 Kilogramm gegen die Französin Sandrine Martinet. Nach den Siegen 2004 und 2012 sowie Silber 2008 war es für sie die vierte Medaille hintereinander bei Paralympischen Spielen.

+++ 8. September: Weißrusse trägt aus Protest russische Fahne +++

Aus Protest gegen den Ausschluss Russlands von den Paralympischen Spielen aufgrund nachgewiesenen Staatsdopings ist ein Weißrusse zur Eröffnung mit einer russischen Fahne ins Stadion von Rio de Janeiro eingezogen. In Moskau und Minsk wurde der Sportfunktionär Andrej Fomotschkin am Donnerstag für diese Geste der Solidarität gefeiert, während das Internationale Paralympische Komitee (IPC) nach Medienberichten mit Konsequenzen drohte. Die weiß-blau-rote Fahne Russlands wurde noch im Maracana-Stadion konfisziert. "Ich kann unserem weißrussischen Kollegen nur danken", sagte Wladimir Lukin, Präsident des russischen Paralympischen Komitees, in Moskau. "Das war eine Großtat", lobte auch der Sprecher des weißrussischen Außenministeriums. Die Fahne des weißrussischen Teams hatte der Speerwerfer Alexander Trypuz getragen.

+++ 8. September: Fackelträgerin lässt sich durch Sturz nicht stoppen +++

Schrecksekunde bei der Eröffnungsfeier: Die ehemalige Leichtathletin Marcia Malsar stürzte beim Tragen der Paralympischen Fackel. Vor den Augen Tausender Menschen im Maracana-Stadion halfen der früheren 200-Meter-Sprinterin Freiwillige wieder auf die Beine. Unter riesigem Beifall absolvierte Marcia Malsar danach tapfer ihre Etappe bis zu Ende und übergab die Fackel an Adria Rocha dos Santos. Marcia Malsar, die an Bewegungsstörungen leidet, hatte 1984 in New York die erste Goldmedaille für Brasilien bei Paralympics gewonnen.

+++ 8. September: Rhythmus und Spektakel dominieren die Eröffnungsfeier +++

Die Eröffnungsfeier war im Vergleich zu der der Olympischen Spiele einen Monat zuvor bunter, kraftvoller, rhythmischer und verbreitete mit Samba-Klängen und Strandanimationen Partystimmung. Höhepunkte waren der Rampensprung des Rollstuhl-Artisten Aaron "Wheelz" Fotheringham zum Auftakt und die berührende Klavier-Interpretation der brasilianischen Hymne durch João Carlos Martins beim Hissen der Flagge. Spektakulär war auch der Tanz der beidseitig Unterschenkel amputierten Snowboarderin Amy Purdy mit einem Roboter.

+++ 8. September: Markus Rehm trägt die Fahne, Thomas Bach fehlt +++

Die deutsche Mannschaft wurde von Leichtathlet Markus Rehm als Fahnenträger ins Maracana-Stadion geführt. Insgesamt starten 155 deutsche Sportler In Rio, von denen die Zwillinge Carmen und Ramona Brussig an diesem Donnerstag im Judo die ersten Gold-Chancen haben. Auf der Ehrentribüne fehlte Thomas Bach. Der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte seine Teilnahme wegen der Trauerfeier für den früheren Bundespräsidenten Walter Scheel abgesagt. Das Portal "O Globo" berichtete jedoch, dass Bach in Brasilien im Zusammenhang mit den olympischen Ticket-Skandal als Zeuge vernommen werden soll.

dho/DPA/AFP

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