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Kritik an "Allesdichtmachen"-Aktion "Mit Zynismus ist doch keinem geholfen": Elyas M'Barek und andere Stars schämen sich für ihre Kollegen

"Alles dicht machen" – die besten Twitter-Reaktionen #AlleNichtGanzDicht
Sehen Sie im Video: "In Sachen Selbstzerstörung neue Maßstäbe gesetzt" – Böhmermann und Co. reagieren auf #AllesDichtMachen.






Rund 50 prominente Schauspieler sorgen mit der großangelegten Internetaktion #allesdichtmachen für Aufsehen. Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts, Jan Josef Liefers und viele weitere äußern sich in den Clips ironisch-satirisch zur Corona-Politik der Bundesregierung. Und dafür hagelt es nun heftige Kritik. Schauspielerin Heike Makatsch hat ihr Video mittlerweile löschen lassen. Hinter der Aktion steckt die Münchner Firma Wunder Am Werk GmbH. Viele Prominente äußern sich kritisch zu der Aktion.
Satiriker Jan Böhmermann schreibt auf Twitter: „Das ist das einzige Video, das man sich ansehen sollte, wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat“ und teilt eine Dokureihe des RBB, die den schweren Alltag auf der Intensivstation der Berliner Charité zeigt. Dazu schreibt er das Hashtag #allenichtganzdicht und tritt damit eine Gegenbewegung zur #allesdichtmachen-Aktion los.
Österreicherin Julia Seidel arbeitet in einem Covid-19-Quarantänequartier und nimmt die Schauspieler ebenfalls satirisch aufs Korn:
Auch Twitternutzer Nellski reagiert zynisch auf die Aktion. Er hat im Januar seine Mutter und ihren Freund wegen einer Covid-19-Erkrankung verloren.
„Deswegen haltet euch nicht an die Coronamaßnahmen, denn Todesfälle in der Familie sind die Erfrischung im grauen Lockdown-Alltag“
Weitere Twitteruser schreiben:
Die #allesdichtmachen-Videos sind der absolute Tiefpunkt der Pandemie! 80.000 sind allein in Deutschland an Corona gestorben. Aber die privilegierten Schauspieler:innen haben nur Hohn und Spott für die, denen das nicht egal ist. #allenichtganzdicht
Also eines muss man ihnen lassen - in Sachen Selbstzerstörung haben die deutschen Schauspieler heute neue Maßstäbe gesetzt. Da schlackern selbst der CDU die Ohren. #allenichtganzdicht
Während #Ärzte und #Pfleger sich mit aller Macht gegen die 3. Welle stemmen, haben wohlsituierte #Schauspieler:innen nichts besseres zu tun als sich mit vermeintlicher Ironie den #Leerdenker​n anzudienen.


Unter dem Hashtag "Allesdichtmachen" haben sich 53 deutsche Schauspielstars vorgenommen, Kritik an den Corona-Maßnahmen zu üben. Lob bekommen sie aus der rechten Ecke und von Querdenkern, innerhalb ihrer Branche stoßen sie auf Kritik.

In vermeintlich ironischen Beiträgen haben mehr als 50 deutsche Schauspielstars Kritik geübt an der Corona-Politik und sich über all jene lustig gemacht, die für einen strengeren Lockdown wären und sich gegen Lockerungen aussprechen. Dafür bekommen Jan Josef Liefers, Heike Makatsch, Ulrike Folkerts und Co. viel Lob aus rechten Ecken und von Corona-Leugnern. Wer jedoch am Donnerstagabend auf Twitter und Instagram unterwegs war, merkte schnell, dass die "Allesdichtmachen"-Aktion innerhalb der Branche für heftige Kritik sorgt. 

Elyas M'Barek kritisiert "Allesdichtmachen"-Aktion scharf
Elyas M'Barek war einer der ersten, die die "Allesdichtmachen"-Aktion kritisierten
© rtn, ulrike blitzner / Picture Alliance

"Allesdichtmachen"-Aktion bekommt Gegenwind von berühmten Kollegen

Einer der ersten, der Kontra gab, war Elyas M'Barek. Unter dem Video von "Babylon Berlin"-Star Volker Bruch machte er sein Unverständnis über die Aktion deutlich. "Come on, das ist doch Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer Regierung? Kann ich null nachvollziehen. Jeder will wieder zur Normalität zurückkehren und das wird auch passieren. Wenn alle dafür sorgen, dass eine weltweite PANDEMIE bekämpft wird. Mit Zynismus ist doch keinem geholfen", kommentierte der "Fack Ju Göhte"-Star und bekam daraufhin viel Zuspruch. Sein Beitrag sollte nicht der einzige kritische bleiben. 

Schauspielerin Sandra Hüller kommentierte pointiert: "Leute. Bitte." "Tatort"-Star Hans-Jochen Wagner kommentierte gleich mehrere Beiträge der Teilnehmenden. "Ich verstehe diese Aktion nicht. Weder inhaltlich noch zu diesem Zeitpunkt. Aber bitte, es gibt das Recht zur freien Meinungsäußerung. Peinlich find ich es trotzdem", schrieb er unter das Video von Bruch. "Jerks"-Star Christian Ulmen hielt mit seiner Meinung ebenfalls nicht hinterm Berg. "Ken Jebsen hätte es nicht schöner sagen können", schrieb er unter dem Clip von Jan Josef Liefers, in dem dieser behauptet, Journalisten würden manipulieren. Der ehemalige RBB-Journalist Jebsen verbreitet sei einiger Zeit schon Verschwörungstheorien auf seinem Youtube-Kanal.

#allesdichtmachen-Protestaktion

#allesdichtmachen: Schauspieler sorgen mit kontroverser Protestaktion für Aufsehen

01:36 min

Nora Tschirner fassungslos über Zynismus

Ulmens langjährige "Tatort"-Kollegin Nora Tschirner brachte die Absurdität der 53 Beiträge mit ihrem Humor auf den Punkt. "Echt ja, Leude? Was los da? 'Make cynicism great again'? Oder wie?", kommentiert sie unter Liefers' Video auf Bruchs Kanal. "Wird's schon boring im Loft und im Brandenburger Landhaus? Jetzt doch mal raus wagen und n büschn kokeln, weil man sich sonst um die eigene Gefühlsverwaltung kümmern müsste? Joah, kann man machen. Kann halt sein, dass man sich in ein büschn schämen wird in nen paar Jahren (Wochen?) Unfuckingfassbar", so Tschirner.

Beifall bekam die Schauspielerin unter anderem von ihrer Kollegin Alexandra Maria Lara. Nachdem Jan Josef Liefers sich von Nazis distanziert hatte, legte Tschirner auf seinem Profil nach. "Als Schauspieler beschäftigt ihr Euch tagtäglich mit dem Stilmittel Sprache in all ihren Facetten. Und ihr müsstet wissen, wie sie wirkt. Mittlerweile ist es doch wirklich dem Letzten klargeworden, dass das nicht das Kommunikationsmittel eines nachhaltigen Diskurses sein kann. Es ist schon echt sauschade, dass ihr zu fünfzigst auf kein genaueres Instrument gekommen seid", schrieb sie unter anderem.

Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf lieferten wichtigen Hinweis

Auch auf Twitter sorgte die fragwürdige Aktion für Reaktionen. Jan Böhmermann twitterte eine Doku über die Intensivstation in der Berliner Charité und schrieb dazu: "Das ist das einzige Video, das man sich ansehen sollte, wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat." Klaas Heufer-Umlauf teilte den Beitrag des Satirikers. Autor Saša Stanišić erzürnte sich in gleich mehreren Tweets und sprach wohl vielen aus dem Herzen, als er schrieb: "Hohn wohnt im lichtdurchfluteten Altbau."

Die größte Drohung ging aber von Comedian Oliver Pocher aus. Der twitterte kurz nach Mitternacht: "Hallo, mein Name ist Oliver Pocher (Vollidiot) und ich bin Schauspieler (Vollidiot). Ich werde morgen jede Stunde ein Parodievideo zu #allesdichtmachen drehen, bis der Lockdown beendet ist! Das sollte genug Androhung sein! Start 10:00! Gute Nacht!"

ls

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