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Promis und Politik Nach Nazi-Gerüchten: Warum es so wichtig ist, dass Taylor Swift endlich Farbe bekennt

Donald Trump Taylor Swift
Donald Trump ist sauer auf Taylor Swift. Ihre Musik mag er jetzt "25 Prozent weniger" als vorher.
© Susan Walsh/AP/Rick Scuteri/Invision / DPA
Bisher hatte sie sich aus der Politik immer rausgehalten - jetzt geht Taylor Swift voran und fordert Fans auf, wählen zu gehen. Das Ergebnis zeigt: Mehr Promis sollten es ihr nachmachen. 

Donald Trump ist sauer. Der Grund heißt Taylor Swift, die mit einem einzigen Social-Media-Post auf Instagram für ein kleines politisches Erdbeben gesorgt hat. Die 28-Jährige verkündete am Sonntagabend, dass sie bei den Midterm-Wahlen am 6. November für die demokratischen Kandidaten stimmen wird und nicht für die republikanische Politikerin Marsha Blackburn. "Ich kann niemanden wählen, der nicht für die Würde ALLER Amerikaner kämpfen will, egal, welche Hautfarbe sie haben, welches Geschlecht oder wen sie lieben", schrieb sie.

Taylor Swift sorgt für neue Wähler

Außerdem forderte Swift ihre Anhänger auf, sich ebenfalls für die wichtige Wahl zu registrieren. Erst dann könnten sie am 6. November die politische Zukunft mitbestimmen. 112 Millionen Abonnenten hat Swift auf Instagram. Wer denkt, politische Meinungsverkündungen von Promis würden sowieso keine Wähler erreichen, täuscht. Wie die Non-Profit-Organisation Vote.org dem Nachrichtenmagazin "Buzzfeed News" bestätigte, haben sich in den 24 Stunden nach Swifts Appell 65.000 neue Wähler/innen registriert. Das ist eine beachtliche Zahl. Zum Vergleich: Im ganzen August hatten sich 56.669 wahlberechtigte Amerikaner gemeldet. Auch ihre Dankesrede bei den American Music Awards nutzte die Chartstürmerin, um Zuschauer leidenschaftlich zum Wählen zu animieren.

Aber warum löst gerade Taylor Swift so eine Welle aus? Weil sie wohl keinen besseren, wenngleich überraschenderen Zeitpunkt für ihre politische Unterstützung zweier Demokraten hätte finden können. Seit vielen Jahren wird die "Shake it off"-Sängerin dafür kritisiert, ihr neutrales Image zu pflegen, statt ihre Popularität zu nutzen. Während Swifts Erzfeindin Katy Perry mit Hillary Clinton auf Wahlkampf war, postete Swift Fotos von ihren Katzen, bewarb ihre Songs und hielt sich vornehm zurück. Zu groß die Angst, ihre konservativen Country-Fans aus den "Red States" zu verlieren - so die Vermutung vieler Kritiker. 

Genau der richtige Zeitpunkt

Sogar Verschwörungstheorien, Swift sei rechtsradikal, machten die Runde. Nun hat sie Stellung bezogen. Endlich, sagen die einen. Gefährlich, sagen die anderen. Denn dass die Musikerin tatsächlich Fans verlieren könnte, ist eine realistische Befürchtung. Und genau deshalb ist ihr der Schritt, in die Offensive zu gehen, hoch anzurechnen. Besser spät als nie. Der Effekt, den sie auf potenzielle Neuwähler hat, sollte Argument genug sein.

Wie wichtig es ist, dass junge Menschen überhaupt wählen gehen, hat sich bei der Präsidentschaftswahl 2016 und dem Brexit-Referendum in Großbritannien gezeigt. Alte Menschen bestimmen die Zukunft der jungen. Die wiederum sind politikverdrossen, fühlen sich von keiner Partei vertreten. Dieses Gefühl ist nachvollziehbar. Aber es ist gefährlich.

Vorbilder braucht das Land

Dass das bisher politisch unbeschriebene Blatt namens Taylor Swift jetzt also lautstark für die Wahl wirbt, ist nicht weniger als eine Sensation. All die Künstler, die jetzt noch schweigen und ihre blitzblank polierten Images wahren wollen, sollte sich an ihr ein Vorbild nehmen. Was sie erreichen könnten, zeigen die Zahlen von Vote.org.

Kein Wunder, dass Donald Trump beleidigt ist. Er möge Swifts Musik "25 Prozent weniger" als vorher, ließ er verlautbaren. Das dürfte dem Popstar vermutlich am Allerwertesten vorbeigehen. Swift hat einen Entschluss gefasst: Lieber auf der richtigen Seite der Geschichte stehen als in diese eingehen als meinungsloser Superstar, dem Downloads und Geld wichtiger sind als politisches Engagement, Menschenrechte und Demokratie.

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