Vorbereitung auf Krieg: Finnen sollen wegen Putin Schießen lernen

In Finnland sollen Hunderte neue Schießstände eröffnen. Schon heute besitzen zwölf Prozent der Finnen eine Schusswaffe. In Deutschland sind es rund zwei Prozent (Symbolfoto)

In Finnland sollen Hunderte neue Schießstände eröffnen. Schon heute besitzen zwölf Prozent der Finnen eine Schusswaffe. In Deutschland sind es rund zwei Prozent (Symbolfoto)

Foto: picture alliance / Zoonar
Von: René Garzke

Aus Sorge vor einem Angriff Russlands will Finnlands Regierung den Schießsport populärer machen: Im Land sollen in den kommenden Jahren mehr als 300 neue Schießstände eröffnen werden, um mehr Bürger für das Hobby zu begeistern.

Das berichtet der britische „Guardian“. Demnach hofft die Regierung, dass Schießen auch mit Gewehren ähnlich beliebt werden könnte wie Fußball oder Eishockey.

Der finnische Politiker Jukka Kopra (56), Verteidigungsexperte der Nationalen Sammlungspartei von Regierungschef Petteri Orpo (54), sagte der Zeitung: „Die Regierung will die Zahl der Schießstände in Finnland von etwa 600 bis 700 auf 1000 erhöhen. Der Grund dafür ist unser Verteidigungsmodell, das davon profitiert, dass die Menschen ihre Schießfertigkeiten selbst besitzen und entwickeln.“

Die neuen Schießstände sollen demnach bis 2030 öffnen. Der finnische Brigadegeneral und heutige Chef der Verteidigungsausbildungsorganisation, Antti Lehtisalo (59), sagt über seine Landsleute: „Wir haben einen sehr starken Willen, unser Land zu verteidigen.“

Petteri Orpo (54) ist seit vergangenem Juni Finnlands Regierungschef. Seine Vorgängerin Sanna Marin (38) führte das Land nach jahrzehntelanger Neutralität in die Nato – wegen der Bedrohung durch Russland

Petteri Orpo (54) ist seit vergangenem Juni Finnlands Regierungschef. Seine Vorgängerin Sanna Marin (38) führte das Land nach jahrzehntelanger Neutralität in die Nato – wegen der Bedrohung durch Russland

Foto: JOHN THYS/AFP

Fast jeder Finne würde sein Land verteidigen

Das zeigen auch Umfragen: Anfang des Jahres bewerteten die wehrpflichtigen Bürger ihre Bereitschaft, Finnland im Kriegsfall zu verteidigen mit 4,6 von 5 Punkten. Umgerechnet entspricht das rund 92 Prozent. Es ist der höchste gemessene Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2014.

► Zum Vergleich: In Deutschland sind nur 57 Prozent der Männer bereit, bei einem militärischen Angriff zur Waffe zu greifen. 36 Prozent sind es nicht. Das zeigt eine am Montag veröffentlichte Umfrage des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).

Von den Frauen wären 18 Prozent zur Verteidigung Deutschlands bereit. 75 Prozent der befragten Frauen antworteten den Bundeswehr-Forschern mit Nein.

Deutscher Schützenbund nur mit kleinem Zulauf

►Die Deutschen zieht es wegen des Ukraine-Kriegs offenbar nicht verstärkt auf die Schießstände. Der Deutsche Schützenbund hat aktuell rund 1,3 Millionen Mitglieder. In den vergangenen zwei Jahren habe es zwar einen Zulauf gegeben, sagte Verbandssprecher Thilo von Hagen zu BILD. Unterm Strich waren es knapp 30 000 Neu-Schützen.

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Aber: „Da es sich bei den Neumitgliedern vor allem auch um junge Menschen handelt, ist diese positive Entwicklung ein Nachhol-Effekt nach der Coronazeit und nicht auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen“, so von Hagen weiter. Er macht klar: Für die Verbandsmitglieder sei das Schießen ausschließlich ein Sport. Über Finnlands Schießstand-Offensive sagt er: „Die Pläne sind sicherlich kein Vorbild für Deutschland.“

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