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Fragen und Antworten Russisches Atom-U-Boot legt in Havanna an. Droht eine "Kubakrise 2.0"?

Ein Kriegsschiff der russischen Streitkräfte, In der kommenden Woche werden sie in Kuba erwartet
Kuba erhält "Hafenbesuch" von russischem Militär. Verschiedene Kriegsschiffe (Symbolbild) werden in der kommenden Woche in Havanna erwartet.
© Maksim Konstantinov / DPA
Russland plant Militärübungen in der Karibik, berichtet eine US-Zeitung. Kurz darauf verkündet Kuba den Hafenbesuch russischer Marineschiffe in Havanna und weckt böse Erinnerungen.

Inhaltsverzeichnis

Die russische Marine schickt in der kommenden Woche nach Angaben der kubanischen Regierung vier Schiffe zu einem offiziellen Hafenbesuch nach Havanna. Das kubanische Außenministerium teilte am Donerstag mit, es handele sich dabei um die Raketenfregatte "Admiral Gorschkow", das Atom-U-Boot "Kasan", einen Öltanker und einen Bergungsschlepper. Atomwaffen sollen nicht an Bord sein, dshalb gehe für die Region keine Gefahr aus. Grund für den Besuch vom 12. bis 17. Juni sei nach offiziellen Angaben die historische Freundschaft zwischen den zwei Staaten.

Was plant Russland in der Karibik?

Die US-Zeitung "Miami Herald" hatte am Mittwochabend unter Berufung auf einen anonymen, hochrangigen Beamten der US-Regierung berichtet, Russland plane in den kommenden Wochen in der Karibik Militärübungen mit Flugzeugen und Kriegsschiffen. Das wären demnach die ersten Übungen des russischen Militärs in der westlichen Halbkugel mit Luft- und Seekomponenten seit fünf Jahren – und damit auch seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Dem Beamten zufolge könnten Kriegsschiffe die Häfen von Kuba und Venezuela anlaufen. Beide Länder sind Verbündete Russlands.

Warum ist das problematisch?

Die US-Regierung sehe darin eine Antwort auf ihre Erlaubnis an die die Ukraine, amerikanische Waffen in begrenztem Umfang gegen Ziele auf russischem Gebiet einzusetzen, hieß es in dem Zeitungsbericht. Der Einschätzung zufolge wolle Moskau mit erhöhter Aktivität in der Nähe der Vereinigten Staaten eine Botschaft senden und die USA beunruhigen. Havanna liegt nur rund 170 Kilometer von Key West im US-Bundesstaat Florida entfernt.

Was führte einst zur Kubakrise?

Während des Kalten Krieges war Kuba ein wichtiger Verbündeter der damaligen Sowjetunion. Die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf der Insel löste 1962 die Kubakrise aus.

Aufklärungsfotos von damals zeigten, dass die UdSSR auf der von ihr beeinflussten Insel Stellungen für Mittelstreckenraketen errichtet hatte. Deren Atomsprengköpfe wären in der Lage gewesen, die US-Hauptstadt Washington in kürzester Zeit zu erreichen. Allerdings hatten auch die USA Mittelstreckenraketen in der Türkei stationiert, die wiederum das sowjetische Staatsgebiet hätten erreichen können.

Noch bevor die insgesamt 42 Raketen einsatzbereit waren, verhängte der damalige US-Präsident John F. Kennedy eine Seeblockade gegen Kuba und setzte der UDSSR ein Ultimatum: Um einen Krieg zu verhindern, sollten alle auf Kuba statitionierten Waffen abgezogen werden.

KPD-Chef Nikita Chruschtschow drohte seinerseits mit einem 'Atom- und Raketenkrieg'; der kubanische Staatschef Fidel Castro drängte ihn gar zu einem Präventivschlag, um einer angeblichen US-Invasion zuvorzukommen.

Schließlich einigten sich die USA und die UdSSR auf den Abzug beider Arsenal auf Kuba und in der Türkei – und die Welt entging einem möglichen Atomkrieg.

Gibt es Parallelen zu 1962?

Die politische und wirtschaftliche Isolierung seit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine macht Russland zu schaffen. Auf der Suche nach neuen Handelspartnern hat das Land seine Beziehungen zur kommunistischen Regierung in Kuba wieder verstärkt. 

Im November 2022 traf der amtierende Staatschef Miguel Díaz-Canel Kreml-Chef Wladimir Putin in Moskau. Einhalbes Jahr später sicherte er Russland "Kubas bedingungslose Unterstützung" in seinem "Kampf mit dem Westen" zu. Kritik am russischen Angriff auf die Ukraine äußerte Kuba nicht.

Als Reaktion auf eine von den russischen Truppen gestartete Offensive in der nordöstlichen Region Charkiw hatten die USA, Deutschland und andere westliche Länder der Ukraine vergangene Woche erstmals seit Kriegsbeginn erlaubt, von ihnen gelieferte Waffen gegen Ziele im russischen Grenzgebiet einzusetzen. US-Präsident Joe Biden bekräftigte jedoch, dass die von seinem Land an die Ukraine gelieferten Waffen nicht für Angriffe auf Moskau oder andere Ziele im Inneren Russlands verwendet werden dürften.

Als die Entscheidung bekannt wurde, stellte ein Regierungsvertreter in Washington klar, dass diese Erlaubnis nur für Gegenangriffe zur Verteidigung der Region Charkiw gelte. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte als Reaktion trotzdem damit, andere Länder mit russischen Waffen auszustatten, die dann gegen westliche Ziele gerichtet sein könnten.

Droht eine "Kubakrise 2.0"?

Das für die Landung auf Kuba vorgesehene Atom-U-Boot wird mit Atomkraft betrieben, soll nach Angaben des kubanischen Außenministeriums aber keine Atomwaffen mitführen.

Verteidigungsexperte Rainer Munz ordnet die Spannungslage dahingehend ein, dass die Verlegung der Schiffe für die USA "derzeit" zumindest politisch "keine Bedeutung" darstelle, wie er das US-Außenministerium zitiert. Damit sei "alles gesagt", womit man aktuell mit keinem weiteren Eskalationsschritt – zumindest von Seiten der USA – zu rechnen brauche. 

Quellen:  "Miami Herald", Bundeszentrale für politische Bildung, mit Nachrichtenagenturen

km

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