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Super Bowl Besser als Brady? Wie Mahomes und die Chiefs eine neue Dynastie gründen

Die Leichtigkeit des Seins: Mit seiner Magie führte Patrick Mahomes die Kansas City Chiefs zum dritten Super Bowl in fünf Jahren.
Die Leichtigkeit des Seins: Mit seiner Magie führte Patrick Mahomes die Kansas City Chiefs zum dritten Super Bowl in fünf Jahren.
© Jon Soohoo / Imago Images
Zum dritten Mal in fünf Jahren gewinnen die Kansas City Chiefs den Super Bowl. Dabei überragt einmal mehr Patrick Mahomes. Für den Quarterback der Chiefs scheint nichts unmöglich zu sein – nicht mal der Rekord von Tom Brady.

Es war dieser eine Moment, der die Anhänger der Kansas City Chiefs an der Titelverteidigung zweifeln ließ. Anfang der zweiten Halbzeit liegen die Chiefs im Super Bowl mit 3:10 gegen die San Francisco 49ers hinten, als Quarterback Patrick Mahomes einen Pass recht unbedrängt in die Arme von San Franciscos Ji’Ayir Brown warf. Ausgerechnet Mahomes, der Superstar der Chiefs. "Es war eine dumme Interception von mir uns unsere Verteidiger haben versucht, mich aufzubauen", gab sich Mahomes nach dem Spiel kritisch. Die Verteidigung hielt und Mahomes machte anschließend das, was er so häufig macht – er verlieh dem Spiel seine Magie.

"Das Bemerkenswerteste an Patrick Mahomes ist nicht das, was er macht, sondern was er nicht macht. Er trifft selten eine Fehlentscheidung", adelte die "Washington Post" wenige Tage vor dem Endspiel der NFL den wahrscheinlich besten Quarterback seiner Zeit. Und der 28-Jährig bestätigte in Las Vegas die Adelung eindrucksvoll: Denn abgesehen von der "dummen" Interception leistete sich Mahomes keine Fehler.

Im Gegenteil: Mahomes führte sein Team mal wieder zu einem Comeback-Triumph. 25:22 gewannen die Chiefs nach Verlängerung, sind damit das erste Team seit den New England Patriots vor 19 Jahren, denen eine Titelverteidigung in der NFL gelingt. Und Mahomes? Der schaffte es auch bei seinem dritten Titel zum dritten Mal einen Rückstand von mindestens zehn Punkten aufzuholen – das gelang nicht mal Tom Brady in seiner illustren und erfolgreichen Karriere. Mahomes unterstrich einmal mehr, dass er eine ernste Bedrohung für Bradys Titel als "GOAT" ist, der beste Spieler aller Zeiten ("Greatest of all time").

Super Bowl 2024: Mahomes übernimmt die Initiative

Das Spiel gegen die 49ers war ein "Mikrokosmos" (Mahomes) der Saison der Chiefs, die das ganze Jahr Probleme mit ihrer Offensive hatten. Ständig unter Druck gesetzt fand Mahomes keine Anspielstation, seine Receiver ließen einfach Bälle fallen, in drei der ersten vier Ballbesitzphasen musste die Offensive des amtierenden und neuen Meisters schnell wieder vom Feld. In der vierten Ballbesitzphase leistete sich Runningback Isiah Pacheco kurz vor der Endzone einen Ballverlust. "Die Defense hat uns im Spiel gehalten und es brauchte diesen einen Tropfen, der uns entzündet", erklärte Mahomes nach der Partie. Und diesen einen Tropfen lieferte der 28-Jährige gleich selbst Mitte des dritten Viertels. Nicht nur, dass er die Verbindung zu seinem Star-Passempfänger Travis Kelce – Sie wissen schon, der Freund von Taylor Swift – fand, Mahomes nahm auch selbst die Beine in die Hand und bereitet mit seinen Läufen den Boden für fünf Scoring Drives in der zweiten Halbzeit und der Verlängerung.

Wer über Mahomes redet oder schreibt, der kommt um die Superlative nicht herum. In seiner siebten Saison stand der Spielmacher bereits zum vierten Mal im Super Bowl. Egal, wen man in der Liga fragt, Respekt und Anerkennung hat sich Mahomes verdient. 

"Ich glaube, ich nehme es mittlerweile als selbstverständlich hin. Aber in jeder Partie, die ich mit ihm absolviert habe und unabhängig vom Ergebnis oder der verbleibenden Zeit hat dieser Typ eine Magie im Arm und er kann uns einfach antreiben – notfalls auch mit den Beinen", sagt Travis Kelce über seinen Spielmacher.

"Ich hasse es, gegen ihn zu spielen. Aber ja, er ist ein herausragender Quarterback und wird definitiv in die Hall of Fame kommen", sagt Lamar Jackson, Quarterback der Baltimore Ravens, der kürzlich erst zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt wurde.

"Pat Mahomes = GOAT! Wir haben noch nie jemanden auf diesem Level gesehen", schrieb Micah Parsons, Linebacker der Dallas Cowboys, nach dem Super Bowl auf X, vormals Twitter.

Seine Fähigkeit, Deckungen, Druck und bestimmte Ausrichtungen von verschiedenen Spielern zu erkennen, lässt ihn unglaublich schnell handeln. Er kennt einfach alle Antworten", sagt Offensive Tackle Andrew Wylie, der fünf Jahre mit Mahomes spielte. 

"Es gibt nichts, was Patrick tun kann, um meine Erfolge zu schmälern. Andersrum kann ich auch nichts tun, was seine Erfolge verhindern würde", sagt der Mann, der als der Beste aller Zeiten gilt: Tom Brady. Noch möchte man hinzufügen, denn die Vergleiche mit Brady muss Mahomes nicht scheuen. Und die der 28-Jährige, der nur wenige Monate älter als Brady bei seinem dritten Super-Bowl-Triumph war, vernommen hat. "Natürlich hört man das, aber für mich sind diese Vergleiche schwer, weil Tom Brady mich im Super Bowl besiegt hat (mit den Tampa Bay Buccaneers im Februar 2021 Anm. d. Red.). Das ist eine Sache, die immer in meinem Kopf ist, mich aber auch anspornt, immer besser zu werden", erklärte Mahomes im Interview mit dem NFL Network im Anschluss an den Super Bowl-Triumph. Für die meisten Konkurrenten dürfte das wie eine Drohung für die Zukunft gelten.

Mahomes vereint auf dem Spielfeld Kreativität, Ehrgeiz, Anpassungsfähigkeit, einen starken Wurfarm und seine unnachahmliche Spielintelligenz. Der Spielmacher der Chiefs hat sich über den Saisonverlauf an den Kader angepasst. Weil ihm neben (dem immer mal wieder schwächelnden) Kelce die geeigneten Passempfänger fehlten, wurde er zum Verwalter, denn Antreiber – auch in dem Wissen, dass hinter ihm eine starke Verteidigung steht. "Ich habe die Einstellung, dass ich immer punkten will, wenn ich auf dem Feld stehe. Aber wenn deine Abwehr so gut spielt, musst du den besten Weg finden, ein Spiel zu gewinnen. Das habe ich in diesem Jahr gelernt", sagte Mahomes Mitte Januar nach dem Playoff-Auftakterfolg gegen die Miami Dolphins.

Den Beweis dieser inneren Ruhe lieferte Mahomes während der kompletten Playoffs. In den vier Partien warf Mahomes insgesamt nur sechs Touchdowns, die Interception im Super Bowl war aber auch sein einziger Ballverlust. "Natürlich war ich verärgert, aber ich wollte ruhig bleiben. Selbst wenn es mal nicht nach Plan läuft, ich will nichts erzwingen, sondern das Spiel auf mich zukommen lassen", erklärt Mahomes seine Spielweise.

"Wenn man gegen Spieler wie Tom Brady oder Pat Mahomes antritt, sollte man sich nie zu sicher mit einer Führung im Rücken sein. Das sind zwei der besten Spieler, die die NFL je gesehen hat", gestand auch 49ers-Headcoach Kyle Shanahan nach der Partie. Shanahan hatte bereits zum zweiten Mal ein Finale mit den 49ers gegen Mahomes verloren – und war für die Offensive beim Superbowl 51 zuständig, als die Atlanta Falcons im denkwürdigsten Finale der NFL-Geschichte eine 28:3-Führung gegen Brady und die New England Patriots verspielten.

Patrick Mahomes schafft Historisches – und gibt sich als Teamplayer

Und auch im Finale am Sonntag erlebte Shanahan die Größe eines außergewöhnlichen Spielers. Mahomes übernahm mit den Chiefs in Rückstand liegend in der Verlängerung die Verantwortung, führte seine Farben binnen sieben Minuten über das Feld und hatte auch noch die Ruhe, drei Sekunden vor dem Ende der Spielzeit den entscheidenden Touchdown zu werfen. Mahomes war der erste Quarterback in 30 Jahren, der in einem Spielzug acht von acht Pässen an den Mann brachte und dabei auch noch mindestens 27 Yards selbst erlief – und das in der Verlängerung im wichtigsten Spiel des Jahres.

Die wahre Größe Mahomes‘ zeigte sich nach der Partie, als er ausgezeichnet als wertvollster Spieler seinen Mannschaftskollegen den Vortritt beim Feiern ließ – und in Interviews nicht müde wurde, darauf zu verweisen, dass die ganze Mannschaft hervorragend gespielt habe, "von der Verteidigung bis zu den Special Teams und Harrison Butkers Field Goal aus gefühlt 70 Yards Entfernung". Es waren zwar "nur" 57 Yards, reichte aber dennoch für einen neuen Rekord im Super Bowl.

Mit dem dritten Erfolg der Chiefs in fünf Jahren ist die NFL in eine neue Dynastie eingetreten. Nachdem die New England Patriots 18 Jahre die Liga dominierten und sechs Meisterschaften feierten, ist nun das Team aus Missouri an der Reihe. Und es könnte historisches schaffen: Noch nie ist es einem NFL-Team gelungen, drei Meisterschaften in Serie zu feiern. Wenn Patrick Mahomes in der Offseason neue Receiver an die Seite bekommen sollte, ist diese Mission nicht unwahrscheinlich. Aber auch ohne zuverlässige Passempfänger scheint das Ziel erreichbar – denn für Patrick Mahomes scheint nichts unmöglich. Nicht mal die sieben Meisterringe, die Tom Brady in seiner Karriere gesammelt hat.

Quellen: LA Times, CNN, Sports Illustrated, Washington Post, NFL Network

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