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DFB-Team reist in die USA Die Gewinner und Verlierer der ersten Nagelsmann-Nominierung

Mats Hummels jubelt bei der EM 2021 im Gruppenspiel gegen Portugal – nun kehrt er unter Julian Nagelsmann zurück
Kehrte schon für die letzte EM zurück: Julian Nagelsmann setzt auf Mats Hummels
© Action Pictures / Imago Images
Der neue Bundestrainer hat entschieden. Mit Julian Nagelsmanns erster Kader-Nominierung kehren bekannte Gesichter zurück in den Kreis der Fußball-Nationalmannschaft. Besonders Spieler eines Vereins scheinen beim neuen Coach aber schlechte Karten zu haben.

Julian Nagelsmann hat den Kader für die USA-Reise der Nationalmannschaft bekannt gegeben. Es ist nicht weniger als die erste Skizze der Mannschaft, der die Mission "Sommermärchen 2.0" gelingen soll. "Wir sind ein neues Trainerteam und wollen möglichst viele Spieler im Kreis der Nationalmannschaft sehen. Es ist unser Ziel, dass wir uns in der kurzen Zeit, die wir haben, maximal schnell aneinander gewöhnen und in den wenigen Trainingseinheiten versuchen, die Inhalte umzusetzen", so Nagelsmann in der DFB-Mitteilung zum Spielerkader. 

Am 14. Oktober wird die DFB-Mannschaft erst gegen die USA in Hartford getestet und am 18. Oktober in Philadelphia gegen Mexiko. Insgesamt 26 Spieler haben dann die Chance, Julian Nagelsmann davon zu überzeugen, dass sie einen Beitrag zu einer erfolgreichen Heim-EM im nächsten Jahr leisten können. Bis auf die Verletzten Manuel Neuer und Serge Gnabry hat der neue Bundestrainer alle Nationalspieler seines Ex-Arbeitgebers FC Bayern nominiert.

Von Borussia Dortmund gab es im Vorfeld Kritik an der Terminierung der Länderspiel-Reise, da die Dortmund-Spieler kaum Regenerationszeit bis zu ihrem Freitagabendspiel gegen Werder Bremen hätten. Diesem Konflikt ist Nagelsmann aus dem Weg gegangen – er ließ die meisten Spieler des BVB zu Hause.

Insgesamt setzt der neue Bundestrainer eher auf Spieler, die momentan gut in Form sind. Schließlich ist sein Engagement auf kurzfristigen Erfolg ausgelegt. Die Gewinner und Verlierer der ersten Nagelsmann-Nominierung im Überblick:

Die Gewinner unter Julian Nagelsmann

Er ist mal wieder dabei. Mats Hummels wurde bereits 2019 der Nationalmannschaft verwiesen, kämpfte sich für die EM 2021 aber zurück in den Kader, nur um dann unter Hansi Flick wieder keine Berücksichtigung zu finden. Nun kehrt der 34-Jährige zurück in den Kreis des DFB. Was Hummels mittlerweile an Tempo mangelt, macht er mit Stellungsspiel und präzisem Aufbauspiel wieder wett. In der BVB-Abwehr ist Hummels momentan unbestrittener Anführer und könnte diese Rolle in der wackeligen Defensive der Nationalmannschaft wieder besetzen. Selbst wenn es nicht für die Startelf reicht, profitiert das Team von Hummels Charisma und Erfahrung – zudem ist er Liebling der Fans.

Dasselbe trifft auf Bayern-Urgestein Thomas Müller zu. Auch er ist wie schon unter Hansi Flick wieder dabei. Als einer der erfolgreichsten deutschen Spieler der Geschichte kann Müller den vielen jungen Spielern in der DFB-Offensive ein Vorbild sein. Gerade Müllers Auftritt im Champions League-Spiel gegen Kopenhagen zeigte, wie er ein festgefahrenes Spiel mit seiner unkonventionellen Spielweise drehen kann. Deswegen forderte Matthias Sammer im Anschluss: "Müller musst du immer spielen lassen. Er ist einfach Weltklasse!"

Ein absehbarer Gewinner der Verpflichtung Nagelsmanns ist Leon Goretzka. Der Münchner wurde für die letzten Länderspiele nicht mehr von Hansi Flick nominiert. Dabei war Goretzka gerade dabei, sich beim FC Bayern zurück in die Startelf zu kämpfen. Mit der Doppelsechs aus Kimmich und Goretzka konnte Nagelsmann beim Rekordmeister Erfolge feiern, ohne wie Thomas Tuchel wöchentlich nach einer "Holding Six" zu rufen, also einem defensiven Abräumer im Mittelfeld. Ob es bei Goretzka für die Startelf reicht, ist dennoch fraglich. Schließlich würde Nagelsmann mit seiner alten Bayern-Doppelsechs aus sportpolitischer Sicht skeptische Blicke ernten.

Die ersten DFB-Debütanten der Ära Nagelsmann heißen Kevin Behrens und Chris Führich. Behrens überzeugte vor allem an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen mit vier Treffern. Zuletzt schwächelte er aber genauso wie der Rest Union Berlins, weswegen die Nominierung durchaus eine Überraschung ist. Sie deutet aber darauf hin, dass Nagelsmann eine "echte Neun" im Sturmzentrum möchte. Kevin Behrens könnte somit die erste Alternative sein, sollte Niclas Füllkrug ausfallen.

Chris Führich startete ebenfalls stark in die Saison. Führich ist mit zwei Toren und vier Vorlagen maßgeblich am Höhenflug des VfB Stuttgart beteiligt. Der Flügelspieler zeichnet sich besonders durch seine starken Dribblings und sein Tempo aus. Auch der Leverkusener Robert Andrich ist überraschenderweise erstmals für die Nationalmannschaft nominiert.

Die Verlierer

Eine überraschende Nicht-Nominierung ist die von Nico Schlotterbeck. Zwar ist er bei Borussia Dortmund momentan vor Niklas Süle in der Innenverteidigung gesetzt – dieser geht nun aber mit dem DFB auf Reisen, während Schlotterbeck zuhause bleiben muss. Schlotterbecks gute Leistungen im Verein gleichen scheinbar nicht seine von Fehlern geprägte DFB-Karriere aus. Seine Patzer im Japan-Spiel bei der WM in Katar kosteten Deutschland im Nachhinein das Weiterkommen. Und auch im Freundschaftsspiel gegen Japan im September sah Schlotterbeck auf ungewohnter Linksverteidigerposition kein Land. Auf seine Qualitäten im Aufbauspiel kann Nagelsmann anscheinend verzichten.

Emre Can galt als Liebling Joachim Löws und Hansi Flicks. Julian Nagelsmann scheint keine Verwendung für den defensivstarken Sechser zu haben. Im Mittelfeld setzte der neue Bundestrainer schon beim FC Bayern auf Spieler, die mehr Beitrag zum Spielaufbau leisten und auf technisch höherem Niveau spielen. Ganz ohne Defensivabräumer im Gepäck möchte Nagelsmann aber auch nicht verreisen. Robert Andrich, der bei Bayer Leverkusen nicht zur ersten Elf gehört, bekam den Vorzug vor Can.

Das ausgebootete BVB-Trio komplettiert Karim Adeyemi. Bei Borussia Dortmund läuft der 21-Jährige seit Wochen seiner Form hinterher. Diskussionen über fehlende Seriosität im Training dürften den Flügelflitzer für Nagelsmann ebenfalls unattraktiv gemacht haben. Mit Timo Werner und Matthias Ginter sind zudem zwei Spieler nicht nominiert, die zuvor unter Flick und Löw fast immer zum Personal gehörten.

Quellen: dpa

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